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Die Terranauten 025 - Ausflug ins Morgen

Die Terranauten 025 - Ausflug ins Morgen

Titel: Die Terranauten 025 - Ausflug ins Morgen
Autoren: Robert Quint
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die Sonne angreift … Wie damals bei der Oxyd-Katastrophe. Die Graue schauderte. Ist es das hier, was uns erwartet hätte, wenn man Oxyd nicht nach Weltraum II befördert hätte? Zum ersten Mal begann die Graue an der Zukunft ihrer eigenen, echten Realität zu zweifeln.
    Sie hatten die Küste erreicht und flogen jetzt ins Landesinnere. Blitze umzüngelten den Gleiter und hin und wieder schlug eine der Entladungen krachend in die ramponierte Hülle ein. Jedesmal jaulte der MHD-Generator wie ein getretener Hund.
    Tellar schien nicht beeindruckt zu sein.
    Unter ihnen breitete sich Verwüstung aus.
    Ganze Wälder waren zu geschwärzten Wüsten geworden, nur hier und da schimmerten die Fahrbahnen oberirdischer Verkehrsverbindungen aus dem Ruß und der Schlacke silbern hervor.
    Natürlich, die Highways reparieren sich automatisch.
    Nur vereinzelt gab es noch intakte Gebäude, und sie wirkten verlassen. Menschen waren nirgends zu sehen. Statt dessen huschten graue Flecke über das zerstörte Land, bewegten sich wie ein zusammengehöriger Organismus, und es dauerte lange, ehe Chan de Nouille erkannt hatte, was sie darstellten.
    »Ratten«, preßte Bolter neben ihr hervor. »Ganze Rudel.«
    »Das Leben ist zäh«, nickte Tellar. »Es widersteht sogar der Kaiserkraft. Zumindest solange, wie Valdecs Transmitter noch nicht fertiggestellt ist.«
    Eine Stadt tauchte auf. Von hohen Deichen geschützt, die auch jetzt noch den Wellenbergen widerstanden. Eine dünne, metallene Hochstraße, einem silbernen Draht nicht unähnlich, verband die scheinbar mitten im Meer errichtete Stadt mit der Küste.
    Küste ist geschmeichelt, dachte Chan de Nouille. Es sind Riffe.
    »Das ist Neu-Antwerpen«, erklärte Tellar. »Sie wurde schon vor Jahren evakuiert. Ein Wunder, daß das Meer sie noch nicht fortgespült hat.«
    Während der Gleiter über die geschändete, wüste Landschaft schwebte und Berlin immer näher kam, wurde der Grauen zum erstenmal richtig bewußt, welche Katastrophe über die Erde hineingebrochen war. Und auf den Kolonien sah es nicht besser aus, wollte man Asen-Gers Worten glauben.
    Das Reich ist – in dieser Realität – tatsächlich am Ende. Aber wer kann wissen, ob der Unbekannte, der für unsere Versetzung in diese Welt verantwortlich ist, die Kaiserkraft nicht dämonisiert? Keiner der wissenschaftlichen Berichte von Kaisers Experten deutete auf eine derartige Entwicklung hin. Und in unsere Realität hat Valdec die Transmitter-Versuche ja von sich aus selbst verboten …
    Die Graue lächelte schmal. Dies hier war eine Märchenwelt. Eine Horrorvision, wie sie die Terranauten verbreiteten.
    Aber denk an Ginger, an Oxyd an Zoe …
    Unwillig rief sich Helena Koraischowa alias Chan de Nouille zur Ordnung. Diese Welt beeinflußte ihren nüchternen Verstand. Die Bilder des Grauens und der Zerstörung waren zu stark, um völlig ignoriert zu werden.
    Tellar meldete sich unvermittelt wieder zu Wort. »Ich werde Sie in einigen Kilometern Entfernung von der Zitadelle absetzen. In wenigen Minuten ist es soweit. Bereiten Sie sich darauf vor.«
    Chan de Nouille war eine Graue, und sie spürte, wie die bevorstehende Gefahr ihre alte Entschlossenheit zurückkehren ließ, wie das Wissen um den Einsatz die Zweifel, das Hadern verdrängte.
    Draußen war es dämmrig.
    Der Sturm tobte mit unverminderter Heftigkeit und rüttelte an dem Muschelgleiter, mühte sich ab, ihn aus dem Kurs zu reißen und ihn zu Boden zu schmettern.
    Der Gleiter ging tiefer, näherte sich einer Highway, deren silberne Oberfläche von Regen, Schlamm, Laub und Abfall verschmutzt war. Die Highway führte geradewegs nach Osten. Und im Osten lag Berlin:
     
    *
     
    Davids erster Eindruck von Berlin war das Fauchen der Sturmböen, die durch die verlassenen Straßen zwischen den Ruinen jagten und jeden anderen Laut erdrückten.
    Taumelnd gewann der Gleiter mit Tellar an Bord wieder an Höhe, widerstand dem Hurrikan und schwang sich dem glosenden Himmel entgegen. In den oberen Schichten der Atmosphäre tobten urgewaltige Turbulenzen, zerrissen die scheinbar massive, schwarze Wolkendecke wie Spinneweben. Der ganze Himmel leuchtete. Nach dem Stand der Sonne zu urteilen, war es Mittag, aber die grünen, roten und dottergelben Streifen des Rasternetzes glühten heller als die Sonne.
    Der Erbe der Macht blinzelte und duckte sich hinter einer Bodenverwerfung, die die breite Berliner Prachtstraße wie Pergament zerknittert hatte.
    Täuschte er sich, oder war die violette
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