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Die Terranauten 044 - Das Fluchtschiff

Die Terranauten 044 - Das Fluchtschiff

Titel: Die Terranauten 044 - Das Fluchtschiff
Autoren: Andreas Weiler
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kommen werden.
     
    *
     
    Einmal hatte er einen Namen gehabt, aber das war lange her. Wenn er heute gerufen wurde, dann hörte er eine Code-Bezeichnung. Er wußte, wann er gemeint war und wann nicht, und das sollte genügen. Dennoch – der Name war verbunden mit einer Erinnerung an Zufriedenheit, ein freies Leben, an Harmonie und unbeschwerte Tage inmitten einer wunderbaren Vegetation, die alles zum Leben Nötige lieferte.
    Rian Aschmat – das war sein Name gewesen, damals, in der Zeit, die in seinen Erinnerungen verborgen war.
    Für eine Sekunde hob er den Kopf, sah vor sich einen langen Korridor, durch den er zusammen mit anderen Testobjekten geführt wurde, verschwommen und undeutlich. Jemand berührte ihn sanft am Rücken, und er marschierte weiter, immer weiter.
    Einer der beiden Weißgekleideten warf einen unruhigen Blick auf die schweigend vor ihnen Marschierenden.
    »Sie stehen unter dem Einfluß einer starken Beruhigungsdroge. Zu irgendwelchen Befürchtungen ist kein Anlaß.«
    Der Mann nickte, legte jedoch sicherheitshalber die Hand auf den Kolben der Waffe in seinem Gürtel. Man konnte nie wissen …
    Aschmat hörte die Worte, aber sie hatten einen so fremden Klang, daß er sie nicht verstand. Außerdem sagte etwas in ihm, daß sie unwichtig waren, und er schenkte ihnen keine weitere Beachtung.
    »Halt«, sagte einer der Weißgekleideten, als sie eine breite, metallene Tür erreicht hatten. Die Gefangenen reagierten sofort auf diesen knappen Befehl. Ihre Konditionierung ließ nichts anderes zu.
    Der Mann holte einen Code-Schlüssel hervor und schob ihn in die dafür vorgesehene Öffnung. Summend schob sich die Tür zur Seite und gab damit den Blick frei in ein geräumiges Labor mit verschiedenen Gerätekonsolen. Ein neuer Befehl, und die Testobjekte marschierten willig in den saalartigen Raum hinein.
    Wie Vieh, das zur Schlachtbank geführt wird, dachte einer der beiden Wissenschaftler nüchtern.
    Rian Aschmat erhob erneut den Kopf. Eine sichere und bestimmte Hand in seinem Rücken führte ihn, steuerte ihn auf eine der Liegen zu, die wie von einem milchigen Schein eingehüllt war. Die Konturen waren irgendwie unscharf, aber darüber machte sich der Surine keine Gedanken. Er fühlte die Nähe von anderen Menschen, die so wie er waren, aber er schenkte ihnen keine Aufmerksamkeit. Sein Geist war betäubt, die Gedanken träge und unbestimmt.
    »Schnallen Sie die Testobjekte bitte fest«, sagte einer der beiden Wissenschaftler.
    Und dieser Satz ließ plötzlich eine Sperre in dem Bewußtsein von Rian Aschmat verschwinden. Jäh lichtete sich der Nebel vor seinen Augen, und die Erinnerungen strömten in seinen Geist, Erinnerungen voller Qual, Grauen und Schrecken. Die Experimente, die Schmerzen, die fast unvorstellbar waren, die Angst, der Tod …
    Rian Aschmat sah sich gehetzt um. Und er registrierte, daß auch mit seinen sechs Mitgefangenen eine Veränderung vor sich gegangen war. Er hatte keine Zeit zum Nachdenken. Etwas veranlaßte ihn, sofort aktiv zu werden.
    Aschmat wirbelte herum, stieß einen spitzen Schrei aus und löste sich mit einem Ruck aus den Armen des Weißgekleideten, auf dessen Gesicht sich jetzt Überraschung und dann plötzlich Angst zeigten. Er überlegte nicht, hieb dem Wissenschaftler, der für ihn eine Inkarnation des Schreckens war, die Faust mit der ganzen Kraft, zu der er in der Lage war, ins Gesicht. Der Mann fiel wie ein gefällter Baum auf den Boden.
    Schmerzhafte Hitze schlug ihm entgegen, als ein glühender Blitz dicht an ihm vorbeitastete und in eine Konsole raste, die nicht weit von ihm entfernt war. Es knackte und knisterte, dann leckte eine Flammenzunge aus dem zerstörten Gerät. Beißender Rauch drang Aschmat in die Nase, nahm ihm die Sicht, schmerzte in den Lungen.
    »Raus hier!« brüllte jemand. »Wir müssen raus hier!«
    Ein Schemen schälte sich aus dem Rauch vor ihm, ein Schemen, dessen Gesicht so grün war wie das seine – ein Surine wie er.
    »Das ist die Chance!« rief der Schemen. »Fliehen. Wir müssen fliehen! Die Experimente …«
    Eine flammende Aureole hüllte ihn plötzlich ein und unterbrach seine Worte.
    Irgendwo in der Nähe ertönte ein triumphierender Schrei.
    »Ich hab’ den Kerl erwischt!« brüllte jemand.
    »Der bringt keinen mehr um. Das hat endgültig ein Ende!«
    Der Rauch verzog sich jetzt langsam wieder; die Klimaanlage hatte offenbar auf höchste Kapazität geschaltet und blies frische, unverbrauchte Luft in das Labor, in dem sie sich
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