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Die Terranauten 070 - Das grüne Paradies

Die Terranauten 070 - Das grüne Paradies

Titel: Die Terranauten 070 - Das grüne Paradies
Autoren: Andreas Weiler
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binnen weniger Stunden befreit wurde, kam es zu einem körperlichen Verfall, der durch nichts aufzuhalten war. Höchstens durch einen Tiefkühlschlaf, aber das war keine Lösung, sondern nur ein Aufschub.
    Die Müdigkeit war verflogen.
    »Ich komme sofort.«
     
    *
     
    David terGorden und Claude Farrell standen vor der breiten Scheibe aus Transparentprotop und blickten in das dahinterliegende Labor. Auf drei breiten Liegen lagen Stumme Treiber. Die Lautsprecher übertrugen leises Stöhnen. Die Gesichter waren angespannt. Die Lippen bebten.
    »Das Ende des zweiten und der Beginn des dritten Stadiums«, sagte einer der Ärzte, die neben David und Claude standen. »Die Apathie findet ein Ende. Damit einher geht eine hyperaktive Steigerung der Hirnstromaktivität. Muskelspannungen, Verkrampfungen, Störungen in der Funktion der inneren Organe.«
    Einer der Stummen schrie. Es war ein langgezogener, qualvoller Laut. David erblaßte.
    »Können Sie nichts tun, um ihre …?«
    »Ihre Qualen zu lindern?« Der Arzt wirkte verlegen. »Wir versuchen alles, was in unserer Macht steht. Wir haben zum Glück hier die psionischen Steuergeräte, die vormals Lotz und seine Bande für die Heranzüchtung von Supertreibern benutzt haben. Wir haben es mit Abschirmungsfeldern versucht. Negativ. Es stellt sich ein zeitweiser Erfolg ein, doch nach einigen Stunden scheint fast so etwas wie ein Gewöhnungseffekt einzutreten, der die schmerzlindernde Wirkung zunichte macht. Wir haben Thingsteine eingesetzt. Negativ. Zu Anfang ergibt sich eine Reaktion, doch spätestens nach einigen Stunden erfolgt eine Anpassung. Was immer auch den Stummen so zusetzt, es läßt sich durch die bekannten Maßnahmen nicht von ihnen fernhalten.«
    David senkte den Blick. Sie hatten den Stummen Treibern, die durch die Vereinbarung mit dem Konzil aus den Internierungslagern freigekommen waren, eine neue, sichere Heimat versprochen. Jetzt stellte sich heraus, daß dies ein leeres Versprechen sein konnte.
    »Mein lieber Mann«, knurrte Farrell halblaut. »Weißt du, wie’s auf Aqua und einigen anderen Planeten des Bundes Freier Welten aussieht? Dort müssen fast neunzigtausend aus den Lagern entlassene Treiber und Stumme Treiber ernährt werden. Womit? Die Lage ist ohnehin angespannt. Hier auf Sarym haben wir Nahrung und Platz genug. Wenn wir die Stummen nicht schnellstens alle hierherbringen können, gibt’s einige verdammte Probleme.«
    David nickte. Er kannte die Lage. Einer der Stummen Treiber auf den Liegen richtete sich plötzlich auf.
    »Bringt mich weg hier!« brüllte er, und sein Gesicht lief rot an. »Bringt mich endlich weg! Ich halte das nicht aus!«
    David verkrampfte sich innerlich.
    »Der Anfang des dritten Stadiums«, wiederholte der Arzt noch einmal. »Die Schmerzen lassen später nach. Wir haben festgestellt, daß eine teilweise Inaktivierung der betreffenden Hirnsektoren eintritt. Ob das von Dauer oder nur vorübergehender Natur ist, können wir noch nicht sagen.«
    Eine Schaltung, und das Transparentprotop verdunkelte sich. David war fast dankbar dafür.
    Sie verließen den Beobachtungsraum, schritten durch einige Gänge und Korridore und hielten schließlich vor einer breiten Tür an. Der Arzt, der sie geführt hatte, wandte sich zu ihnen um.
    »Ich zeige Ihnen jetzt ein Beispiel für das fortgeschrittene dritte Stadium. Ich glaube, Duryea hat Ihnen schon Bilder gezeigt.«
    »Meinen Sie die Farbkompositionen?« fragte Farrell leise. Der Arzt nickte. »Genau. Wir wissen auch hier nicht, welche Funktion sie haben. Sie …« Er schüttelte den Kopf. »Nein, Sie sehen es sich besser selbst an. Aber seien Sie vorsichtig. Diese Kompositionen haben eine seltsame Eindringlichkeit. Blicken Sie nicht zu lange darauf.«
    Er öffnete die Tür, und sie traten ein. Der Duft von Blüten und frischem Gras schlug ihnen entgegen. Die Pflanzen stammten ausnahmslos vom Südkontinent, waren also nicht in die Variökologie Surins einbezogen. Seltsamerweise hatte sich erwiesen, daß von ihnen eine zumindest teilweise beruhigende Wirkung auf die erkrankten Stummen Treiber ausging. Wohingegen die Nähe von surinischen Pflanzenkeimlingen schon zu Verkrampfungsanfällen geführt hatte. Auch in diesem Punkt fehlte jede Erklärung. Es machte die ganze Sache nur noch rätselhafter.
    An der einen Seite des Raumes befand sich ebenfalls eine Protopwand. Sie war jedoch verdunkelt. Auf dem großen Bildschirm daneben war die schlanke Gestalt eines Stummen zu sehen, der vor einem
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