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Die Terranauten 038 - Nardas Kampf

Die Terranauten 038 - Nardas Kampf

Titel: Die Terranauten 038 - Nardas Kampf
Autoren: Andreas Weiler
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schien zu explodieren, als die angestaute Kraft sich entlud. Ein psionischer Sog entstand, der alles mit sich zerrte, Menschen, Material, die SONNENWIND. Narda hörte die Schreie der Treiber nicht, als das Schwarz außerhalb des Panzerprotops verschwand und dem nebulösen Wallen von Weltraum II Platz machte. Ihre Augen waren weit geöffnet, und dennoch konnte sie nichts sehen. Vor ihren Augen war ein ganz anderes Bild, eine Welt, umspannt von einem Ozean, Springfluten, die sich über Kontinente ergossen, gegen die Protopkuppeln der Städte brachen, darüber hinweggischteten. Sie roch die Atmosphäre, schmeckte das Salz des Ozeans, hörte die Brandung. Sie fühlte die Gewalt der Wellen, glaubte, ein Teil des Schaums zu sein, der auf den Wogen perlte.
    Eine Ewigkeit verging, in der nichts außer Kraft und Wille in ihr waren. Aber die Ewigkeit ging zu Ende, und sie wich einer grenzenlosen Schwäche, die das Bild vor ihren Augen verblassen ließ. Sie sank hinab in den Ozean, der das Licht der Sonne verdunkelte. Sie fühlte, wie ihr Körper zusammengepreßt wurde von dem schier unermeßlichen Druck der Tiefsee. Um sie herum war es nachtschwarz, und nie würde ein Funke Licht in die ewige Finsternis bringen.
    Irgend etwas brandete gegen ihre Ohren, aber das war nicht wirklich, irreal, nur ein Traum, ein Hauch, der davongeweht wurde von der Strömung.
    War da nicht etwas, an das sie sich erinnern sollte? Ein Gesicht vielleicht, eine Stimme?
    Nur noch Hitze war in ihr, ein loderndes Feuer, das die Kraft verzehrte, Erschöpfung erzeugte, willenlos machte.
    Eine wispernde Stimme riet ihr, sich zu wehren, sich dagegenzustemmen, aber sie gab willig nach, ließ sich treiben, auf und nieder.
    Langsam, ganz langsam tropfte das Denken aus ihr heraus …
     
    *
     
    Da war etwas Weiches unter ihr, etwas, das jeder ihrer Bewegung willig folgte, sanft, angenehm. Und da war noch etwas anderes, eine Erinnerung …
    Ich bin Narda, dachte das Ich, und ich lebe!
    »… du mich hören? Kannst du mich hören?«
    Narda wollte nicken, aber der Anstrengung setzte sich ein zäher Widerstand entgegen. Sie versuchte es noch einmal, vergeblich.
    Ich bin schwach, dachte das Ich. So schwach.
    »Sie wird es überleben«, fuhr die weit entfernte Stimme fort. »Aber es ist wie ein Wunder. Sie ist so schwach, daß ich nie geglaubt hätte, sie könnte über den Berg kommen. Es ist ihr Wille, der Wille zum Überleben.«
    »Sie war schon immer ein besonderes Mädchen«, sagte eine andere Stimme, und Zuversicht war in ihr.
    Etwas in Narda wurde aufmerksam. Die SONNENWIND, die Flucht, keine Mistel, Greeny … Tot. Und doch … Die Stimme.
    »Sie wird es überleben, aber dennoch muß sie einen Preis zahlen«, fuhr die erste Stimme fort. »Das PSI-Zentrum in ihrem Hirn. Es ist geschädigt. Zumindest ein Teil ihrer Begabung wird für immer verloren sein.«
    »Sie lebt«, sagte die andere Stimme. »Und sie ist keine Stumme Treiberin. Nur das zählt.« Die Stimme, sie war weich und … vertraut.
    Narda schlug die Augen auf. Das Bild war verschleiert, aber etwas war blond und bewegte sich in ihr Gesichtsfeld hinein. Konnte das …? Das Ich wuchs an, plötzlich, fegte die Schwäche hinweg. Das Bild klärte sich.
    »David!«
    Sie sah die blonden Haare, das markante Gesicht, und sie flog ihm entgegen. Sie spürte, wie er sie in die Arme nahm.
    »Ja, ich bin’s, Narda. Du hast es geschafft. Dein Wille war es, der den Weg schuf.«
    Alles hatte einmal ein Ende. Auch die Qual, der Kummer, die Verzweiflung.
    Und über Nardas Gesicht strömten Tränen, groß und glitzernd, Tränen der Erleichterung und des Glücks.
     
    *
     
    … zeichnet die Legende von »Narda und David« im Unterschied zu der von »Narda und Josslin« in der Hauptsache ein wichtiges Detail aus. Während bei »Narda und Josslin« skurrile Abenteuer die größte Rolle spielen, haben die Abenteuer der Narda aus »Narda und David« einen bedeutenden Hintergrund politischer Natur. Es ist nicht nur die Liebe Nardas zu David, die sie vorwärts treibt, es sind auch die Informationen über die Verschleppung besonders begabter Treiber.
    »Narda und David« – das ist eine Legende von Tapferkeit, von Mut und von einem unbeugsamen Willen. Es ist aber gleichzeitig auch Propaganda. Es ist schon erwähnt worden, daß die Treiber der Ersten Treiberraumfahrt für Mystik einen besonderen Hang hatten. Diese Legende wird genau diesem Hang gerecht. Sie vereint in sich das Bizarre einer besonderen Erzählung und die
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