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Die Terranauten 026 - Der Weg nach Argus

Die Terranauten 026 - Der Weg nach Argus

Titel: Die Terranauten 026 - Der Weg nach Argus
Autoren: Robert Quint
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Gefangennahme hatten in ihr ein irreales Empfinden ausgelöst. Ihr war es schwergefallen, diese Wirklichkeit als das anzuerkennen, was sie war: eine Welt, ein Universum wie das ihrige. Eine Welt, in der sie sterben konnte.
    Die fremde und vertraute Umgebung der Kaiser-Zentrale ließ ihre Zweifel verfliegen.
    Jetzt, in diesem Moment, war die Semi-Realität die einzige Realität, die es für sie gab. Sie mußte sich dem anpassen. Es ging um ihr Leben – und ihre Rückkehr in ihre eigene Welt.
    »Vorwärts«, befahl der Graue.
    Zweifellos hatte er seinen Stunner ständig auf sie gerichtet. Keine guten Voraussetzungen für einen Fluchtversuch.
    Informationen sammeln! dachte sie. Ich muß mehr über die Verhältnisse in der Zitadelle herausfinden. In meiner Realität hat es trotz aller offen bezeugten Loyalität Differenzen zwischen den Garden und dem Konzil gegeben. Vielleicht ist es hier ähnlich. Meine einzige Chance …
    »Wo bringen Sie mich hin?« erkundigte sich Helena Koraischowa alias. Chan de Nouille.
    Es war eine reine Testfrage. Sie erwartete keine Antwort, denn kein Grauer ihrer Realitätsebene hätte die Frage eines Gefangenen beantwortet.
    Zu ihrer Überraschung war es hier anders.
    »Zur Grau-Alpha«, erklärte der Gardist. Verdrossenheit färbte seine Stimme. »Natürlich muß ich diesen Auftrag bekommen. Das ist Ihre Schuld! Ihre Schuld!«
    Der Haß, der aus dem Grauen sprach, schockierte Chan de Nouille.
    Wie kann ein Grauer Haß empfinden, wo er doch nur Befehl und Gehorsam kennt?
    Unvermittelt lachte ihr Bewacher; ein hohes, nervöses Kichern, das sie mehr entsetzte als sein Haß. »Aber das wird sich alles bald ändern. Alles wird sich ändern. Grau-Alpha sagte es. Dann ist Schluß damit, allein durch die Gänge zu laufen und irgendwelche unnötigen Befehle auszuführen. Dann kehrt endlich wieder Ordnung ein.«
    »Grau-Alpha?« wiederholte Chan de Nouille. »Wer ist Grau-Alpha?«
    Gibt es hier keine Große Graue? Oder trägt sie jetzt diese Bezeichnung? Aber möglicherweise ist es auch ein Computer …
    Der Gardist schien ihre letzte Frage nicht gehört zu haben. Der Heiterkeitsausbruch flaute ab, machte einer sehnsuchtsvollen Stimmung Platz.
    Überdreht … Emotional überdreht. Sprunghaft wechselnde Stimmungen. Abnorm überhöhte Gefühle. Gibt es hier keine Nüchternheit, Kühle, Präzision wie … daheim?
    Sie dachte zurück an den Kampf draußen unter der Energiekuppel.
    Alles war zu verwirrend, zu widersprüchlich.
    »Ich könnte jetzt ebenfalls in der Stadt sein«, klagte ihr Bewacher. »Die anderen haben ihren Spaß. Und ich? Ich stelle mir vor, sie haben den Entroper bereits entdeckt. Ich stelle mir vor, sie entsichern in diesem Augenblick ihre Laser und legen an. Ich stelle mir vor, ich würde dabeistehen … Aber bald werde auch ich wieder Entroper schießen …«
    »Entroper schießen?« echote die Große Graue verblüfft. »Das ist unmöglich.«
    »Sie wissen nichts«, erklärte der Gardist verächtlich. Seine Verachtung war roh und umfassend. Ekel mischte sich hinein. »Sie haben überhaupt keine Ahnung. Natürlich kann man Entroper schießen. Sie sind zäh, und man muß wissen, wo man den Laser anzusetzen hat, aber dann kann man sie knacken. Wenn man die richtige Raum-Zeit-Spur erwischt, schlägt der Laserstrahl voll durch und verkohlt die Burschen.«
    Er kicherte erneut. »Wußten Sie, daß sie schreien können? Wie Menschen. Es ist erstaunlich. Sie sind Dinge, semi-organische Gebilde ohne Verstand, aber sie schreien.« Der Gardist räusperte sich. »Natürlich sind es keine wirklichen Schreie. Sondern superphysikalische Entladungen, die nach dem Zusammenbruch des Entropers im erstarrten Raum-Zeit-Gerüst einfrieren.
    Aber es ist hübsch anzuhören.
    Wirklich hübsch. Hm.«
    Verrückt. Er ist wirklich verrückt. Sein Bewußtsein muß auf einer völlig verzerrten Ebene funktionieren.
    Der Korridor endete vor einem Lift.
    Automatisch glitt die Tür auf und gab den Weg in die großzügige Kabine frei. Der Gardist ließ die falsche Manag zuerst einsteigen und gab ihr zu verstehen, an die Rückwand zu treten.
    Der Stunner drohte unaufhörlich. Dann machte er sich an der Schalttafel zu schaffen, und eine dünne, aber unzerstörbare transparente Wand teilte die Liftkabine in zwei Hälften, trennte den Gardisten und die Graue.
    Sein Gesicht hatte wieder einen mürrischen Ausdruck angenommen, und er schien nicht geneigt, sich weiter mit ihr zu unterhalten.
    Kaum hatte sich die Tür
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