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Die Terranauten 038 - Nardas Kampf

Die Terranauten 038 - Nardas Kampf

Titel: Die Terranauten 038 - Nardas Kampf
Autoren: Andreas Weiler
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fühlte sie den Arm Miruds auf dem ihren.
    »Du kannst nichts mehr tun«, sagte die Ärztin. »Sie ist tot.«
    Narda erhob sich wie in Trance, taumelte ein paar Schritte zurück. Mit tränenden Augen sah sie auf Greeny hinab, auf die Hülle, die noch von ihr übriggeblieben war. Greeny, Whity, Rollo – alle tot, verloren, für immer.
    Jessica Xiam legte den Arm um ihre Schultern und führte sie hinaus. »Nur ihr Körper ist tot«, sagte sie.
    Narda preßte die Lippen zusammen. »Ja«, entgegnete sie. »Und ohne Greeny ist es auch für uns aus. Wir leben noch, und doch sind wir schon so gut wie gestorben …«
     
    *
     
    »Da kommen sie«, knurrte Mil Fraumin tonlos und hob die rechte Hand. Sie deutete hinaus ins Nichts. Narda wandte langsam den Kopf. Durch die transparente Panzerprotopkuppel glitzerten die Sterne in einem kalten und doch weichen Licht. Bereits mit bloßem Auge waren zwei Punkte zu erkennen, die auf flammenden Triebwerksstrahlen ihnen entgegenrasten. Es konnte sich nur noch um wenige Minuten handeln, bis die Ringos die SONNENWIND erreicht hatten. Und mit ihnen das Verderben. Es gab keinen Ausweg mehr, keine Hoffnung.
    Muß ich wirklich sterben? dachte Narda, und in ihr war dabei eine eigenartige Kälte, eine Gleichgültigkeit, die sie abschreckte. Muß ich wirklich sterben, ohne dich wiedergesehen zu haben? Werde ich bald nur noch eine Erinnerung sein? David, wirst du an mich denken? Wirst du mich nicht vergessen?
    NEIN!
    Ihr psionischer Schrei ließ die anderen Treiber unwillkürlich zusammenzucken.
    »Narda«, sagte Jessica. »Ich …«
    »Wir werden uns nicht einfach abschießen lassen!« erwiderte das PSI-Mädchen fest, ohne auf die Worte der Treiberin zu achten. Es war, als spräche sie zu sich selbst. »Wir sind nicht tot, noch leben wir. Und solange wir leben, geben wir nicht auf.«
    Wie oft hatte sie diese Worte in den letzten Monaten schon gesagt? Und doch gaben sie ihr Kraft.
    »Konzentriert euch!« rief sie, und ihre Miene nahm einen entschlossenen Zug an.
    »Narda, wir haben keine Mistel«, brachte Errehan hervor, als sei es nötig, sie daran zu erinnern. »Und Greeny …«
    »Ich weiß, was mit Greeny ist!« schrie Narda und stampfte mit dem Fuß auf. »Niemand weiß das besser als ich. Aber wir leben! Und wir lassen uns nicht einfach abschießen!«
    »Wir könnten uns ergeben«, schlug Dania Makiri leise vor. Narda wirbelte herum.
    »Das, was uns dann droht, ist schlimmer als der Tod. Die Gehirnoperation. Oder der Transport. Niemand weiß, was von diesen beiden Alternativen schrecklicher ist. Oder ist hier jemand, der glaubt, Valdec würde Gnade walten lassen?«
    Die Treiber schwiegen und blickten zu Boden.
    »Konzentriert euch, verdammt! Wir werden den Wechsel in den Weltraum II vollziehen. Auch ohne Mistel! Und auch ohne die Hilfe von Greeny! Ich bin damals mit David ohne Mistel von der Erde nach Zoe geflogen. Es geht! Es muß gehen!«
    Ihre Gedanken schrien. Sie stampfte mit dem Fuß auf wie das kleine Mädchen, das sie vor zwei Jahren noch gewesen war.
    Und Narda fühlte die Kraft, die in ihren Geist strömte, die Kraft von sieben Treibern, verbunden und verschmolzen mit ihrer eigenen Energie.
    »Mirud«, kam es von ihren Lippen. »Du mußt in den Tief schlaf. Du bist kein Treiber, du kannst den Wechsel und den Flug in dem anderen Weltraum nicht überstehen. Du würdest den Verstand verlieren …«
    Ein Teil ihres Verstandes nahm wahr, daß Dania Makiri die Ärztin aus der Zentrale führte. Narda konzentrierte sich. In ihren Gedanken war nichts mehr außer dem Willen, den zwei Schiffen und dem Verderben, das sie in sich trugen, zu entgehen. Mit ihren geistigen Sinnen griff sie hinein in das Nichts, in die andere Welt, die nicht sichtbar war und doch existierte. In ihr war das Fremde und doch die Vertrautheit von Weltraum II.
    Aqua, dachte sie. Dort bist du. Ich kenne die Daten. Sie sind in mir. David! Ich will dich wiedersehen! Ich will! Ich habe Informationen, sie sind wichtig, sehr wichtig. Ich muß dich wiedersehen!
    Sie sah sein Gesicht, die blonden Haare, die Augen. Sein Gesicht – das waren die Koordinaten, der Zielpunkt. Wilde Entschlossenheit überschwemmte ihr Denken, gepaart mit Sehnsucht. Es gab nur noch dieses eine Ziel, nichts anderes existierte wirklich. David, David terGorden!
    »Sie … Sie sind heran. Sie eröffnen das Feuer!«
    Die Stimme kam wie aus weiter Ferne, und sie gehörte zu der Welt, die nicht wirklich war. Sie war auch nicht wichtig.
    Nardas Hirn
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