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Die Templerin

Die Templerin

Titel: Die Templerin
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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mich vom Gegenteil zu überzeugen, aber das ist gar nicht nötig.« Er lächelte. »Hat dir noch nie jemand gesagt, daß du hübsch bist?«
    »Hübsch? Ich?« Jan nahm sie auf den Arm. Helle war hübsch, und Gese, die Frau des Müllers. Vielleicht noch ihre Mutter - aber sie doch nicht! »Du wirst einmal eine sehr schöne Frau«, behauptete Jan, »und es wird nicht einmal sehr lange dauern. Aber das ist es nicht allein. Es gibt auch hübsche Knaben. Nur«, fügte er nach einem Blinzeln und grinsend hinzu, »daß man ihre Brüste nicht sieht, wenn sie sich vorbeugen.«
    »Oh«, machte Robin verlegen. Sie sah an sich herab. So, wie sie jetzt dasaß, in das grobe und viel zu große Gewand gehüllt, das nicht nur vom Stoff her weit mehr Ähnlichkeit mit einem Sack als einem wirklichen Kleidungsstück hatte, sah man absolut nichts. Tatsache war aber, daß ihre Brüste vor bereits gut zwei Jahren angefangen hatten zu sprießen. Sie hatten noch längst nicht die Größe wie die ihrer Mutter oder gar die Helles, waren offensichtlich aber bereits verräterisch genug - jedenfalls für einen solch aufmerksamen Beobachter wie Jan von Tronthoff. »Und noch etwas«, sagte Jan. »Bei einem unserer Treffen neulich war Blut im Gras, dort, wo du gesessen hast. Es gibt nur zwei Möglichkeiten: Entweder, du leidest an dem schlimmsten Fall von Hämorrhoiden, von dem ich je gehört habe, oder du bist ein Mädchen.«
    Er schien auf eine ganz bestimmte Reaktion zu warten, aber als diese nicht kam, sondern Robin ihn nur weiter betroffen anblickte, wurde er wieder sehr ernst und fragte leise und kopfschüttelnd: »Hat dich deine Mutter denn gar nichts über deinen Körper gelehrt?«
    »Doch«, antwortete Robin. »Nur…«
    »Nur nicht genug, scheint mir«, seufzte Jan. »Gerade das, was unumgänglich notwendig war, und wahrscheinlich nicht einmal das. Es ist immer dasselbe. Also nimm einen guten Rat von mir an, Robin - ist das überhaupt dein richtiger Name?«
    Robin nickte. Ohne daß sie etwas dagegen tun konnte, begannen ihre Hände und Knie leicht zu zittern. Sie fühlte sich ertappt, und das Gefühl, ausgerechnet Jan belogen zu haben, machte es besonders schlimm. »Bleib ruhig dabei, dich für einen Jungen auszugeben, wenigstens Fremden gegenüber, von denen du nicht weißt, ob du ihnen trauen kannst. Aber du solltest dich schnüren, und wenn du fühlst, daß sich… gewisse Tage ankündigen, dann sorge dafür, daß dein eigener Körper dich nicht verrät.«
    Auch daraufsagte Robin nichts. Sie konnte es gar nicht. Alles, was sie zustande brachte, war ein angedeutetes Nicken, von dem sie nicht einmal wußte, ob Jan es überhaupt zur Kenntnis nahm. Die ganze Situation war ihr so peinlich, daß sie am liebsten vor Scham im Boden versunken wäre.
    »Und was… was wirst du jetzt tun?« fragte sie schließlich. Sie warf einen raschen, ängstlichen Blick zur Kapelle hin. Wenn Jan seinem Herrn erzählte, wie dreist sie ihn belegen hatte, dann war es um sie geschehen. Auch Jan sah in die gleiche Richtung, aber er schien an etwas vollkommen anderes zu denken, denn er runzelte kurz die Stirn, sah dann wieder Robin an und schüttelte den Kopf. »Das eine oder andere scheint dir deine Mutter ja doch über Männer verraten zu haben«, sagte er. »Aber keine Angst. Ich habe ein Keuschheitsgelübde abgelegt, und ich halte mich daran.«
    Er seufzte, hob beide Hände vor die Augen und drehte sie ein paarmal hin und her, ehe er mit einem schiefen Grinsen, das Robin nicht verstand, hinzufügte: »Na ja. Meistens.«
    Er lachte. Robin stimmte aus reiner Höflichkeit in dieses Lachen ein, als aus der Dunkelheit hinter ihr eine Mistgabel geflogen kam, deren rechte Zinke sich in Jans linkes Auge bohrte und seinen Schädel an den Baum nagelte.
    Robin erstarrte. Sie begriff weder wirklich, was geschah, noch war sie in der Lage zu schreien, einen klaren Gedanken zu fassen oder sich gar zu bewegen. Jan spuckte röchelnd Blut und Schleim, und noch mehr Blut lief aus seiner ausgestochenen Augenhöhle, seiner Nase und seinen Ohren, und plötzlich begannen seine Glieder wie wild zu zucken, seine Blase und sein Darm entleerten sich gleichzeitig, und endlich fiel auch die Lähmung von Robin ab. Sie war immer noch nicht in der Lage, auch nur den mindesten Laut von sich zu geben, aber sie konnte sich wenigstens wieder bewegen.
    Hilflos streckte sie die Arme nach der Mistgabel aus, aber sie wagte es nicht, sie herauszuziehen. Trotz seiner gräßlichen Verletzung lebte Jan
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