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Die Stunde des Mörders: Roman (German Edition)

Die Stunde des Mörders: Roman (German Edition)

Titel: Die Stunde des Mörders: Roman (German Edition)
Autoren: Stuart MacBride
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ihrer Chefin ein, ehe sie fortfuhr. »Ich wollte noch fragen, wo sich die Kleidung des Opfers befindet. Wurde sie bereits untersucht?«
    Logan schüttelte den Kopf. »Sie wurde nackt aufgefunden. Keine Spur von irgendwelchen Kleidungsstücken. Ich habe die ganze Straße einschließlich der näheren Umgebung von zwei Uniformierten absuchen lassen.«
    Sie runzelte die Stirn. »Also hat der Täter ihre Kleider mitgenommen«, sagte sie, ohne die gequälten Blicke zu bemerken, die Logan und Dr. Fraser wechselten. »Wurde sie vergewaltigt? Gibt es irgendwelche Anzeichen dafür, dass sie in jüngster Zeit Verkehr hatte?«
    Dr. Fraser verzog das Gesicht, und Logan konnte sehen, dass er sich zwingen musste, ihr auf möglichst freundliche Weise beizubringen, dass sie doch bitte die Klappe halten und sich verpissen sollte. »So weit sind wir noch nicht, aber da sie im horizontalen Gewerbe tätig war, wäre ich doch einigermaßen geschockt, wenn sich keinerlei Hinweise auf rezente Fickaktivität finden ließen.« Er wies Brian an, das Aufnahmegerät zu starten. »Also, wenn Sie alle bequem stehen, können wir anfangen.«
    Logan versuchte nicht allzu genau hinzusehen, als Fraser die äußere Besichtigung abschloss und zum Messer griff. Zu sehen, wie jemandem die Eingeweide in vier großen Klumpen aus dem Bauch gefischt und durchwühlt wurden, schlug ihm irgendwie jedes Mal auf den Magen. Und wenn er die Zeichen richtig deutete, drohte der stellvertretenden Staatsanwältin auch schon das Frühstück hochzukommen. Ihre Augen waren ganz wässrig und gerötet, und alle Farbe war aus dem schmalen Streifen ihres Gesichts gewichen, der zwischen Maske und Haube hervorlugte. Schön zu sehen, dass er nicht der Einzige war.
    Als endlich alles vorbei war und Rosies Gehirn in einem Eimer voll Formalin schwamm, bat Dr. Fraser Brian, das Band auszuschalten und schon mal Wasser aufzusetzen. Zeit für ein Tässchen Tee und eine Zusammenfassung der Höhepunkte.
    Sie standen in dem kleinen Büro und warteten darauf, dass das Wasser kochte, während sie Dr. Fraser lauschten, der das medizinische Kauderwelsch in verständliches Englisch übersetzte. Rosie Williams war zu Tode geprügelt worden: Der Täter hatte sie nackt ausgezogen, mit Fäusten geschlagen und getreten, war auf ihr herumgetrampelt und hatte sie gewürgt. Nicht notwendigerweise in dieser Reihenfolge. »Aber«, sagte Fraser, »sie ist nicht erdrosselt worden. Die linke Lunge war perforiert; die Rippe hat eine Vene zerrissen, als sie eingedrückt wurde, sodass die Frau praktisch an ihrem eigenen Blut erstickt ist. Aber es wäre sowieso nur eine Frage der Zeit gewesen, bis sie an den anderen Verletzungen gestorben wäre. Ach ja, und schwanger war sie auch. Achte oder neunte Woche.«
    Der Piepser der Staatsanwältin ertönte, und verhaltene Flüche wurden ringsum laut, als sie ihr Handy aus der Tasche zog, feststellte, dass sie keinen Empfang hatte, und den Raum verlassen musste. Sobald ihre Chefin verschwunden war, versuchte die neue Stellvertretende das Kommando an sich zu reißen. »Wir sollten eine DNS-Analyse des Fötus vornehmen lassen – wir könnten sie brauchen, um eine Verwicklung des Kindsvaters in den Mord zu belegen.« Jetzt, da sie nicht mehr einer Demonstration des gehobenen Schlachterhandwerks beiwohnen musste, war sie schon deutlich selbstbewusster. Unter ihrem OP-Fummel war ein strenges schwarzes Kostüm mit zweckmäßigen Stiefeln zum Vorschein gekommen. Ihr langes Haar hatte die Farbe von abgestandenem Guinness und kräuselte sich an den Enden; ihr Gesicht war recht hübsch, aus der Kategorie »das nette Mädel von nebenan«, mit etwas zu langer Nase und einem Wölkchen von Sommersprossen, das an die vergangenen sonnigen Tage erinnerte. »Was können Sie zum Thema Vergewaltigung sagen?«
    Fraser schüttelte den Kopf. »Jede Menge rezente sexuelle Aktivität – in allen drei Eingängen –, aber nichts davon erzwungen. Spuren von Gleitmittel in allen einschlägigen Körperöffnungen, vermutlich von Kondomen mit Spermizidbeschichtung, aber das können wir erst sicher sagen, wenn wir die Laborergebnisse haben. Kein Sperma.«
    »Nun gut. Sergeant«, wandte sie sich an Logan, »ich möchte, dass Sie die Straße nach weggeworfenen Kondomen absuchen. Wenn es uns gelingt …« Sie registrierte Logans Gesichtsausdruck und verstummte. »Was?«
    »Die Shore Lane ist ein einziges großes Open-Air-Puff. Da dürften Hunderte von gebrauchten Kondomen rumfliegen, und wir können
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