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Die Terranauten 007 - Die Kinder Yggdrasils

Die Terranauten 007 - Die Kinder Yggdrasils

Titel: Die Terranauten 007 - Die Kinder Yggdrasils
Autoren: Eva Christoff
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Roboter neben der Tür des Lagers rührten sich nicht, offensichtlich waren sie nicht als Wachen programmiert. Aishi rannte los. Sie waren von Edinburg nach Westen geflogen, und das Chemikalienlager befand sich in unmittelbarer Nähe der Küste bei den Inneren Hebriden.
    Die meisten der vielen Inseln waren in den steigenden Fluten der letzten Jahrhunderte untergegangen, nur die größeren ragten noch aus dem Wasser. Alle waren unbewohnt – glaubte mäh. Aishi wußte es besser.
     
    *
     
    Es war stockdunkel und vom Meer kam ein eiskalter, feuchter Wind. Aishi stand auf einer Klippe und blickte hinunter auf den schmalen Streifen Felsstrand, der sich tief unter, ihm erstreckte. Es war Ebbe. Im Schein seiner Lampe konnte er ganze Scharen von kleinen Krebsen erkennen, die eifrig auf Nahrungssuche waren.
    Aishi machte sich an den Abstieg. Es war nicht ganz einfach, denn der Fels war glitschig und brüchig. Auf einem kleinen Vorsprung hielt er an, um sich auszuruhen. Sein Atem ging stoßweise und vor seinen Augen tanzten bunte Kreise. Er war solche Anstrengungen nicht gewöhnt. Schaudernd blickte er in die Tiefe. Wenn er jetzt abrutschte, würden die kleinen Krebse sich über das unerwartete Festmahl freuen.
    Schnell sah er wieder nach oben. Der Wind trieb schwarzgraue Wolkenfetzen vor sich her, und dazwischen war deutlich das Aufblitzen von Lichtern zu erkennen.
    Aishi vergaß seine Atemnot. Er kletterte und rutschte die feuchte Wand herunter, riß sich die Hände blutig und zerschlug sich das Gesicht. Wenn er mit den Füßen keinen Halt fand, hangelte er sich mit den Händen weiter. Die Angst vor einem Absturz war viel geringer, als die Angst vor den Gleitern, die da oben am Himmel kreisten und nach ihm suchten.
    Die letzten paar Meter ließ er sich einfach fallen. Ein häßlicher Schmerz schlug durch seine Beine bis in den Rücken, und er kroch wie ein Wurm über den schleimigen Fels.
    Der helle Lichtschein der Gleiter huschte über die Küste. Sie flogen so tief, daß Aishi das Summen des Antriebs hören konnte. Er verwünschte sein weißes Hemd und seine weiße Hose, die sich deutlich von dem dunklen Boden abhoben.
    Ekelerfüllt wich er der gallertartigen Masse einer riesigen toten Qualle aus und rollte sich in das flache Wasser. Einige vorsichtige Armbewegungen genügten, um ihn weiter ins Meer zu bringen. Das Wasser hob ihn hoch und zog ihn allmählich mit hinaus.
    Er drehte sich auf den Bauch und tauchte bis zum Grund, als ein einzelner Gleiter im Tiefflug über den Strand schwebte. Der Lichtkegel tastete über das dunkle Wasser und schwenkte nach einer Ewigkeit ab.
    Prustend und spuckend tauchte Aishi wieder auf. Er war kein guter Schwimmer, und unter Wasser geriet er schnell in Atemnot. Die Gleiter verschwanden landeinwärts. Er sah ihnen nach und kämpfte sich dann gegen die Strömung zurück ans Ufer.
    Seine durchnäßte Kleidung klebte an ihm, und der kalte Wind jagte Frostschauer durch seinen Körper. Müde und frierend lief er am Strand entlang, suchte nach dem Felsen, der ihm beschrieben worden war. Seinem Leuchtstab hatte das Wasser glücklicherweise nicht geschadet.
    Die Steilwand, die er hinuntergeklettert war, schob sich bis ans Wasser vor. Ihr äußerster Ausläufer, ein scharfkantiger, spitz zulaufender Felsen wurde auch bei Ebbe noch von kleinen Wellen umspült. Aishi blieb stehen. Seine Zähne klapperten und er schlang die Arme um sich. Das mußte die Stelle sein. Der scharfe Wind trieb ihn weiter, in den Schutz der Felsmauer.
    Seine Füße patschten in das eisige Wasser, als er sich an dem Felsvorsprung entlangtastete.
    Seine Finger glitten über die scharfe Spitze. An einer Stelle war der Fels abgebröckelt und es gab eine kleine Vertiefung. Aishi riß sich die Kette mit dem Medaillon vom Hals, die ihm in dem Arbiterlager gegeben worden war und schob sie in die Einbuchtung.
    Wieder überlegte er, ob sein Entschluß richtig gewesen war. Der Summacum Percott hatte ihm von den Treibern auf Grönland berichtet. Aishi war – überzeugt, daß er selbst latente Treiberkräfte besaß. Aber seine Herrin würde ihm nie erlaubt haben, eine Ausbildung als Treiber zu beginnen. Als Percott verschwand – es hieß, man hätte ihn an einem geheimen Computer der Koraischowa erwischt – wußte Aishi, daß er handeln mußte.
    Jetzt blieb ihm nichts anderes übrig als zu warten. Er kauerte sich zusammen und legte den Kopf auf die Knie. Die Kälte machte ihn steif und müde. Seine Augen schlossen sich ganz von
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