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Die Terranauten 052 - Die Irrfahrt der Somasa

Die Terranauten 052 - Die Irrfahrt der Somasa

Titel: Die Terranauten 052 - Die Irrfahrt der Somasa
Autoren: Conrad C. Steiner
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fast die Arme ab, und außerdem habe ich einen Bärenhunger.«
    »Weißt du überhaupt, wie man ein solches Ding landet?« fragte David interessiert. Der Sturm ließ nach. Sein Heulen erlahmte und verklang schließlich ganz.
    »Darüber mache ich mir nur sehr ungern Gedanken«, brummte d’Guinne. »Momentan bin ich ganz zufrieden damit, das Ding – wie du es zu nennen beliebst – in der Luft zu halten.«
    Salman Chark, der zusammen mit Thorna und zwei weiteren Männern die Holzschränke durchwühlte, die die Stirnwand der Steuerzentrale einnahmen, sagte plötzlich: »Wir sollten dem Ding einen Namen geben. Oh, Moment!« Ächzend brachte er aus einer der Schubladen einen verstaubten Folianten zum Vorschein.
    David und Thorna sahen auf. Die allmählich verblassende Titelschrift war zwar irdischer Natur, aber in einer Sprache abgefaßt, die weder Salman noch sein Gefährte entziffern konnten. Daß es sich bei dem großformatigen Wälzer um das sogenannte Heilige Buch des Großen Bolko handelte, stand jedoch außer Frage. Im Innenteil waren Hunderte von Abbildungen zu sehen, die einzelne Bauphasen unterschiedlicher Luftschifftypen wiedergaben. Der Große Bolko hatte seine Glaubensbrüder nach diesem Buch arbeiten lassen.
    Der Teufel mochte wissen, aus welcher Region der Erde seine Vorfahren gekommen waren, aber irgend jemand, den es nach Rorqual verschlagen hatte, mußte diesen Folianten mitgebracht haben. Auf alle Fälle war das Buch weit über fünfhundert Jahre alt, denn seine Seiten waren aus echtem Papier, und das war etwas, das man auf der Erde nur noch in Museen – und hinter Glas – zu sehen bekam.
    Als Thorna radebrechend den Titel zu entziffern versuchte, brach Marcel d’Guinne in ein donnerndes Gelächter aus und rief: »Herrgott, es ist Deutsch!« Er winkte den Gefährten Salman Charks heran, überließ ihm das Ruder und sah sich das Buch persönlich an. »Und das mir!« stieß er hervor und raufte sich die Haare. »Es ist eine Schande, daß man im zwanzigsten Jahrhundert noch nicht auf die Idee gekommen ist, eine universelle Sprache zu erfinden. Aber gib her, Mädchen, ich sehe mir das mal an.«
    Er zog sich an einen kleinen Tisch zurück und begann, vor sich hinmurmelnd, die Seiten durchzublättern. David wollte sich gerade neben den Rudergänger stellen, als hinter ihnen die Türe aufgestoßen wurde und zwei schwarzgekleidete Männer hereinstolperten, denen die Kapuzen nach hinten geglitten waren. Sie waren kahlköpfig, und in ihren Augen flackerte heillose Angst. David und Salman Chark, die beim ersten Anblick der beiden Jünger des Großen Bolko zu den Waffen gegriffen hatten, atmeten erleichtert auf, als hinter den Männern die muskulöse Gestalt Golan Asgayrs sichtbar wurde.
    Golan entblößte seine Zähne und sagte: »Sie hatten sich in einem kleinen Raum am Ende der Gondel versteckt. Sie müssen unserer Aufmerksamkeit entgangen sein.«
    Marcel d’Guinne ließ den Folianten im Stich und baute sich unheildrohend neben David auf. »Wer seid ihr? Wieso seid ihr nicht auch von Bord gesprungen?«
    Einer der Kuttenträger – ein junger Bursche von knapp zwanzig Jahren – sagte aufgeregt: »Wir wollten die SOMASA nicht verlassen. Der Große Bolko hat uns einschließen lassen. Wir waren Gefangene wie ihr.«
    David fragte: »Stimmt das, Golan?«
    Der Islahami nickte unentschlossen. »Die Tür des Raumes war von außen verriegelt. Aber das kann auch ein Trick gewesen sein.«
    David terGorden runzelte die Stirn. Stellten die beiden Männer so etwas wie eine fünfte Kolonne dar?
    »Gefangene wollt ihr gewesen sein?« fragte d’Guinne. »Wieso tragt ihr dann die schwarzen Kutten der Jünger des Großen Bolko?«
    »Man hat uns zu Mitgliedern des Ordens gemacht, ohne uns vorher zu fragen, Herr«, sagte der ältere der beiden Gefangenen. »Immer mehr Menschen verließen die Insel Saryfa. Da der Große Bolko jeden Mann mit handwerklichem Geschick benötigte, ließ er uns einfach aus unserem Dorf holen. Wir sind Schmiede und haben unter dem Bauleiter Valkar an der Konstruktion der SOMASA mitgewirkt.«
    »Ihr müßt uns glauben, daß wir nicht eure Feinde sind, Herr«, sagte der junge Bursche. »Der Große Bolko hat uns einfach in seine Dienste gepreßt.«
    Marcel d’Guinne und David wechselten einen schnellen Blick. Wenn die beiden nicht logen … Wenn ihre Geschichte stimmte, war ihre Anwesenheit an Bord gewissermaßen eine Fügung des Schicksals.
    »Warum hat man euch eingesperrt?« fragte jetzt Salman
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