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Die Templerin

Die Templerin

Titel: Die Templerin
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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überraschend kleiner, fettleibiger Mann war und ganz nebenbei vollkommen nackt, hockte benommen zwischen den Überresten des Betstuhls und betastete mit der linken Hand sein Gesicht. Es war blutüberströmt und begann bereits anzuschwellen. Vermutlich hatte es ebenfalls Bekanntschaft mit Olofs Forkenstiel gemacht. Helle lag mit ausgebreiteten Armen auf dem Bauch, und Olof stand mit gespreizten Beinen über ihr und stützte sich mit aller Gewalt auf die Mistgabel, deren Zinken er fast zur Gänze in ihren Rücken gerammt hatte. Gerade, als Robin die Tür erreichte, riß er sie heraus und stieß einen Schrei aus, der kaum noch etwas Menschliches hatte. Dann wirbelte er seine Waffe herum und richtete sie gegen Bruder Abbé.
    Die Reaktion des Ritters überraschte Robin. Sie hätte geschworen, daß er keine Chance hatte, dem heimtückischen Angriff auszuweichen, nicht in der unglücklichen Lage, in der er sich befand, und noch dazu verletzt. Aber Bruder Abbé wich der Mistgabel mit einer unerwartet geschickten Drehung des Oberkörpers aus, so daß sich die Zinken dicht neben seiner Schulter in die Wand gruben, statt ihn zu durchbohren, und er tat noch ein übriges und streckte blitzschnell den Arm aus, um Olof die Forke zu entreißen.
    Seine Kraft reichte nicht dazu. Olof war ein Bulle von einem Mann, und die Raserei, in die er verfallen war, gab ihm noch zusätzliche Kraft. Bruder Abbé knurrte wütend, trat ihm mit dem nackten Fuß vors Schienbein und erschütterte ihn diesmal immerhin so weit, daß er ins Wanken geriet. Der Tempelritter ließ keinen weiteren Angriff folgen, sondern nutzte die Atempause, um auf die Füße zu kommen und rasch zwei, drei Schritte Abstand zwischen sich und den Tobenden zu bringen. Darüber hinaus raffte er noch eine abgebrochene Armlehne an sich, um sich damit zu verteidigen.
    Eine Aufgabe, die er mit überraschender Bravour meisterte. Trotz allem konnte Robin nicht anders, als ihn einfach bewundernd anzustarren. Was er tat, sah schlechterdings lächerlich aus - Robin bot sich der Anblick eines kleinen, dicken und sehr blassen nackten Mannes, der wie ein Ball hin und her hüpfte und an dem es überall wabbelte und schlakkerte, der aber der Forke seines Gegners fast wie durch Zauberei immer wieder entging. Nicht Olof war es, der ihn traf, sondern er, der mit seinem Knüppel eine Anzahl harter Schläge auf Olofs Händen und Schulter landete, einmal sogar am Kopf. Hätte er es mit einem normalen Gegner zu tun gehabt, so hätte am Ausgang des Kampfes wohl kaum ein Zweifel bestanden. Schon nach kurzer Zeit blutete Olof aus einem Dutzend übler Platzwunden, und seine Hände und Unterarme waren total zerschlagen. Bruder Abbés Pech war, daß Olof offenbar vollkommen tollwütig geworden war und anscheinend keinen Schmerz mehr spürte. Es war kein sehr fairer Kampf, und schließlich kam es, wie es kommen mußte: Olofs Mistgabel fand ihr Ziel. Eine der doppelt handlangen Zinken durchbohrte Abbés rechten Unterarm, und der Tempelritter taumelte zurück und ließ seinen Knüppel fallen. Olof schrie triumphierend auf und stocherte mit der Mistgabel nach seinem Gesicht. Abbé entging dem Angriff durch einen blitzschnellen Sprung, verlor dadurch aber das Gleichgewicht und wäre um ein Haar gestürzt. Der Kampf war entschieden, begriff Robin. Olof würde womöglich an den Verletzungen sterben, die Abbé ihm zugefugt hatte, aber zuvor würde er den Templer töten, daran bestand nicht mehr der geringste Zweifel.
    Bruder Abbé taumelte, prallte gegen die Wand und wich einem weiteren Stoß der Forke aus. Dabei fiel sein Blick das erste Mal auf Robin, die noch immer unter der Tür stand. Seine Augen weiteten sich. »Junge!« schrie er. »Mein Schwert!«
    Robin reagierte ganz automatisch. Sie riß den rechten Arm in die Höhe und schleuderte das Schwert in Abbés Richtung, und der Tempelritter überraschte sie - und wohl auch Olof - ein zweites Mal, in dem er ihren ungeschickten Wurf durch um so größeres eigenes Geschick wettmachte und der Waffe nicht nur habhaft wurde, sondern sie sogar am Griff auffing. In einer weit ausholenden, halbkreisförmigen Bewegung schleuderte er die Scheide davon, und nun, da er ein Schwert in der Hand hatte, wendete sich das Blatt schnell und endgültig.
    Der Tempelritter ging zum Angriff über, und er tat es kompromißlos und mit einer Brutalität, die Robin schockiert hätte, wäre sie überhaupt noch in der Lage gewesen, irgend etwas zu empfinden. Abbé schlug dreimal
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