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Die Terranauten 027 - Der Transmitter-Baum

Die Terranauten 027 - Der Transmitter-Baum

Titel: Die Terranauten 027 - Der Transmitter-Baum
Autoren: Henry Roland
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verschränkte die Arme auf dem Busen und fing hin- und herzuschreiten an. »Und es ist ja jemand im Schildenstern-System – jemand der Raumschiffe vernichtet, deren Besatzungen sich über das Verbot hinwegsetzen. Ja, es ist vollkommen klar, irgend etwas geht vor, was geheim bleiben soll, und ich bezweifle, daß es Nachkommen von etwaigen Überlebenden der Kampfhandlungen des Ersten Interstellaren Krieges sind, die solche modernen Geschosse in den Weltraum feuern. Stinkt das alles nicht geradezu nach Umtrieben der Grauen Garden?«
    »Das mag ja sein«, meinte ihre pummelige Zwillingsschwester. »Aber deswegen muß doch Onyx nicht gleich identisch sein mit Shondyke.«
    »Er hat den Namen genannt«, erwiderte Winchinata, »nicht ich.«
    Er – damit bezog sie sich auf den toten Treiber von der OTTAWA, dessen Leichnam sie vor wenigen Stunden der samtschwarzen Umarmung des Alls übergeben hatten. An ihrer Feststellung war nicht zu rütteln. Für einen langen Moment schwiegen alle.
    »Ich bleibe bei meinen Einwänden«, erklärte Luther Straightwire gleichmütig.
    »Hast du das gehört?« wandte sich Dime Mow spöttisch an Hadersen Wells. »Er bleibt bei seinen Einwänden!« plötzlich wirkte er ungemein zapplig; so ziemlich das einzige, was Dime Mow aus der Ruhe zu bringen vermochte, war die überlegenere Gelassenheit Luther Straightwires. »Dann kannst du auch bei deiner These bleiben. Hier hat ja jeder seine fixe Idee. Außer mir. Seht mich an!« Er tippte mit einem Zeigefinger auf seinen verfetteten Leib. Sein Gesicht erlangte wieder die gewohnte, durch Bluthochdruck bedingte Rötung. »Ich bin ein Mann mit Besonnenheit. Ich habe meine Fantasie unter Kontrolle. Ich bin auch nicht cholerisch.« Bei der letzten Bemerkung schielte er mit schiefem Grinsen Hadersen Wells an. »Könnt ihr euch nicht an mir ein Vorbild nehmen?«
    »Na, zumindest Maury eifert dir ja schon nach, was die Korpulenz angeht«, sagte schnoddrig Farewell-Paal. Er schlug sich auf einen Schenkel. »Das erinnert mich an das Wettessen zwischen Logenmeister Hollister Woody und seinem Treiber Konstantin Gyros, dessen Zeuge ich im Jahre …«
    »Ich glaube, wir hören jetzt tatsächlich lieber mit diesen fruchtlosen Diskussionen auf«, unterbrach Hadersen Wells ihn streng, als er bemerkte, wie Dime Mow und Maury Winchinata sich dunkelrot verfärbt hatten. Insgeheim jedoch verspürte er Belustigung. Er mochte seine Leute. Diese kleinen Reibereien boten sich als willkommenes Hilfsmittel an, um von heranrückenden großen Gefahren erst einmal abzulenken. Schließlich nutzte es nichts, Bedrohungen entgegenzustieren, als sei man das gebannte Opfer einer Schlange. Zudem freute es den Logenmeister diebisch, daß der vorlaute Dime Mow, der seine Umgebung so gerne mit ironischen Seitenhieben eindeckte, in diesem Fall eindeutig den Kürzeren gezogen hatte. Einen Augenblick lang stand Wells mit erhobenem Kopf, den schütteres wachsweißes Haar umrahmte, reglos da, als lausche er, aber in Wirklichkeit überlegte er bloß konzentriert. »Ich schlage folgendes Vorgehen vor«, meinte er schließlich und straffte die Schultern seiner bulligen Gestalt. »Sobald sich die GDANSK im Distanz-Parkorbit befindet, fliegen wir Onyx mit einem Ringo an. Mit einem so kleinen Boot sind die Aussichten recht gut, durch die Ortung der Unbekannten schlüpfen zu können. Ferner statten wir uns für den Besuch auf Onyx so aus, daß wir mit so gut wie jeder Situation fertigwerden können.«
    »Ich checke einen Ringo durch«, bot sich Tsien-Wan an, »und mache ihn einsatzbereit.«
    »Ausgezeichnet.« Wells empfand die zurückhaltende, aber in entscheidenden Momenten stets hilfsbereite Art des china-stämmigen Asiaten als sehr angenehm. »Wir versehen uns im Depot individuell mit Ausrüstung. Anschließend treffen wir uns im Versammlungsraum. Hat jemand zusätzliche Vorschläge?« Er schaute in die Runde.
    »Hört sich sehr einfach an, wie du’s darstellst«, bemerkte Winchinata. Ihre grünen Augen und das schmale Gesicht widerspiegelten eine gewisse Neigung zur Hektik. »Ich wollte, wir wären schon unten. Ich wollte, wir wüßten schon mehr.«
    Luther Straightwire legte ihr in einer Gebärde der Ermutigung einen Arm um die Schultern. »Man muß warten können im Leben. Alles zu seiner Zeit. Was wir nicht ändern können, wird geschehen. Was in unserer Macht liegt, werden wir tun.«
    Maury verkniff scharfäugig die Lider. Sie fand, daß ihre Zwillingsschwester Straightwires Berührung mit
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