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Die Terranauten 070 - Das grüne Paradies

Die Terranauten 070 - Das grüne Paradies

Titel: Die Terranauten 070 - Das grüne Paradies
Autoren: Andreas Weiler
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Wohnbäume zur Verfügung; sie liefert ihnen ebenfalls Nahrung in Form von Manna, das von den sogenannten Mannabäumen abgesondert wird. Um Leben zu erhalten, muß kein Leben vernichtet werden. Allerdings fällt ein Faktor auf: Nur sehr wenige Menschen verfügen über die Fähigkeiten, mit denen man die Variökologie steuern und beeinflussen kann – nur wenige Menschen haben Mittler- Fähigkeiten.
    Die Frage ist: War die Umgestaltung der Ökologie Surins nur eine Maßnahme der Knospen des Baumes, um sich so ein Lebenssystem zu schaffen, das ihnen angemessen war und gute Bedingungen bot? Oder war die Umgestaltung mehr, Bestandteil eines größeren Plans, den wir noch nicht verstehen? Tatsache ist, daß die Knospen des Baumes ihr großes Werk nicht vollenden konnten. Die von den Renegaten-Knospen ausgelöste Entropie-Katastrophe hinderte sie daran, auch die Ökologie des Südkontinents umzugestalten. Die zerstörte Korallenstadt inmitten des Dschungels dieses Kontinents ist dafür Beweis genug. Das führte dazu, daß auch die Variökologie Surins gefährdet wird: durch das alte Leben, das im Norden zu Hause ist und während der Jahrhunderte Wege gefunden hat, nach Surin vorzudringen. Heute können wir daher in Surin einen Abschwächungs- und Verwässerungseffekt beobachten. Die von der maritimen Korallenstadt ausgeschickten Traumhaken, denen die Aufgabe obliegt, die Variökologie Surins zu programmieren, werden den zunehmenden Auflösungserscheinungen nicht mehr gerecht. Blütensporen aus dem Süden überwinden, durch atmosphärische Strömungen getragen, die 2.500 Kilometer breite Kluft des Ozeans, der zwischen den beiden Kontinenten Saryms liegt. Sie keimen in der Variökologie, und bereits heute gibt es weite Bereiche, in denen selbst Mittler nur mit Schwierigkeiten Kontakt zu Flora und Fauna des Nordens aufnehmen können.
    Uns sind nur zwei Einrichtungen der Knospen des Baumes auf Sarym bekannt: die beiden Korallenstädte, von denen eine zerstört ist. Der Schluß liegt jedoch nahe, daß noch weitere, bisher unbekannte organische Anlagen dieser Pflanzenintelligenz existieren. Leider sind in der PSI-Aura der maritimen Korallenstadt keinerlei Aufzeichnungen darüber enthalten, über die uns Lyda Mar informieren könnte. Wir müssen daher eingestehen, daß das Rätsel Saryms nach wie vor so gut wie ungeklärt ist.
    Wir können jedoch davon ausgehen, daß weitere Forschungsarbeit zu entsprechenden Ergebnissen führen wird …
    (Aus: Sarym – die Welt der Knospen des Baumes, Vortrag von David terGorden von der neugegründeten PSI-Akademie von Neu-Thule, 2. Juli 2503)
     
    *
     
    Hell glitzerten die Sterne. Das Rauschen des Ozeans war wie ein Flüstern, das anschwoll und wieder verklang. Der Wind strich sanft durch grüne Blätter. Irgendwo quiekte ein Gummihase.
    Pascal Flander schritt langsam auf dem weich nachgebenden Schwammoos auf den breiten Strand zu. Die auf dem Sand auslaufenden Wellen schimmerten wie flüssiges Silber.
    Nacht über Surin.
    Der Psychomechaniker Flander legte den Kopf in den Nacken. Seltsame Empfindungen entstanden in seinem Innern. Ruhe breitete sich in ihm aus, eine Ruhe, wie er sie nur selten empfunden hatte. Eine Ruhe, wie sie nur das noch nicht geborene Kind in der Wärme des Mutterleibes spürte. Er horchte in sich hinein. Dort waren, sie, die vielfältigen Stimmen der Variökologie – das sanfte, mentale Zirpen ferner Traumhaken, die ätherischen Gesänge der Rennbäume, das ferne Geraune von Seerosenquallen. Es war ein Konzert der Ruhe und Ausgeglichenheit. Ein Orchester, das aus Millionen von Mitgliedern bestand und in dem es dennoch keinen Diskant gab. Jedenfalls nicht hier an der Westküste Surins. Weiter im Süden gab es Bereiche, in den die Panzerechsen vom Südkontinent an die Küste Surins krochen, blind vor Hunger infolge der langen Reise über die 2.500 Kilometer breite Schlucht aus Wasser. Dort sangen die Stimmen des Zerfalls. Dort war nicht die Ruhe wie hier. Dort war die Region der Ökowächter, deren Aufgabe es war, die Variökologie Surins vor einer Zunahme der Zerfallserscheinungen durch das Wildleben des Südens zu bewahren.
    Aus den Augenwinkeln nahm Pascal Flander einen Schatten wahr. Direkt am Rand der grünen Wand, die sich unmittelbar an den Strand anschloß, hockte eine untersetzte Gestalt.
    Pascal trat langsam auf sie zu und teilte seinen Geist.
    Die untersetzte Gestalt war einer der etwa dreißig Stummen Treiber dieser Kolonie. Er hockte da und starrte ins
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