Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Terranauten 025 - Ausflug ins Morgen

Die Terranauten 025 - Ausflug ins Morgen

Titel: Die Terranauten 025 - Ausflug ins Morgen
Autoren: Robert Quint
Vom Netzwerk:
»Wir müssen augenblicklich verschwinden, Scanner.«
    Llewellyn 709 wirbelte herum. Seine scharfen Augen musterten die Taster und die Meßinstrumente. Er beobachtete die komplizierten mathematischen Symbole auf den Monitoren des Bordrechners.
    Der Riemenmann ächzte. »Kaiserkraft!«
    Seine Stimme war wie ein Signal. Eine Sirene gellte auf, als der Computer Alarm gab. »Energieausbruch in Sektor Grün«, stieß Leande heiser hervor. »Es … Weltraum-II-Energie! Scanner, der Raum klafft auf. Ich …«
    Ein Knistern ließ sie verstummen. Es war ein drohendes, summendes Geräusch, wie die Entladung eines kleinen Blitzes, und vorübergehend flackerten die Deckenlampen. Eine Erschütterung ließ den Boden vibrieren.
    Altamont O’Hale, der die Ortungskontrollen beaufsichtigte, sah sich mit bleichem Gesicht um. »Schwerkraftwellen. Die ersten Ausläufer haben uns nur gestreift, aber wenn sie uns voll erwischen, dann …« Er vollendete den Satz nicht, aber jeder wußte, daß die MIDAS wie ein lästiges Insekt zerquetscht werden würde.
    »Das Zentrum der fremdphysikalischen Erscheinungen«, erklärte Leande mit flacher, mühsam beherrschter Stimme, »liegt im Bereich der ehemaligen Umlaufbahn von Zoe. Wir haben das System in einer Periode relativer energetischer Ruhe erreicht, aber vielleicht hat unsere Ankunft mit dem Kaiserkraft-Triebwerk etwas ausgelöst, das … Weitere Energieausbrüche. Sektor Grün und Blau. Die Phänomene nähern sich mit zunehmender Geschwindigkeit. Scanner! Schnell, wir müssen verschwinden, hörst du?«
    Der Psyter reagierte augenblicklich. Seine Hände huschten über die Schaltungen. Ein Grollen wurde hörbar, als die Normaltriebwerke des walzenförmigen Experimentalschiffes hochgefahren wurden. Ein Blick auf den großen Panoramabildschirm zeigte ihm ein fantastisches Bild. Der Raum selbst schien auseinanderzuklaffen. Eine Art Riß bildete sich, ein gewaltiger Spalt, durch den violette Flammenzungen leckten. Und mit jeder Entladung rasten weitere Schwerkraftwellen durch das All, kamen der MIDAS immer näher.
    Erneut vibrierte das Deck der Zentrale, diesmal heftiger. Verstrebungen knirschten.
    Schwerfällig gewann die MIDAS an Geschwindigkeit, löste sich unter dem Schub der energiereichen Photonentriebwerke von den Ausläufern der Gaswolke und steuerte hinaus in den interstellaren Raum.
    Der Riß im Gefüge des Kosmos wurde breiter, die violetten Entladungen gewannen an Größe und manche waren schon so lang wie die Protuberanzen einer Sonne.
    Ein träger Stoß erschütterte das Schiff, rüttelte die Menschen unsanft durch. Das Prallfeld, das die Atome und primitiven Molekülketten der explodierten roten Sonne von der Schiffshülle fernhielt, war gegen die Schwerkraftwellen wirkungslos.
    Etwas wie Angst flackerte in Cloud auf. Wie hypnotisiert hingen seine Augen an dem Geschwindigkeitsmesser. Zu langsam, dachte er betäubt. Das Photonentriebwerk entfaltete nicht genug Schubkraft, um sie schnell aus der Gefahrenzone zu befördern.
    »Verdammt«, sagte Llewellyn rauh.
    Jemand schaltete die wimmernde Alarmsirene aus, aber die nun eintretende Stille war fast schlimmer als das durchdringende Heulen.
    Und dann pulsierte der Riß, klaffte auseinander wie ein bizarrer Mund, der sich zum Liebeskuß öffnete, und ein violetter Blitz flammte auf und huschte auf die MIDAS zu.
    Ein Schrei ertönte, und es dauerte lange, bis Scanner Cloud erkannte, daß er ihn selbst ausgestoßen hatte. Unwirkliches Licht erfüllte die Zentrale. Ein flackerndes, durchdringendes Leuchten, das jedes festes Material von innen heraufflammen ließ. Clouds Schrei erstarb, wurde abgelöst durch tausend Echos, die hohl in seinen Ohren dröhnten. Die Gesichter der Menschen um ihn wurden zu Schemen, zu verwaschenen Flecken im unwirklichen Licht des Weltraums II. Kälte drang in die Glieder des Psyters, die Kälte des Vakuums, der Prost des Todes, der jede einzelne Zelle erfaßte und die Gedanken einfror.
    Die Welt schien zurückzuweichen, sich aufzulösen. Das Licht wurde noch heller, noch intensiver, löschte alle anderen Eindrücke aus.
    Die MIDAS, die Zentrale, die Männer und Frauen waren verschwunden. Scanner Cloud schwebte im Herzen einer Riesensonne, eingewoben in einen Kokon aus Kälte und Starre, hilflos und gelähmt und ausgeliefert.
    Kaiserkraft, dachte er und der Gedanke brauchte Menschenalter bis zur Vollendung. Energie aus Weltraum II …
    Er schwebte im gleißenden Nichts, ohne Zeit, ohne Raum, und erwartete den Tod.
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher