Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Terranauten 025 - Ausflug ins Morgen

Die Terranauten 025 - Ausflug ins Morgen

Titel: Die Terranauten 025 - Ausflug ins Morgen
Autoren: Robert Quint
Vom Netzwerk:
beäugten mißtrauisch ihre grau in grau gehaltene Umgebung. Der scheinbar ewig andauernde Sturm hatte sämtliche Farben aus der Stadt fortgeschmirgelt und alles mit einer dünnen, klebrigen Decke aus Schmutz und Schlamm überzogen.
    Ein Regenschauer prasselte auf sie nieder und brach so abrupt ab, wie er begonnen hatte.
    Je näher sie der Energiekuppel kamen, desto unerträglicher wurde ihr Glanz. Davids Augen begannen zu tränen, wenn er sie mehrere Sekunden lang ansah.
    Das Kraftfeld besaß einen Durchmesser von schätzungsweise zwei Kilometern und war halb so hoch; eine perfekte Halbkugel. Vermutlich lagen unter seinem Schutz außer dem Doppelturm des Kaiser-Hauses auch noch einige andere Gebäude der Berliner Innenstadt.
    Hinter der Mauer aus Weißglut hockte Lordoberst Max von Valdec in seiner Zitadelle und bereitete das Ende des Sonnensystems vor. Und was der Treiber von Asen-Ger gehört hatte, ließ darauf schließen, daß der Kaiserkraft-Transmitter die ohnehin schon gestörte raumzeitliche Stabilität dieses Milchstraßensektors vollends vernichten würde.
    Diese Realität stand kurz vor einer galaxisweiten Katastrophe. Sie mußten Valdec – diesen Valdec, den Lordoberst dieser Semi-Realität – an seinen Transmitter-Plänen hindern. Koste es, was es wolle.
    Aber das Kraftfeld …
    Ein halb zusammengestürztes Haus, das allem Anschein nach in glücklicheren Zeiten als Verwaltungszentrum der städtischen Behörden gedient hatte, gönnte ihnen eine Atempause. Sie krochen in den Schutz der schiefen Wände, zwischen verrosteten Büromaschinen, zahllosen zerfressenen Mikrofilmspulen und modrigen Schreibtischstühlen, und der Wind pfiff über sie hinweg.
    Allmählich löste sich der Druck auf Davids Ohren.
    »Und nun?« fragte er heiser, konnte nicht verhindern, daß sich seine depressive Stimmung im Klang seiner Stimme niederschlug. Er wies auf die alles bestimmende, funkelnde Kraftfeldkuppel. »Hast du eine Vorstellung, wie wir das dort knacken können, Helena?«
    Die Manag wollte antworten, aber dann glitt ein Hauch von Überraschung über ihre kühlen, beherrschten Gesichtszüge.
    Der Treiber folgte ihrem Blick.
    »Der Mann ohne Gesicht!« stieß er ungläubig hervor.
    Der geheimnisvolle nackte Fremde stapfte unbeirrt durch den Sturm und selbst die heftigsten Böen besaßen nicht den geringsten Einfluß auf die Festigkeit seiner Schritte. Wieder hatte David terGorden den Eindruck, als ob der Mann ohne Gesicht von innen heraus zu leuchten schien.
    Leichtfüßig sprang er über die Trümmer und näherte sich ihnen rasch, aber ohne übertriebene Eile.
    Eine Aura der Selbstsicherheit ging von ihm aus, und erneut dachte David:
    Ich kenne dich, obwohl ich nicht weiß, wer du bist.
    Schließlich hatte der Mann ohne Gesicht ihren Unterschlupf erreicht.
    Der Sturm heulte wie ein Derwisch, aber nicht einmal die feinen Härchen auf den Unterarmen des Fremden bewegten sich. Es war, als würde ihn eine unsichtbare Mauer von allen Umwelteinflüssen trennen.
    »Mein Kompliment«, sagte er dann laut und es klang ehrliche Bewunderung in seinen Worten mit. »Sie haben es geschafft, Berlin zu erreichen. Sie beide haben es geschafft.«
    Helena Koraischowa hatte instinktiv ihre Waffe auf den Fremden gerichtet. »Mir scheint, Sie haben etwas anderes erwartet …?« bemerkte sie lauernd.
    Der Mann ohne Gesicht blieb ungerührt. »Ich habe keine Erwartungen, Manag Helena Koraischowa«, erklärte er. »Ich habe Anweisungen erhalten, die ich ausführen werde, das ist alles.«
    David hakte sofort nach. »Wer gab Ihnen diese Anweisungen?
    Und wer sind Sie?«
    Der namenlose Fremde besaß keinen Mund, mit dem er lächeln konnte, aber David hatte den Eindruck subtiler Heiterkeit, die von ihrem seltsamen Besucher ausging.
    Unvermittelt setzte er seine PSI-Kräfte ein.
    Er griff ins Nichts.
    Es war keine Mauer, keine mentale Blockade, die ihn versagen ließ. Der Mann ohne Gesicht war nicht immunisiert und wurde auch durch keine PSI-Aura abgeschirmt.
    Es war psychische Leere, auf die Davids psionische Impulse trafen. Ebenso gut hätte der Mann ohne Gesicht nicht existieren können.
    Und diese Erkenntnis ließ nur eine logische Schlußfolgerung zu: Der Fremde war kein Bestandteil dieser Realität. Er war eine Projektion, sinnlich erfaßbar, aber mental noch immer in einer anderen Wirklichkeitsebene.
    »Ich habe nicht die Autorität, gewisse Fragen zu beantworten«, sagte der Mann ohne Gesicht mit sorgfältiger Artikulierung. »Die Zeit ist
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher