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Die Terranauten 027 - Der Transmitter-Baum

Die Terranauten 027 - Der Transmitter-Baum

Titel: Die Terranauten 027 - Der Transmitter-Baum
Autoren: Henry Roland
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nur allzu auffälligem Behagen duldete.
     
    *
     
    »Verschwunden? Was soll das heißen, ›verschwunden‹?« Queen Zalia betrachtete den Hauptmann fast empört. Die Störung war ärgerlich genug, aber daß ein ausgewachsener Mann und Grauer sie mit so etwas belästigte, grenzte nach ihrer Ansicht hart an ein Vergehen. Mit ihrer rechten Hand drückte sie eine Taste, die den Holo-Rekorder ausschaltete, in den sie vorhin ihren Routinebericht zu diktieren begonnen hatte. Auf dem kleinen Kontrollbildschirm erlosch ihr originalgetreu schönes Abbild. Sie würde die Unterbrechung von der Magnetspule löschen müssen. Ruckartig erhob sie sich hinterm Pult und stützte die Hände mit den Knöcheln auf die Platte. »Antworten Sie, Hauptmann! Oder sind Sie jetzt auch noch taub?!«
    Hauptmann Juniperus’ knochiges Gesicht blieb ungerührt. Jahrzehntelanger Dienst hatte ihn gegenüber den Vorwürfen auch jüngerer Vorgesetzter abgestumpft. Zugleich war mit der Zeit auch die nachgerade abgöttische Verehrung, die besonders neue Graue ihren Queens entgegenzubringen pflegten, in ihm erloschen. Er tat seine Pflicht und ließ in diesem Bewußtsein alles andere an sich abgleiten.
    »Das soll heißen, Centurio«, antwortete er unverdrossen, »daß sein gegenwärtiger Aufenthaltsort nicht feststellbar ist. Ich nehme an, daß wir uns damit wieder auf der gleichen Verständigungsebene befinden.« Er maß die Queen mit ausdruckslosem Blick und sah zu seiner Befriedigung Wut ihre Mundwinkel in Zuckungen versetzen. »Hege Krotzer ist zu einer vor drei Stunden anberaumt gewesenen Besprechung mit seinen Kollegen nicht erschienen. Wir fanden sein Quartier verschlossen vor. Nach Absprache mit den anderen Wissenschaftlern brachen wir die Tür auf. Allem Anschein nach hat Krotzer es schon in den frühen Morgenstunden verlassen.« Juniperus verschnaufte. In seinem Alter machte sich auch bei einem militärisch-sportlich durchtrainierten Mann Kurzatmigkeit bemerkbar. Bei der Grauen Arda! dachte er erbittert. Hätte sich bloß einmal, ein einziges Mal eine Gelegenheit zur Bewährung für mich ergeben, ich wäre längst Cosmoral und müßte mich nicht hier auf einem so gut wie vergessenen einstigen Kolonialplaneten mit nebensächlichen Angelegenheiten zu Tode langweilen. »Beim Durchsuchen der Basis haben wir überdies das Fehlen eines Gleiters sowie im Arsenal von zwei Laserwaffen und einem Raketenwerfer samt fünf Nuks ermittelt.«
    Queen Zalia starrte ihn fassungslos an. »Krotzer ist mit derartigen Waffen aus der Basis verschwunden, ohne jemanden davon zu unterrichten? Graue Arda! Zu welchem Zweck denn?«
    »Bedauerlicherweise kann ich mir dahinter keine andere als eine feindselige Absicht vorstellen«, erwiderte Juniperus.
    »Feindselige Absicht?!« brauste Zalia auf. »Was reden Sie da, Hauptmann? Hege Krotzer ist ein Wissenschaftler der Grauen Garden.«
    »Sie werden mir den Hinweis erlauben, Centurio, daß ich Hauptmann der Grauen Garden bin und außerdem in Dienst und Pflichterfüllung ergraut.« Juniperus konnte sein Vergnügen an dieser gewitzten Ausdrucksweise kaum verbergen. »Ich habe nicht den Eindruck, daß er fünf Nukleargeschosse braucht, um sich einen schönen Tag zu machen.«
    Zalia kehrte dem Hauptmann schroff den Rücken zu, sich darüber im klaren, daß sie im Moment ihr Mienenspiel nicht in der Gewalt hatte. Sie verspürte ein Gefühl von innerer Auflösung. Etwas war geschehen, das sich nicht begreifen ließ, dem sogar der kleinste Ansatzpunkt zu einer Erklärung ermangelte. Was mochte bloß in diesen Krotzer gefahren sein? Selbstverständlich teilte sie nicht Juniperus’ absurde Meinung. Vielleicht hatte sich Krotzer über irgend etwas sehr geärgert und daraufhin in der Aufregung beschlossen, mit den Wilden kurzen Prozeß zu machen, indem er die Ruinenstadt vollends ausradierte. Doch selbst das wäre eine Eigenmächtigkeit, die nicht anging und nicht hingenommen werden durfte. Andererseits … der kleinwüchsige, verschlossene Wissenschaftler hatte nie gewirkt, als sei er zu irgendwelchen Kurzschlußhandlungen imstande.
    Aber ganz gleich, was Krotzer mit den Nuks vorhaben mochte, mit ihrer Verwendung müßte er die Basis in Gefahr bringen. Sie war wohlüberlegt in die Tiefen der Canyons gebaut worden. Diese zerklüftete Gegend mit ihren zahlreichen tiefen Schluchten eignete sich hervorragend als versteckter Standort auch größerer Anlagen. Allerdings waren die Canyons unter tektonischen Gesichtspunkten außerordentlich
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