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Die Terranauten 027 - Der Transmitter-Baum

Die Terranauten 027 - Der Transmitter-Baum

Titel: Die Terranauten 027 - Der Transmitter-Baum
Autoren: Henry Roland
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Da die Morgendämmerung heraufzog, widmete sich die überwiegende Mehrheit der Bürgerschaft jedoch dem Verzehr ihrer Krautsuppe. Kalle, ihr Strahlenwart, sein Gehilfe Ed und die stets vorlaute Elfte standen in der Nähe und versuchten, ihm seine großartigen Einfälle madig zu machen. Zella lehnte an der Brüstung der Dachterrasse und musterte ihn frostig aus ihrem einzigen Auge, die Arme auf dem Busen verschränkt.
    »Die Macht der Ahnen!« brüllte der Schmale Tortor. »Hört ihr denn nicht?« Infolge seiner Lautstärke wandten sich ihm ein paar einfältige Gesichter zu. »Ich habe die Macht der Ahnen! Ich kann aus diesem Rohr gewaltige Feuer verschießen! Es gehört mir allein, denn ich habe es gefunden! Ich bin der Mächtigste der ganzen Bürgerschaft! Auf die Knie mit euch!«
    »Du mußt wahnsinnig geworden sein«, krächzte Kalle aus seinem krummen Schnabel. Er sah aus, als müsse er zu weinen anfangen, und das müßte für ihn als Bluter schlimm werden, denn seine Tränen gerieten unweigerlich blutig. »Wie kommst du nur auf solche Gedanken? Was ist in dich gefahren …?«
    »Schweig, alter Trottel!« kreischte der Schmale Tortor. Er empfand zusehends rasende Wut. »Auf die Knie mit euch allen, oder ich vernichte euch! Dank der Macht der Ahnen, die ich jetzt besitze, werde ich euch alle im Feuer umkommen lassen, wenn ihr euch nicht unterwerft! Ich werde …«
    »Der Wahnsinn der Ahnen ist es, der von dir Besitz ergriffen hat, Schmaler Tortor«, unterbrach ihn Zella ruhig und streng. »Wir brauchen weder Waffen noch Herrscher. Wir können dich nicht länger unter uns dulden. Du mußt ausgemerzt werden wie ein Geschwür.«
    »Ha!« Der Schmale Tortor fuhr herum und starrte Zella an. »Elende alte Vettel! Du wirst hier nicht länger das große Wort führen! Ich werde dir …«
    »Nichts wirst du noch«, unterbrach ihn Zella erneut. »Es gibt andere Arten von Macht, und eine davon ist mir gegeben, obwohl ich es bisher verborgen gehalten habe.« Ihr Zyklopenauge schien sich plötzlich auszudehnen. »Lerne sie nun kennen, Schmaler Tortor, und lerne das Ende kennen, das allen deinesgleichen gebührt, die sich zu hoch über andere erheben wollen.«
    Die Füße des Schmalen Tortors hoben sich vom Boden. Langsam schwebte er in die Höhe, konnte sich an nichts klammem als an sein Rohr. Der Behälter mit der Munition folgte ihm aufwärts.
    Der Schmale Tortor begann zu schreien. Sein langgezogener Schrei hallte über die Ruinenstadt, wurde leiser, während er stieg und beschleunigte, und verstummte, als er droben zwischen den Wolken außer Sicht geriet. Ein paar Kinder gafften ihm erstaunt nach.
     
    *
     
    Nur ein überflüssig gewordener Kamerasatellit verzeichnete den höchst außergewöhnlichen Vorfall, daß eine halbnackte menschliche Gestalt von Onyx’ Oberfläche mit hoher Geschwindigkeit in den luftleeren Raum vorstieß, um in einiger Entfernung unterm Einfluß der planetaren Gravitation in eine Kreisbahn zu gehen. Aber der Satellit war ein schlichter elektronischer Apparat und dachte sich dabei nichts.
    ENDE

In der nächsten Woche erscheint als Band 28:
     
»Die PSI-Sucher«
    von Robert Quint
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