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Die Terranauten 027 - Der Transmitter-Baum

Die Terranauten 027 - Der Transmitter-Baum

Titel: Die Terranauten 027 - Der Transmitter-Baum
Autoren: Henry Roland
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praktisch jeden Moment einen gewaltigen Knall geben, und dann stürzten womöglich die Canyons über der Basis zusammen. Also evakuieren? Damit hätte sie jedoch eingestanden, daß eine Lage entstanden war, die sie nicht in der Hand hatte. Nein! Zuerst einmal mußten sie irgendwie eine Verständigung mit Krotzer zustandebringen und herausfinden, worum es sich eigentlich drehte. Gewiß, vielleicht war wirklich ein Komplott im Gange, unterhielt Krotzer Beziehungen zu irgendwelchen Außenstehenden. Aber darin erblickte sie durchaus noch keinen Anlaß zur Sorge. Sie gebot über eine komplette hundertköpfige Garde von durch erstklassige Ausrüstung maximalisiertem Kampfwert und einen von der Basis getrennten, computer-ferngesteuerten Abschußbunker voller Atomraketen für alle, einschließlich interplanetare Reichweiten. Daher sollte niemand sie in die Knie zwingen können. Um Mißverständnisse aus Voreiligkeit auszuschließen, wollte sie es jedoch erst mit Gutwilligkeit versuchen. Jetzt war mehrgleisiges Handeln vonnöten, um sich gegen alle Eventualitäten abzusichern. »Meine Befehle lauten folgendermaßen«, sagte sie laut und deutlich, indem sie sich wieder Hauptmann Juniperus zuwandte. »Geben Sie dem Computer ein Programm ein, Krotzer über Funk zu rufen und um Meldung zu ersuchen. Irgendwann muß er den Ruf ja im Gleiter hören. Ein zweites Programm ist für die Aufgabenerweiterung der Spürhunde einzugeben. Sie haben auf Krotzer und/oder den vermißten Gleiter zu achten und über Funk sofort Mitteilung zu machen. Die Gleitfahrzeuge sind für den Kampfeinsatz vorzubereiten. Ferner bestellen Sie Snatcher zu mir. Veranlassen Sie überdies, daß baldmöglichst ein Kamerasatellit in eine Umlaufbahn geschossen wird. Wir brauchen künftig eine bessere Flächenüberwachung.« Queen Zalia sah Juniperus scharf an.
    Aber der Hauptmann hatte keine Fragen. Knapp neigte er den Kopf, so daß sein kahler narbiger Schädel in Zalias Blickfeld wie ein kraterübersäter Himmelskörper aufschimmerte. »Ich höre und gehorche«, murmelte Juniperus die unter den Grauen übliche Befehlsbestätigung. Auf dem Absatz vollführte er eine zackige Kehrtwendung und ging mit markigen Schritten hinaus.
     
    *
     
    Nanuk spürte die Gefahr zuerst. Lautlos verharrte er auf seinen sechs stämmigen Beinen neben einem der Betonpfeiler, die über den rissigen Asphalt aufragten, verschmolz mit dem Dunkel der Trümmerhaufen und verstreuten Stahlträger einer schon vor langem niedergebrochenen Brücke. Sogar sein Hecheln verstummte. Seine Sinne ertasteten Umrisse, durchdrangen die Finsternis der mondlosen Nacht, erfaßten die geringfügigsten Bewegungen, leisesten Geräusche. Seine steil aufgerichteten Ohren lauschten hinüber zur schwarzen Mündung der Fußgängerunterführung.
    Behutsam duckte sich der Schmale Tortor, ließ den gewichtigen Donnerkeil von der Schulter in seine Spinnenhände gleiten und lauschte ebenfalls. Obwohl er den Atem anhielt, hörte er nur das Rascheln und Zirpen von Kleingetier aus Kellerlöchern und Schutthalden. Aber er wußte, er konnte Nanuks unvergleichlich besserer Wahrnehmung trauen. Nanuk war der beste Schutz gegen den Feind. Die Mehrzahl aller Tunnelbauten war eingestürzt, aber manche Abschnitte waren noch passierbar.
    Aus Nanuks breitem Brustkorb drang ein Knurren. Der Blick seiner bernsteingelben Augen blieb unverwandt in den schwarzen Schlund des Stollens gerichtet. »Sitz, Nanuk«, flüsterte der Schmale Tortor. Nur zweihundert Meter trennten sie vom Eingang zum Kaufhaus. Gegen das schwache Sternenlicht sah er den Fahnenmast sich abzeichnen, an dem Kalte, ihr Strahlenwart, an jedem Morgen zur Warnung den blauen Wimpel hißte, sobald die Späher die Ankunft des Feindes meldeten, der jeden Tag aus der Wüste kam, um die Mitglieder der Bürgerschaft zu jagen und erbarmungslos zu töten.
    Am Nachmittag war er wegen seiner Nachzügelei durch drei Feinde von seiner Gruppe, mit der er sich auf Nahrungssuche befand, getrennt worden – zum Glück gemeinsam mit Nanuk, der nie aus seiner Nähe wich. Ohne ihn hätten die drei Feinde ihn zweifelsfrei bald in die Enge getrieben. Bis jetzt war es ihnen gelungen, sich den Verfolgern zu entziehen. Aber nun versperrte ihnen offenbar ein zweiter Trupp auf der letzten Strecke zum Schlupfwinkel den Weg. Er mußte in der Stollenmündung lauem, dem Nanuks Aufmerksamkeit galt.
    Nanuk gehorchte mit merklichem Widerwillen. Die Aura von Bedrohung reizte den starken, bis zur Ungnädigkeit
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