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Die Sünderin

Die Sünderin

Titel: Die Sünderin
Autoren: Petra Hammesfahr
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nicht verstehen, worüber sie sprachen. Ich sah nur, wie sie sich anschauten – sie ihn und er sie. Irgendwann küsste er sie auch. Und ich dachte, küssen darf er sie. Das schadet ihr nicht. Er war sehr zärtlich und behutsam, das habe ich gesehen. Und als er ihr die Bluse auszog   …
    Natürlich wurde er auf die Narben aufmerksam. Er fuhr sie mit einem Finger ab, ganz leicht und sanft. Und er wolltewissen, was es war. Da war eine kleine Pause auf dem Band, ich verstand jedes Wort von ihm. Auch Magdalenas Antwort hörte ich.
    «Meine Himmelsleiter», sagte sie.
    Danach habe ich eine Weile nicht auf sie geachtet, auch nicht auf Tiger, der vor der Bar stand und sich dort vermutlich die erste Prise Koks reinzog. Dann kam er rübergeschlendert, stand neben uns und schaute auf uns herunter. Angenehm war mir das nicht, ich wäre lieber mit Johnny allein gewesen. Aber das mochte ich nicht vorschlagen. Ich konnte Magdalena doch nicht mit zwei Männern zurücklassen.
    Tiger hielt einen kleinen Spiegel und einen Trinkhalm in der Hand. Johnny richtete sich auf und nahm etwas von dem Zeug. Tiger rief zur Couch rüber: «Was ist mit dir, Frankie?»
    Frankie wollte nicht, er küsste Magdalena.
    Dann kniete Tiger sich neben meinen Kopf. Er strich mir über die Brust. Ich dachte, dass Johnny ihn verscheuchen würde, aber er unternahm nichts. Ich sagte: «Hör auf damit. Lass das. Nimm deine Finger weg. Ich will das nicht», und so was.
    Magdalena wurde aufmerksam und rief: «Stell dich nicht so an. Es ist doch nichts dabei.» Und zu Tiger sagte sie: «Gib ihr eine Prise. Das entspannt. Sie ist ein bisschen verkrampft.»
    Er hielt mir den Spiegel hin. Aber ich wollte das Zeug nicht. Und Magdalena sagte: «Verdirb uns nicht den Spaß, Schätzchen. Ich habe dir schon hundertmal gesagt, es ist ein irres Gefühl. Jetzt nimm dir etwas, entspann dich und lass dich verwöhnen.»
    Ich wollte mir nichts von diesem verdammten Spiegel nehmen. Ich wollte nur Johnny. Er steckte mir einen Finger in den Mund und stippte ihn in das Pulver. Dann rieb er mich unten ein mit dem Zeug.
    «Mach es wieder ab», verlangte ich.
    «Das hatte ich vor», sagte er und rutschte an mir herunter.
    Ich fühlte, wie er mich dort küsste. Es war   … Es war Wahnsinn.
    Magdalena kümmerte sich nicht um mich. Frankie ließ ihr auch nicht die Möglichkeit, mir zuzuschauen. Er hatte sie halb in seinen Schoß gezogen, hielt sie mit beiden Armen, küsste und streichelte sie. Den Ausdruck auf ihrem Gesicht werde ich nie vergessen. Ich glaube, sie war sehr glücklich.
    Das war ich auch. Tiger tat nichts mehr, eine Weile kniete er nur neben meinem Kopf und schaute zu. Dann öffnete er seine Hose. Aber zu dem Zeitpunkt war es mir egal. Eklig war es nicht. Es war nicht viel anders, als ob man am Daumen lutscht. Ich dachte einmal an Mutter. Was sie wohl sagen würde, wenn sie mich so sehen könnte. Auf dem Boden, mit zwei Männern gleichzeitig.
    Es war falsch. Es war alles falsch. Aber es war wunderbar. Ich hatte Feuer im Bauch, Sekt im Kopf, Kokain im Blut und Johnny überall.
    Irgendwann schaute ich noch einmal zur Couch hinüber. Viel war nicht zu erkennen. Tigers Bein versperrte mir die Sicht. Ich sah nur den Rücken. Einen nackten Rücken, breit und dunkel im flackernden bunten Licht. Im ersten Moment begriff ich nicht, was das bedeutet. Magdalena lag nicht mehr mit dem Oberkörper in seinem Schoß. Sie lag unter ihm. Die Bluse und der weiße Rock hingen an der Seite von der Couch herunter.
    Es ging alles so schnell. Aber ich sah es wie in Zeitlupe. Frankie liebte sie, zuerst langsam. Dann wurde er schneller. Er küsste sie wieder. Und dann hörte er plötzlich auf und fuhr in die Höhe.
    Er kniete zwischen ihren Beinen und schlug mit der Faust auf ihre Brust. Er schrie: «Amen!»
    Dann warf er sich über sie, küsste sie erneut, hielt ihr dabei die Nase zu, schoss wieder hoch und schlug weiter auf sie ein,diesmal mit beiden Fäusten gleichzeitig. Und dabei schrie er: «Amen! Los, mach schon! Amen, Amen, Amen!» Und bei jedem Wort schlug er mit beiden Fäusten auf ihre Brust ein.
    Ihr Kopf pendelte auf der Couch hin und her. Ihr rechtes Bein hing herunter. Das linke lag noch über der Rückenlehne. Dann rutschte das auch nach unten.
    Da war noch eine kurze Pause zwischen zwei Musikstücken auf dem Band. Eine halbe Sekunde vielleicht, in der er sie erneut schlug. Und ich hörte dieses Knacken oder Knirschen. Ich wusste, das waren ihre Rippen. Aber ich konnte nicht zu
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