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Die Sünden meiner Väter: Roman (German Edition)

Die Sünden meiner Väter: Roman (German Edition)

Titel: Die Sünden meiner Väter: Roman (German Edition)
Autoren: Liz Nugent
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Lippenstift und ein braunes Kleid mit Blumenmuster. Sehr hübsch. Sich mit ihr zu unterhalten war einfacher, als ich gedacht hatte, obwohl ich nicht mehr weiß, worüber wir geredet haben. Ich würde sogar sagen, dass sie mehr geredet hat als ich. Als wir dann beim Tee im Hotel gesessen sind, konnte ich sie mir endlich richtig anschauen. Eigentlich sah sie doch ziemlich gut aus. Nicht auf diese Filmstar-Art, aber gut. Sie hat sich nie die Haare blond gemacht, so wie alle andern. Kennt man ja, irgendwann waren alle blond. Nur Alice eben nicht. Als Mädchen war sie nur Haut und Knochen, aber mittlerweile hatte sie an den richtigen Stellen Fleisch angesetzt, war rundlicher geworden. Nicht dick, das nicht. Gut im Futter, könnte man sagen. Wenn sie gelächelt hat, hat ihr ganzes Gesicht gestrahlt, und wenn sie gemerkt hat, dass ich sie anschaue, ist sie rot geworden und hat verlegen mit ihren Fingern herumgespielt. Spätestens da war mir klar, dass ich sie richtig gernhatte.
    Als sie mich dann gefragt hat, ob ich ihr Fahrstunden geben könnte, hab ich nicht lang überlegen brauchen.
    So fing es an.
    Bei den Fahrstunden konnte einem angst und bange werden. Sie ist lausig schlecht gefahren, muss man mal so sagen. Nach der ersten Stunde durfte ich ein Stück Hecke aus dem Kühler meines Granadas pflücken. Dabei ist dieses Auto wirklich mein Ein und Alles. Um mein Leben hab ich fast noch mehr gebangt a ls u m den Wagen, und das will wirklich was heißen. Aber das war es wert. Mit der Zeit ist sie aufgetaut, richtig gesprächig geworden. Noch immer schüchtern und alles und auch nicht gerade zum Flirten aufgelegt, aber wir haben trotzdem unseren Spaß gehabt. Hinterher sind wir oft noch auf Kaffee und Kuchen ins Café. Susan hatte nicht übertrieben, was die Sache mit dem gesegneten Appetit betraf.
    Ich hab mir bloß Sorgen gemacht, Alices Mutter könnte was gegen mich haben – von wegen Villas und Avenue – , aber sie ist immer sehr nett zu mir gewesen, das muss man ihr lassen. Und Eugene erst! Wollte immer Armdrücken mit mir spielen. Mit der Zeit konnte ich ihn richtig gut leiden. War ja auch nicht seine Schuld, dass er ein bisschen anders war. Er hatte so eine ansteckende Art zu lachen, ganz laut, wie das Ia hen eines Esels. Dabei hat eigentlich nie jemand gewusst, worüber er lachte. Vielleicht war ihm das selbst auch nicht ganz klar.
    Nach der dritten Fahrstunde hab ich sie geküsst und gefragt, ob sie mich heiraten wolle. Sie hat gelacht, mich aber zurückgeküsst, was also soweit ganz in Ordnung war. Danach sind wir richtig miteinander ausgegangen, aber von Heirat war nie wieder die Rede. Wahrscheinlich dachte sie, ich hätte nur Spaß gemacht. Hatte ich aber nicht. Danach hab ich es eine ganze Weile nicht über mich gebracht, noch mal zu fragen. Schien mir sicherer, mich mit dem zu begnügen, was gerade möglich war.
    Ich glaube, dass ich gut für Alice gewesen bin, auch wenn sonst bestimmt alle gemeint haben, es wäre genau andersherum. Wir sind tanzen gegangen, und sie hat sich ein Kleid aus rosa Seide genäht. »Rosé« hat sie es genannt, aber für mich war es einfach nur rosa. Wir haben auch angefangen, ein bisschen rumzumachen, aber nur so, nichts Ernstes. Ich hatte immer Angst, zu weit zu gehen. Außerdem dachte ich, dass sie genauso fromm wäre wie ihre Ma. Damals ist das für uns noch ein Thema gewesen. Nicht so wie heute.
    Einmal, als wir zum Pferderennen in Galway waren, hätten wir eine gute Gelegenheit gehabt. Wir sind in meinem Granada gefahren und über Nacht geblieben. Ich hatte uns was in einem kleinen Hotel reserviert, natürlich getrennte Zimmer. Alice muss mir richtig Glück gebracht haben, denn ich konnte beim Rennen gleich drei Volltreffer hintereinander landen. So viel Glück hatte ich mein Lebtag nicht gehabt. Abends beim Essen hat Alice von allem Nachschlag genommen, und ich habe uns eine Flasche Wein bestellt. Ich hatte überhaupt keine Ahnung von Wein, wusste nur, dass es roten und weißen gibt, und weil ich roten vornehmer fand, habe ich einfach auf die teuerste Flasche gezeigt (ich hatte schon ein paar Guinness intus und hab mich sehr spendabel gefühlt). Der Kellner hat ziemlich blasiert gefragt, ob ich mir da sicher wäre. Wäre ich, hab ich gesagt. Alice war auch keinen Wein gewohnt. Es hat keine halbe Stunde gedauert und sie hat Unsinn geredet, von wegen, dass sie mal in einem Haus leben will, das ganz aus Büchern ist. Dann hat sie angefangen mit mir zu flirten, ist ziemlich
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