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Die Terranauten 070 - Das grüne Paradies

Die Terranauten 070 - Das grüne Paradies

Titel: Die Terranauten 070 - Das grüne Paradies
Autoren: Andreas Weiler
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Kreativcomposer saß und seine Hände sanft über die Sensorpunkte gleiten ließ. Als David auf die dadurch entstehenden Farbbilder blickte, fühlte auch er die eigenartige Anziehungskraft, die davon ausging. Farrell schnaufte.
    »Ich sehe«, stellte der Arzt fest, »Sie haben es selbst gemerkt. Wir wissen nicht, ob es etwas mit PSI zu tun hat. Unsere Tastgeräte liefern jedenfalls nur negative Resultate. Aber passen Sie einmal auf.«
    Der ganz in Weiß gekleidete Arzt führte einige Schaltungen an der Konsole neben dem Bildschirm aus, und ein Monitor erhellte sich. Sie sahen die zusammengekrümmte, wimmernde Gestalt eines anderen Stummen. »Muskelkrämpfe«, erläuterte der Arzt. »Chemische Mittel haben überhaupt keine Wirkung. Aber nun …«
    Eine weitere Schaltung. In dem Raum, in dem sich der wimmernde Stumme aufhielt, erhellte sich nun ebenfalls ein Schirm, und er zeigte die Farbkompositionen, die der andere Stumme an dem Kreativcomposer erzeugte. Die Muskelkrämpfe ließen sofort nach. Das Wimmern verklang. Der Stumme hob den Kopf und blickte auf den Schirm, über den eine Flut aus Farben wallte.
    »Der Zusammenhang ist eindeutig«, pfiff Farrell durch die Zähne. »Die beruhigende Wirkung ist offensichtlich.«
    Der Arzt nickte. »Wir gehen davon aus, daß hinter diesen Farbkompositionen irgendein Zweck steht, eine Information, wenn Sie so wollen. Eine Information zudem, die von außerordentlicher Bedeutung sein muß, denn die Wirkung, die Sie gerade beobachten konnten, ist allgemein. Bisher hat es noch keine Ausnahme gegeben. Aber wir kennen diese Information nicht. Unsere Computerszenarios sind negativ. Das bedeutet, daß die Komplexität dieser Kompositionen die Verarbeitungskapazität der Elektronenrechner übersteigt. Mit anderen Worten: Es kommen zu schnell zu viele Informationen herein.«
    »Vielleicht«, sagte David leise, »sind gerade diese Farbkompositionen der Schlüssel für die Erklärung der seltsamen … Veränderung, der die Stummen Treiber unterworfen werden.« Er hob den Kopf und wandte sich direkt dem Arzt zu. »Haben Sie schon einmal versucht, ohne den Umweg über ein Videosystem eine dieser Kompositionen zu betrachten?«
    Der Arzt nickte erneut. »Ein Assistent. Er hat einen Schock erlitten. Nach diesem Zwischenfall lassen wir die Stummen nur noch an die Composer, wenn sie allein sind, und eine entsprechende Automatik verdunkelt alle Transparentflächen, die sonst der Beobachtung dienen.«
    »Ist der Assistent PSI-begabt?«
    Der Arzt dachte einen Augenblick nach. »Soweit ich weiß, gehört er zu den Stummen, die mit dem ersten Transport gekommen sind und bei denen die Gehirnoperation voll wirksam war. Ein großer Teil der Dritten Kategorie zeigt gar keine Veränderungen. Der Assistent gehört zu dieser Gruppe. Und ich glaube, wir können in diesem Fall PSI völlig ausschließen.«
    »Gibt es einen Grund dafür«, warf Claude Farrell nachdenklich ein, »warum dieser Assistent nicht ebenfalls … erkrankt ist? Ich meine: Warum erkrankt – wenn man das so sagen kann – nur ein Teil derjenigen, bei denen der Faktor PSI vollkommen und unwiederbringlich eliminiert wurde?«
    Der Mediziner wirkte ein wenig verlegen. »Ich muß Ihnen auch da eine Antwort schuldig bleiben.«
    »Vielleicht könnte ein Treiber mit hoher PSI-Begabung die Botschaft dieser Farbkompositionen verstehen«, sagte David in die nachfolgende Stille hinein. »Wenn sie eine Botschaft enthalten, wie Sie vermuten.«
    Der Arzt machte ein skeptisches Gesicht, antwortete aber nicht. David trat von dem Bildschirm fort und an die verdunkelte Transparentprotopfläche heran.
    »Ich rate Ihnen dringend davon ab«, warnte der Arzt.
    David schien die Worte gar nicht vernommen zu haben. Er winkte. »Verändern Sie die Polarisierung. Ich bin diesen armen Teufeln einiges schuldig.«
    »David, ich an deiner Stelle …«, begann Claude und kaute nervös auf dem Zigarrenstummel.
    »Du würdest ihnen das Rauchen angewöhnen«, gab David bissig zurück. Claude warf einen verzweifelten Blick an die Decke.
    Genau das war sein Glück.
    Denn in dem Augenblick, als die Protopscheibe wieder transparent wurde, sah er nur den Widerschein der Farbkomposition. Die Reflexion ließ ihn aufstöhnen, als etwas völlig Fremdes auf sein Bewußtsein traf. David aber sah direkt in die Farbschlieren hinein.
    Hinter seiner Stirn explodierte etwas, als sein Bewußtsein in einen Strudel aus Emotionen und etwas anderem gerissen wurde, das er nicht verstand. Er wollte
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