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Die Suessen Kleinen

Die Suessen Kleinen

Titel: Die Suessen Kleinen
Autoren: Ephraim Kishon
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weg bist, ist viel passiert in unserem Land. Ich werde versuchen, Dir alles Wesentliche zu berichten. Solange es geht, das heißt, solange Amir noch im Garten spielt.
    Du wirst Deinen Sohn nicht wiedererkennen, wenn Du zurückkommst. Er ist ein lieber, ruhiger, guterzogener Bub geworden. Jetzt spielt er ganz alleine im Garten, ohne dass jemand auf ihn aufpasst. Der süße Kleine.
    Er ist auch sehr gewachsen. Wenn er zum Beispiel auf Zehenspitzen steht, kann er die Wäsche erreichen, die zum Trocknen auf der Leine hängt, und ein Wäschestück nach dem anderen herunterziehen.
    So weit also Amir. Jetzt will ich Dir über die politische Lage in unserem Land berichten. Aber vorher möchte ich Dir erzählen, wie ich meine Tage verbringe.
    Also, mein Tag beginnt normalerweise um drei Uhr in der Nacht. Um diese Zeit wacht nämlich Amir auf und kriecht unter meine Decke. Er hängt so an mir, der kleine Goldschatz. Kaum dass er mich sieht, macht er sein Mündchen auf und ruft: »Dadada.« Was er damit sagen will, weiß ich nicht. Vielleicht glaubt er, dass es mein Name ist. Übrigens passiert es sehr oft, dass ich mich frage, was er meinen könnte. Er plappert nämlich den ganzen Tag, er ist ein ungewöhnlich begabtes Kind. Nur verstehe ich nicht, was er sagt.
    Also, was die Lage betrifft: Zwischen drei Uhr nachts und neun Uhr vormittags spielen wir, Amir und ich. Dann, wenn wir müde sind, geht Amir schlafen. Du müsstest ihn mal sehen, wenn er schläft: wie ein kleiner Engel. Stell Dir vor, er streckt sich ganz in seinem kleinen Bett aus, mit seinem goldroten Lockenkopf auf dem Polster, und schließt die Augen! Und das ist noch nicht alles! Er atmet durch seine hübsche kleine Nase aus und ein und ein und aus.
    Wie findest Du das?
    Ich war gerade im Garten, um nachzusehen, was er macht. Du wirst es nicht für möglich halten, aber er fängt Schmetterlinge. Er liebt Schmetterlinge. Unser neuer Hausarzt sagt, dass es ihm nicht schaden wird. Ich meine seinem Magen.
    Da fällt mir ein, dieser aufdringliche Doktor sagt, dass er bei uns einziehen sollte. Er will sich offenbar das ewige Hin- und Herfahren von seinem Haus zu unserem ersparen.
    Jetzt zu den neuesten Ereignissen in unserem Land. Zu dumm, dass ich sie nicht sehen konnte. Unser Fernsehapparat ist nämlich kaputt, weil Amir ihn getreten hat. Der Kleine hat geglaubt, dass es ein eckiger Hund war. Ist das nicht merkwürdig, wie er vor nichts und niemand Angst hat, unser Bub?
    Gestern hat er alles, was auf Deinem Schreibtisch lag, aus dem Fenster geworfen. Der Doktor sagt, das sei vollkommen natürlich, weil er Zähne bekommt. Amir, nicht der Doktor. Vielleicht hat er recht. Neulich hat Amir beispielsweise seine kleinen Zähne in ein Polster gegraben und es dann kräftig durchgebissen. Dann hat er die Federn aus dem Polster geschüttelt und durch das ganze Zimmer gewirbelt. Und dieses Kind hat noch nie in seinem Leben Schnee gesehen!
    Ich habe eben hinausgesehen. Amir ist jetzt in den Nachbargarten gegangen, weil es in unserem Garten keine Blumen mehr gibt. Er liebt die Blumen genauso wie die Schmetterlinge. Er hat sich jetzt gerade mit der Katze unserer Nachbarn angefreundet. Er versucht, sie am Schwanz durch den Zaun zu ziehen. Die Katze nennt er auch »Dadada«.
    Jetzt wollte ich Dir über die Inflation berichten, aber er weint draußen. Ich schaue nach, was los ist.
    Du wirst es nicht erraten, was passiert ist! Du erinnerst Dich doch sicher, wie gern Amir Schallplatten spielt? Jedenfalls hat er jetzt eine nach der anderen über den Gartenweg gerollt, aber plötzlich ist Tschaikowskys erstes Klavierkonzert davongetrudelt, und da begann er zu weinen. Ich kann es nicht aushalten, wenn er weint, es bricht mir das Herz.
    Also habe ich ihn gefragt: »Amiri, mein kleiner Liebling, sag doch Dadada, wo Tschaikowskys Klavierkonzert ist.« Da zeigte er mit seinem kleinen süßen Finger auf den Akazienstrauch auf der anderen Straßenseite. (Du erinnerst Dich, wo wir die zerbrochene Fensterscheibe hingeworfen haben.) Also gehe ich hin zu den Akazien, um Tschaikowsky zu holen. Was glaubst Du, was ich dort fand? Nichts! Er hat mich an der Nase herumgeführt, der kleine Fuchs!
    Dass Du derzeit krank bist, tut mir leid. Amir hat gestern auch geniest. Kein Wunder, schließlich ist er knöcheltief durchs kalte Wasser gewatet. Ich habe übrigens vergessen, Dir zu erzählen: Während ich ihm Milchschokolade besorgte, hat er alle Wasserhähne im Haus geöffnet. Glaub ja nicht, dass ihm das
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