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Die Sündenheilerin (German Edition)

Die Sündenheilerin (German Edition)

Titel: Die Sündenheilerin (German Edition)
Autoren: Melanie Metzenthin
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»Ich werde nicht zulassen, dass noch einmal etwas geschieht, das dich der Dunkelheit anheimfallen lassen könnte.« Er legte Philip beide Hände auf die Schultern. »Hol deine Waffen!«
    »Und du?«
    Said schlug seinen Umhang zurück. Philip sah den Dolch und die beiden scharfen Säbel in seinem Gürtel.
    »Ich begleite Euch ebenfalls, Herr Philip.«
    »Es ist gefährlich, Herr Leopold. Wenn Ihr dem Grafen in die Hände fallt, hat er ein noch wertvolleres Faustpfand.«
    »Nein. Wie Ihr schon sagtet, es hätte auch Mechthild sein können. Ich bin es Frau Helena ebenso schuldig wie meiner eigenen Schwester.«
    Philip nickte. Dann kehrte er zurück ins Zelt des Hohnsteiners, um seine Waffen zu holen. Nicht nur Schwert und Dolch, sondern auch einen Beutel mit schwarzem Pulver.
    Wenig später traf er sich mit Said und Leopold an der Stelle, bis zu der sie der Fährte der Entführer gefolgt waren. Der Fürstensohn hatte eine stattliche Anzahl von Waffenknechten bei sich.
    »Mit so vielen Männern könnten wir leicht entdeckt werden«, gab Said zu bedenken.
    »Sie folgen uns in gebührendem Abstand, um uns bei Schwierigkeiten zur Seite zu stehen«, beruhigte ihn Leopold.
    Said deutete ein Nicken an, dann nahm er erneut die Spur auf und führte sie durch den Wald zum Fuß des Berges auf der Rückseite der Burg. Philip bewunderte das Geschick seines Freundes. Schon in den klaren Wüstennächten hatte der Araber ihn mit seinen scharfen Augen überrascht, denen keine Einzelheit entging, und seiner Art, Schlussfolgerungen daraus zu ziehen. Ob er es wohl so ähnlich hielt, wenn er sich um Kranke und Verletzte kümmerte? Auf Feinheiten achtete, für die sonst niemand ein Auge hatte, um den Ursachen des Leidens auf die Spur zu kommen?
    »Seht!« Said zeigte auf das Felsmassiv, auf dem die Burg thronte. »Hier ist eine Spalte, die ins Innere des Berges führt.«
    Philip ließ die Hände über das graue Gestein gleiten, spürte die Unebenheiten unter seinen Fingern. Hinter sich hörte er das Ratschen von Zündzeug. Said hatte einen Kienspan entzündet und reichte ihn weiter. Der Araber dachte wirklich an alles.
    »Der Gang scheint natürlichen Ursprungs zu sein«, stellte Philip fest, als er hineinleuchtete.
    »Die Spuren enden hier, also muss es der Zugang sein«, entgegnete Said. Er zog seine beiden Säbel. »Lass uns nachschauen!«
    Auch Leopold zog sein Schwert. Philip ging voraus, das Schwert noch immer in der Scheide, aber die Rechte um den Griff gelegt. Der Kienspan in seiner Linken beleuchtete den dunklen Gang nur unzureichend. Die Luft war feucht und kühl, fast so wie hinter dem Geistertor. Von den Wänden rann Wasser auf den Boden und mischte sich mit der Erde, die Wind und Wetter im Lauf der Jahre in den Eingang getragen hatten.
    »Warte!« Said stieß ihn an. »Leuchte dorthin!«
    Der Abdruck eines Stiefels. Sie waren auf dem rechten Weg.
    »Ob der Gang wohl bewacht wird?«, flüsterte Leopold.
    »Ich glaube kaum, sonst hätte man uns schon bemerkt«, antwortete Philip. Seine Schritte beschleunigten sich, hallten durch den Höhlentunnel. Hinter sich hörte er Saids Atem.
    Irgendwann veränderte sich der Gang. Die Wände, die zuvor aus rauem Felsgestein bestanden hatten, wurden glatter, so als hätten Menschen sie bearbeitet. Und dann war der freie Weg zu Ende. Eine schwere Eisentür verschloss den Gang. Kein Wunder, dass sie keine Wächter gesehen hatten.
    »Soll ich die Männer rufen?« Leopold schaute fragend in die Runde.
    Philip antwortete nicht, sondern leuchtete die Tür ab. Sie sah äußerst widerstandsfähig aus, es hatte vermutlich keinen Sinn, sie eintreten zu wollen. Sein Blick fiel auf die Türangeln. Er fuhr mit den Fingern über die Scharniere.
    »Glaubst du, wir könnten sie aus den Angeln heben?«, fragte Said.
    »Nein, wir nicht. Aber die Macht des schwarzen Pulvers. Herr Leopold, haltet doch einmal das Licht für mich!«
    Er reichte dem Fürstensohn den Kienspan und zog seinen Pulverbeutel hervor. Dann schüttete er vorsichtig Pulver in die Angeln, drückte es fest, verstopfte es und zog zwei von den Dochten hervor, mit denen sie die steingefüllten Tonkrüge entzündet hatten. Als er fertig war, nahm er Leopold den brennenden Kienspan wieder aus der Hand.
    »Schnell zurück hinter die letzte Biegung!«, rief er den Gefährten zu.
    Erst als sie verschwunden waren, entzündete Philip die beiden Lunten und rannte los.
    Ein Donner, als ginge die Welt unter. Nachdem der Knall verhallt war, hatte er das
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