Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Sünderin

Die Sünderin

Titel: Die Sünderin
Autoren: Petra Hammesfahr
Vom Netzwerk:
nur das Billigste eingekauft.»
    Sie warf mir einen komischen Blick von der Seite zu, aber sie sagte nichts. Ich fuhr langsam und vorsichtig. Wegen dem Sekt hatte ich Angst vor einem Unfall. Und ich hatte auch Angst um sie. Riesengroße Angst hatte ich.
    «Jetzt vergiss das doch», meinte sie. «Ich fahre nicht zumersten Mal in der Gegend herum. Und ich glaube, zur Klinik zu fahren ist anstrengender. Das ist ja auch viel weiter. Aber bis jetzt habe ich es noch immer überlebt.» Sie lachte wieder.
    Und dann vergaß ich es wirklich. Schon als wir auf dem Parkplatz ausstiegen. Er war nicht so voll wie sonst. Ich sah den silberfarbenen Golf da stehen und bekam Herzklopfen. Die wenigen Meter bis zum Eingang machten keine Probleme. Ich legte Magdalena den Arm um die Taille, wir gingen ganz langsam. Beim Eingang blieb sie stehen. «Warte mal», sagte sie. «Lass mich das ein paar Sekunden genießen.»
    Es war ein bisschen windig, ich konnte nicht hören, wie ihr Atem ging. «Kannst du nicht mehr?», fragte ich.
    «Und ob ich kann. Ich will mich nur mal umsehen. Lass mich los. Sonst denken sie da drinnen, du schleppst eine Kleiderpuppe durch die Gegend.»
    Ich ließ sie los, hielt aber die Hände in ihrer Nähe, um sie sofort wieder stützen zu können. Sie machte einen Schritt und noch einen, hielt sich dabei nicht mal an der Wand fest. Dann drehte sie sich um und lachte: «Siehst du, ich bin völlig in Ordnung.»
    Als ich Johnny lächeln sah, war ich auch völlig in Ordnung. Sie saßen zu zweit am Tisch und unterhielten sich. Von dem fremden Mädchen war nichts mehr zu sehen. Johnny war nicht erstaunt, dass ich zurückkam. Und dass ich Magdalena mitbrachte   …
    Es war mir unangenehm, wie er sie anstarrte und dabei lächelte, anders als bei mir. Sie gefiel ihm. Sie hätte jedem Mann gefallen. So wie ich sie zurechtgemacht hatte, sah sie toll aus.
    Und sie sah genauso wie ich, dass Johnny nachdenklich wurde. «Damit hier keine Irrtümer aufkommen», sagte sie. «Ich bin nur mitgekommen, um mir einen Tiger anzusehen. Man hat mir gesagt, hier läuft einer frei rum. Darf ich mich setzen?»
    Tiger grinste von einem Ohr bis zum anderen, nickte eifrig und rückte auf der Bank ein Stück zur Seite. Magdalena hielt sich mit beiden Händen an der Tischplatte fest. «Ich bin etwas wacklig auf den Beinen», sagte sie. «Ich habe den ganzen Tag im Bett gelegen. Sollte man nicht tun. Ist nicht gut für den Kreislauf.»
    Sie setzte sich neben ihn, und ich setzte mich neben Johnny. Er hatte begriffen, dass er bei ihr nicht landen konnte, legte mir den Arm um die Schultern und zog mich fest an sich. «Hat nicht geklappt mit dem Schlaflied, was?», fragte er.
    Magdalena hatte ihn gehört und lachte ihn an. «Für Schlafliedchen bin ich ein bisschen zu alt!»
    Es war mir peinlich. Ich wusste nicht, dass ich ihr das gesagt hatte. Johnny wollte tanzen. Es lief ein alter Song von den Beach Boys. Er nahm mich in die Arme und meinte: «Ihr seht euch überhaupt nicht ähnlich. Ist sie wirklich deine Schwester?»
    «Nein», sagte ich. «Meine Schwester liegt daheim und schläft. Sie ist wirklich ziemlich krank. Das ist Magdalena. Ich habe sie draußen auf dem Parkplatz getroffen. Sie meinte, wir sollten euch ein bisschen an der Nase rumführen.»
    «Ach so», sagte Johnny nur.
    Wie lange wir tanzten, weiß ich nicht mehr. Mir kam es kurz vor. Aber es muss wohl länger als eine halbe Stunde gewesen sein. Als wir zurück an den Tisch kamen, meinte Magdalena, die Musik sei lahm. «Haben die hier nichts von Queen?»
    Und da sagte Tiger: «Was heißt hier Queen? Willst du mal eine wirklich gute Band hören? Live?»
    «Hast du eine in der Hosentasche?», fragte sie.
    «Und im Hemd und in den Schuhen», sagte er, «aber nur einen Teil davon. Ich bin der Keyboarder.» Er zeigte auf Johnny. «Bassgitarre», sagte er. «Das Schlagzeug haben wirim Keller gelassen. Frankie hatte keine Lust. Frankie hat nie Lust. Er hat immer Angst, seine Alten könnten mal überraschend auftauchen.»
    Im gleichen Atemzug fragte er: «Leute, was haltet ihr davon, wenn wir ihm eine Überraschung bereiten. Hier ist doch nichts los. Fahren wir zurück und machen unsere eigene Party. Sehen wir zu, dass wir Frankie von den Büchern wegkriegen.»
    Magdalena war sofort begeistert. Ich dachte an den Sekt, damit wollte ich lieber nicht zu weit fahren. Johnny meinte, wir könnten mit ihnen fahren. Sie wollten uns auch wieder zurück zu unserem Auto bringen.
    Auf dem Weg nach draußen
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher