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Die Terranauten 044 - Das Fluchtschiff

Die Terranauten 044 - Das Fluchtschiff

Titel: Die Terranauten 044 - Das Fluchtschiff
Autoren: Andreas Weiler
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befanden. Die dunklen Schwaden lichteten sich. Rian Aschmat sah fünf andere Gefangene, von denen einer einen Strahler in Händen hielt. Der mit dem Strahler mußte versehentlich seinen eigenen Kameraden erschossen haben.
    Irgendwo in der Nähe stimmte eine Sirene ihr heulendes Lied an. Aschmat erschrak. Er fragte sich nicht, wie es geschehen konnte, daß sie in der Lage gewesen waren, die Wirkung des starken Beruhigungsmittels abzustreifen wie ein altes Hemd. Es war eine Tatsache, und als solche mußte sie akzeptiert werden.
    Kurz blickte er auf die beiden weißgekleideten Wissenschaftler, die sie offenbar zu einem neuen Experiment in dieses Labor geführt hatten. Einer war bewußtlos, der andere tot.
    »Laßt uns verschwinden«, drängte eine junge Frau, deren grüne Haut fiebrig glänzte. »Das Sicherheitspersonal wird längst unterrichtet sein. Jeden Augenblick können hier Bewaffnete auftauchen.«
    Rian Aschmat nickte, bedauerte für einen Augenblick, daß sie nur über eine Waffe verfügten, dann war er mit einigen raschen Schritten an der Tür und öffnete sie vorsichtig. Leer und verlassen lag der Korridor vor ihnen.
    Er drehte sich um, winkte, dann trat er hinaus, gefolgt von den anderen Grünhäutigen. Nervosität und Unsicherheit in ihm nahmen sofort zu. Eine Stimme in ihm, die er nicht deutlich verstand, wollte ihm etwas sagen, und ein seltsames Gefühl verstärkte sich rasch. Es war, als erlebe er einen Traum, als sei die Wirklichkeit ganz anders. Vielleicht, dachte Aschmat, während sie über den Korridor hetzten, wache ich gleich unter einer Psychohaube auf.
    Vor einem breiten Schott schöpften sie kurz Atem, dann legte Aschmat seine breite Hand auf den Öffner. Ein Summen ertönte – und das Klacken von Stiefeln.
    »Schließen! Wieder schließen!« brüllte jemand in seinem Rücken. Aus einem Reflex heraus betätigte Aschmat die Taste erneut, und das Schott schloß sich wieder. Er erhaschte noch einen Blick auf grimmig dreinblickende Uniformierte, nahm den sengendheißen Blitz wahr, der durch den rasch kleiner werdenden Spalt vor ihnen raste, dann war das Schott wieder geschlossen. Er drehte sich um und …
    »Er ist tot«, sagte ein untersetzter Mann an seiner Seite und deutete auf den am Boden Liegenden.
    Rian Aschmat preßte die Zähne hart aufeinander, gab sich für einige Sekunden der Wut hin, die in ihm emporkroch. Hatten sie überhaupt eine Chance zu fliehen? Oder war das nur ein neues grausames Spiel der Wissenschaftler?
    »Weiter!« forderte er die vier anderen auf und hetzte wieder davon. Die Sicherheitsbeamten würden das Schott bald geöffnet haben, und dann mußten sie verschwunden sein.
    Das Klacken ihrer Schritte hallte hart in ihren Ohren, und sie hatten das Gefühl, es müsse meilenweit zu hören sein. Ihre Gedanken galten nur der Flucht. Niemand von ihnen ahnte, daß ihr Bestreben auf eine entsprechende Konditionierung zurückzuführen war.
     
    *
     
    Das heulende Wimmern naher Sirenen riß Lydas Bewußtsein aus dem Dunkel des Vergessens. Plötzlich war sie hellwach und sprang von der Liege.
    »Was mag da geschehen sein?« fragte Ennerk Prime leise und trat an die geschlossene Tür. Müde schüttelte Vangralen den Kopf.
    »Vielleicht ein Experiment«, kam es von seinen Lippen. »Ein Versuch, bei dem etwas schiefgegangen ist …«
    Die Narianerin legte ihre Stirn in Falten. Ihr Gesicht war entstellt, aber damit hatte sie sich längst abgefunden. Der Schimmelbefall, der sie fast das Leben gekostet hätte – wie lange war das alles her? Eine Ewigkeit – und doch nur wenige Wochen.
    Lyda kämpfte mit ihrer Erinnerung. Undeutlich stand das Bild eines Uniformierten vor ihren Augen, eine Antwort, die Verzweiflung bedeutete.
    »Wir haben keine Chance mehr«, sagte sie leise, so daß nur Damon Credock sie verstand. »Eine Rückkehr zum Nordkontinent ist aussichtslos. Wir haben keine Möglichkeit mehr, das Eigenbewußtsein des Suchers rechtzeitig zu kontakten. Es ist aus!«
    Während Prime und Vangralen den Sirenen lauschten, legte der Mittler seine Arme um die Schultern der jungen Frau.
    »Was …, was ist eigentlich mit uns geschehen?« fragte sie plötzlich. »Wir sind doch abgeholt worden. Zu einem weiteren Verhör? Aber … Ich kann mich an nichts erinnern!«
    »Ein Tiefenverhör kann es nicht gewesen sein«, brummte Prime und kehrte zu seiner Liege zurück. »Wir haben unseren Verstand noch beisammen …«
    Rorqual, dachte Lyda, während sich etwas in ihr versteifte. Hermano Lotz
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