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Die Terranauten 025 - Ausflug ins Morgen

Die Terranauten 025 - Ausflug ins Morgen

Titel: Die Terranauten 025 - Ausflug ins Morgen
Autoren: Robert Quint
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ahnte unwillkürlich, daß hinter dem unvermittelten Auftauchen dieses Bolters mehr steckte, als im Augenblick abzusehen war. »Ich möchte«, sagte sie schließlich, »daß dieses Haus von einem vertrauenswürdigen Mann beobachtet wird. Vor allem, wenn er meine Einladung abschlägt.«
    »Wie Sie befehlen, Manag«, antwortete die Kunststimme des Hauscomputers. »Weitere Befehle?«
    »Nein«. Helena Koraischowa alias Chan de Nouille schaltete ab. Aus dem Bildschirm wurde wieder ein Spiegel, der eine schlanke rothaarige Frau zeigte, die leise lächelte.
    Sie hatte das Gefühl, daß das bevorstehende Fest anders sein würde … Anders und vielleicht ein wenig – interessant.
     
    *
     
    »Es gibt keinen Zweifel?« fragte Scanner Cloud.
    An Bord der MIDAS herrschte Stille. Auf dem Monitor funkelten die Sterne wie zahllose kleine Augen, aber ein Schleier schien vor ihnen zu liegen und ihr Licht zu verzerren, myriadenfach zu brechen.
    Llewellyn 709 schüttelte den Kopf. Das Rascheln der goldenen Riemen war das einzige Geräusch in der Zentrale des Kaiserkraft-Schiffes. Jeder Mann und jede Frau in der Zentrale schien gelähmt.
    »Spilter«, sagte der Riemenmann mit schwerer Stimme, »ist zur Nova geworden, Zoe zerbrochen, verglüht. Dieser Gasschleier … Er ist alles, was von dem System übriggeblieben ist. Kaiserkraft …«
    Cloud sagte nichts. Er war sensibel genug, um das Entsetzen zu spüren, das sich hinter dem Schweigen der Treiber verbarg.
    Zoe war für sie mehr gewesen als nur ein Planet. Zoe war ein Symbol, eine Hoffnung. Aber Zoe existierte nicht mehr. Der Flammenatem der Nova hatte den Planeten ausgelöscht.
    Der Psyter entspannte sich. Ein seltsames Gefühl bemächtigte sich seiner. Ihm war bewußt, daß die Stimmung unter den Treibern zu einer Explosion drängte. Sie wußten nicht, was sich während ihres Aufenthalts auf Hobo in der Galaxis ereignet hatte, aber alles deutete darauf hin, daß das Konzil als Sieger aus dem Kampf gegen die Logenmeister und Treiber hervorgegangen war. Wo befanden sich Asen-Ger und David terGorden? Lebten sie noch – oder hatten sie mit Zoe den Tod gefunden? Was war mit den anderen Terranauten und Treibern geschehen?
    Cloud öffnete seinen Geist, empfing die chaotischen Gefühlsströme der Männer und Frauen, die stumm und reglos in der Zentrale saßen. Sie waren Muster aus komplizierten Molekülketten und chemoelektrischen Impulsen, die Ergebnisse zahlloser kommunizierender Wahrscheinlichkeiten, die die Vergangenheit geprägt hatten und begannen, die Zukunft in ein starres Korsett zu pressen. Sie waren minimale Krümmungen in der Raum-Zeit-Struktur dieses Universums. Sie existierten, weil ganze Bündel kausaler Zusammenhänge ihre Existenz verlangten.
    Cloud begann sich an Crandertrush zu erinnern, die Computerstadt, wo das Kausalitätsprinzip durchbrochen werden konnte. Er trieb dahin im Netz seiner supersensiblen Empfindungen, die selbst Geschehnisse auf Molekularebene erfaßten und ihnen den gleichen Stellenwert zumaßen wie makrokosmischen Katastrophen. Die Analyse dauerte nur den Bruchteil einer Sekunde, aber dies war lang genug, um den Psyter innerlich altem zu lassen.
    Und dann entdeckte er die Verzerrung.
    Sie drang von außerhalb in das Schiff. Sie war nur minimal und kaum zu erfassen, aber sie störte die eigenartige Trance des Psyters, die mit der Trance der Treiber nichts gemeinsam hatte, sondern das komplexe, sinnliche Erfassen vergangener, gegenwärtiger und vielleicht auch zukünftiger Wahrscheinlichkeiten bedeutete.
    Die Verzerrung war träge, kalt, bösartig. Sie war eine Bedrohung, eine schleichende Gefahr, die nach der MIDAS und ihrer Besatzung griff.
    Der Psyter unterdrückte einen Schrei. Er wachte aus der Trance auf und blinzelte im grellen Glanz der Falschfarbenmonitore, die ein groteskes Abbild des äußeren Weltraums lieferten.
    Cloud spürte Llewellyns argwöhnischen Blick. Wieder fühlte er sich auf eine rätselhafte Art zu dem Riemenmann hingezogen, fühlte das entsetzliche Chaos hinter seinem PSI-hemmenden Körperschutz.
    »Leande?« fragte Cloud.
    Das Zentristenmädchen saß vor den Kontrollen des Bordcomputers, und ihre Bewegungen waren schnell wie das Flattern von Kolibriflügeln. Cloud fühlte sich schuldig, als er daran dachte, daß er auf eine gewisse Weise für ihren Zustand verantwortlich war.
    Sie ahnte eine Frage, bevor er sie ausgesprochen hatte.
    Lichter tanzten über die Computeranzeigen. »Wir müssen fort«, erklärte das Mädchen.
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