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Die Sünderin

Die Sünderin

Titel: Die Sünderin
Autoren: Petra Hammesfahr
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stützte Magdalena sich auf Tiger. Es fiel kaum auf. Sie war größer als er und legte ihm einen Arm auf die Schultern, als kenne sie ihn schon seit Jahren. Ihm gefiel das. Wir stiegen beide hinten ein. Johnny setzte sich nach vorne.
    Ich hatte fürchterliches Herzklopfen, wegen Magdalena. Ich fand es nicht richtig, was wir taten, viel zu riskant. Aber ich fand es auch aufregend und schön, wegen Johnny. Während der Fahrt drehte er sich zu mir um. Er sagte nichts, schaute mich nur an, als ob wir allein wären – in einem Zimmer oder sonst wo.
    Auf die Strecke habe ich kaum geachtet. Ich weiß auch nicht, wie das Haus aussah. Ich weiß nur noch, als der Golf hielt, stiegen sie beide aus. Jeder klappte den Sitz auf seiner Seite zurück, jeder streckte eine Hand in den Wagen. Johnny zog mich direkt in seine Arme. Tiger half Magdalena.
    Er ging sehr nett mit ihr um, richtig liebevoll und fürsorglich. In der Zeit, die sie allein am Tisch gesessen hatten, hatte sie ihm erzählt, sie hätte mit einer Gastritis im Bett gelegen. Und er hatte gesagt, damit sei sie bei ihm gut aufgehoben. Er studiere Medizin, Frankie auch. Und Frankie sei ein Ass. Der brächte es bestimmt eines Tages zum Professor wie sein Alter.Sie hat mir das noch erzählt, bevor sie   … Ich glaube, im Auto hat sie es gesagt. Ich weiß es nicht mehr.
    Sie waren vor uns an der Haustür. Ob Tiger einen Schlüssel hatte oder ob er klingeln musste, darauf habe ich nicht geachtet. Sie waren längst drinnen, als wir die Tür erreichten. Und dabei hatte ich die Augen geschlossen. Johnny hielt mich, schob mich rückwärts und küsste mich. Einmal murmelte er: «Vorsicht, Stufe.» Hob mich hoch und stellte mich erst wieder auf die Füße, als wir im Flur waren – in dieser riesigen weißen Halle.
    Er drückte mich gegen die Wand und küsste mich wieder. Und über seine Schulter sah ich das Bild und daneben die Treppe. Tiger und Magdalena waren bereits auf der Treppe. Sie stieg allein hinunter, hielt sich nur mit einer Hand am Geländer fest. Verdammt, dachte ich, sie schafft das nicht. Ich darf sie nicht allein gehen lassen. Warum lässt sie sich denn nicht helfen von ihm?
    Ich glaube, ich weiß es. Sie muss Frankie gesehen haben, gleich als sie ins Haus kam. Vielleicht hat er ihnen die Tür geöffnet. Und er war ein paar Nummern besser als das rosa Ferkelchen.
    Sie drehte sich auf der Treppe um und rief: «Kommt ihr? Damit könnt ihr unten weitermachen. Da ist es sicher gemütlicher.» Ich hörte von unten das Schlagzeug. Und Johnny sagte: «Sie hat Recht. Gehen wir runter.»
     
    Magdalena saß bereits auf der Couch, als wir in den Keller kamen. Und sie ließ die Augen nicht von der Ecke, in der die Musikinstrumente standen. Frankie saß hinter dem Schlagzeug. Er spielte nur ein bisschen herum und ließ die Augen nicht von ihr.
    Tiger stand an der Bar und schnitt eine Zitrone in Stücke. «Zuerst ein Schluck Feuerwasser», hörte ich ihn sagen. Er schaute zu Magdalena hinüber. «Willst du auch ein Glas?»
    Sie schüttelte den Kopf. «Eine Limo, wenn du hast. Aber kein Schnaps. Das nimmt mein Magen mir nur wieder übel.»
    Dann spielten sie für uns – mehr für Magdalena als für mich. Sie war der Star. Ich glaube, jeder von den dreien hätte sie gerne gehabt. Aber sie sah nur Frankie. Sie forderte mich auf zu tanzen. Das tat ich.
    Johnny lächelte mich die ganze Zeit an. Mir wurde warm. Es war auch sehr warm da unten. Und Magdalena sah toll aus in dem flackernden bunten Licht. Die dunkelblaue Bluse passte gut zu ihren hellen Haaren. Und ihre schlanken Beine unter der fast durchsichtigen Spitze   … Dass ihre Haut blau war, sah man nicht. Braun wirkte sie – wie frisch aus der Sonne gekommen.
    Dann warf Frankie die Stöcke in die Luft, stand auf und ging zur Couch. Er setzte sich neben sie. Tiger ging wieder zur Bar und trank noch ein paar Gläser. Johnny schaltete die Stereoanlage ein. Die Musik vom Band war auch von ihnen. Er kam zu mir, wir tanzten. Und obwohl die Musik ziemlich wild war, hielt er mich im Arm und zog mich langsam aus.
    Ich fühlte seine Hände im Rücken und seine Lippen am Hals. Irgendwann lagen wir auf dem Boden. Es war sehr schön, aber so richtig genießen konnte ich es nicht. Ich konnte mich einfach nicht genug auf ihn konzentrieren, musste immer wieder zur Seite schauen.
    Frankie hatte einen Arm über die Rückenlehne der Couch gelegt. Es sah aus, als hielte er Magdalena. Sie unterhielten sich, bei der lauten Musik konnte ich
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