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Die Terranauten 070 - Das grüne Paradies

Die Terranauten 070 - Das grüne Paradies

Titel: Die Terranauten 070 - Das grüne Paradies
Autoren: Andreas Weiler
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seinen Blick abwenden, doch es war bereits zu spät. Die Scheibe war nur für eine halbe Sekunde lichtdurchlässig gewesen.
    Aber diese Zeitspanne genügte vollauf.
    Während ein paar Meter hinter ihm Claude Farrell stöhnend auf die Knie sank und langsam wieder zu sich fand, stürzte David stumm zu Boden. Er hatte nicht einmal den Hauch einer Chance, seine PSI-Kräfte zum Einsatz zu bringen.
    Sein Geist zersplitterte.
     
    *
     
    »Wie lange ist sie schon drin?« fragte Duryea Ankrum rasch, während sie sich auf einer Weichliege ausstreckte und zu entspannen versuchte.
    Der in Weiß gekleidete Assistent, der während des Bewußtseinstransfers die Körperfunktionen des Psychomechanikers und des betreffenden Stummen Treibers zu überwachen hatte und gegebenenfalls eingreifen mußte, sah auf die Leuchtdioden auf einer der Gerätekonsolen, mit denen der vergleichsweise kleine Behandlungsraum ausgerüstet war.
    »Etwa drei Stunden.« Er war nervös und aufgeregt und besorgt. »Ich habe Cheryl La Röche ein kreislaufstützendes Medikament injiziert.«
    »Gut.« Die Atemübungen. Die autosuggestive Kontrolle, die Ruhe und Entspannung brachte. Himmel, die Zeit war knapp! »Auflösungserscheinungen?«
    »Ja.« Der Mann nickte ernst. »Hirnstromaktivität ist bereits merklich zurückgegangen.« Er zögerte. »Meinen Sie, daß Sie ihr noch … helfen können?«
    »Das will ich stark hoffen!«
    Und sie transferierte.
    Ihr Körper blieb weit hinter ihr zurück, in einem anderen Universum, in einem Kosmos, in dem es einst einen Mann namens Alarone gegeben hatte. Vor ihr war … nur das Nichts. Doch das Nichts war nicht leer. Etwas Weißes schälte sich aus purem Nichtsein hervor.
    Kälte.
    Sofort drängte die Psychomechanikerin diesen Eindruck zurück. Empfindungen in diesem anderen Kosmos, in diesem Universum aus Gedanken und Emotionen, waren nur pseudoreal. Ein Psychomechaniker, der der mentalen Versuchung erlag, diese Welt als real zu betrachten, setzte sich der Gefahr aus, in dem Labyrinth aus Illusionen die Orientierung zu verlieren und keinen Weg mehr heraus zu finden.
    Schnee und Eis, soweit das Auge reichte.
    Duryea Ankrum richtete sich auf. Ihre Hände hatten sich bereits mit einer Eisschicht überzogen, und die winzigen Kristalle glitzerten im Lichte einer Doppelsonne, eines Zwillingsgestirns, das hoch oben am Himmel stand und wie eine Wunde im Firmament selbst wirkte, aus der sich ätherisches Blut über eine nicht existierende Welt ergoß.
    Oder fast nicht existierend, sagte sich Duryea, während sie sich auf den Weg machte und kräftig ausschritt. Welche Richtung sie einschlug, das wußte sie aus Erfahrung, war gleichgültig. Sie mußte nur den festen, unerschütterlichen Willen haben, Cheryl in dieser Einöde aus Kälte zu finden. Das allein war der Schlüssel zum Erfolg.
    Hier ist alles nur fast nicht existent, führte sie ihren Gedanken weiter, insofern, als Erinnerungen Teile der Wirklichkeit sind. Eine Abbildung der wirklich existierenden Realität. Diese Eiswelt hier – vielleicht die Heimat des Stummen Treibers, in dessen Bewußtseinsinhalt ich mich nun befinde.
    Und noch etwas anderes: Wenn diese Welt wirklich auf den ersten Blick so real zu sein schien und nichts von der sonst üblichen Destabilität aufwies, dann konnte das nur bedeuten, daß Cheryl LaRoche den großen Fehler begangen hatte, Teil der Illusion zu werden.
    Die Psychomechanikerin hatte keine Schwierigkeit, sich in die gedankliche Welt, die nun vor ihr lag, einzufügen. Vielleicht, so vermutete sie, lag das in der Erfahrung, die die Mentalsymbiose mit Alarone mit sich gebracht hatte. Damals – wie lange war es schon her! – hatten sie ihre beiden Ichsphären zu einer einzigen verschmolzen, aus zwei Gedankenkosmen einen einzigen gemacht.
    Duryeas Atem war eine weiße Fahne, die vor ihrem Gesicht wehte. Ihre Füße sanken tief in dem pulvrigen Schnee ein, und ihre Augen begannen, in dem allumfassenden Weiß zu schmerzen.
    Sofort, als ihr dieser Schmerz bewußt wurde, verbannte sie ihn aus ihrer Vorstellung. Nein, sie konnte keinen Blendungsschmerz empfinden, denn die Eiswüste war nicht existent.
    Dann eine breite Gletscherspalte. Sofort pflanzte sie die Erinnerung in ihr Denken, entsprechende Ausrüstungsgegenstände mitgenommen zu haben. Sie griff nach der Tasche, die sich plötzlich an ihrem Gürtel befand, und holte ein langes Protopseil mit Katapultanker hervor. Sie richtete die Öffnung des Abschußrohrs schräg gegen den Himmel und
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