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Die Stunde des Mörders: Roman (German Edition)

Die Stunde des Mörders: Roman (German Edition)

Titel: Die Stunde des Mörders: Roman (German Edition)
Autoren: Stuart MacBride
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Er überflog den Artikel, während Ailsa Cruickshank Tee machte. Der Vorsitzende des Ausschusses für Planung und Stadtentwicklung wurde mit keinem Wort erwähnt, ebenso wenig wie die Firma McLennan Homes, und als Quelle wurde »ein Detective Inspector vom Sittendezernat« genannt, der »anonym bleiben« wolle. Aber es reichte aus: Stadtrat Marshall würde seinen Posten verlieren, und die Grampian Police würde die Ermittlungen aufnehmen. DI Steel tobte.
    Drei Tassen aus feinstem Porzellan wurden klirrend auf den Tisch gestellt, begleitet von einem Teller Schokoladenkekse. Ailsa nahm auf einem der Stühle Platz und sah Logan erwartungsvoll an.
    »Mrs. Cruickshank«, begann er und überlegte, wie er es am besten formulieren sollte, »da gibt es etwas, das mir in den letzten Tagen einfach keine Ruhe gelassen hat …«
    »Ja?«
    »Im Körper Ihres Mannes wurden große Mengen Antidepressiva gefunden.«
    Sie sah ihn verwirrt an. »Aber Gavin war nicht depressiv – das hätte er mir doch gesagt! Ich hätte es gemerkt.«
    »Bleibt also die Frage, wieso sein Magen voll von diesen Pillen war.«
    Ailsa tippte mit dem Finger auf das Foto von Clair Pirie auf der Titelseite der P & J . »Vielleicht hat sie ihn gezwungen, sie zu schlucken? Oder sie zerstoßen und in irgendetwas gemischt?«
    »Sie lieben Krimis, nicht wahr, Mrs. Cruickshank? Sie haben uns doch Ihre Sammlung gezeigt, als wir das erste Mal hier waren, wissen Sie noch? Wie gefällt Ihnen die Szene am Schluss, wenn der Detektiv endlich das ganze Lügengespinst zerreißt und den wahren Mörder enttarnt?«
    »Ich … Ich verstehe nicht.« Sie stellte ihre Tasse ab. »Worauf wollen Sie eigentlich hinaus?«
    Logan sah ihr direkt in die Augen. »Wir wissen Bescheid.«
    Sie saß da auf der anderen Seite des Tisches, urplötzlich kreidebleich im Gesicht, und starrte ihn an, während die Sekunden sich dehnten wie Kaugummi. Sie machte den Mund auf und wieder zu, schluckte und setzte noch einmal an. »Ich weiß nicht, wovon Sie reden.«
    »Warum einen knallroten Koffer wählen, wenn man ihn im Wald verstecken will? Es sei denn, man will in Wirklichkeit, dass er gefunden wird. Warum eine Leiche zerstückeln, aber ausgerechnet eine riesige Tätowierung mit dem Namen der Frau des Opfers übrig lassen? Selbst wenn ich dieses Foto von ihm mit den Hooters-Girls nicht gesehen hätte, hätten wir doch auf jeden Fall die gesamte Datenbank durchsucht, und dabei wären wir auf Ihren Namen in Gavins Vermisstenmeldung gestoßen. Gavin, der rein zufällig drei Affären gleichzeitig hatte. Und dann ist da Ihre Nachbarin, die Sie schon seit Jahren vergeblich loszuwerden versuchen und die rein zufällig die ganze Zeit das Garagentor offen stehen lässt und vergisst, die Verbindungstür zum Haus abzuschließen, und die einen großen Teil ihrer Zeit völlig betrunken und bekifft im Garten herumhängt. Da wäre es doch ein Leichtes, sich mal eben hineinzuschleichen, die Badewanne mit Gavins Blut vollzuschmieren und das Messer in der Garage zu verstecken, oder?«
    »Das ist doch lachhaft.«
    »Wirklich? Sie schaffen sich Ihren untreuen Ehemann und die Hexe von nebenan auf einen Schlag vom Hals – zwei Fliegen mit einer Klappe!« Logan lächelte. »Aber das mit den Pillen war ein Fehler, Sie hätten ihm einfach eins über den Schädel ziehen sollen. Wie sollte Pirie ihn dazu bringen, eine halbe Packung Antidepressiva zu schlucken? Etwa, indem sie ihm einen Kuchen backt und mit Zuckerguss draufschreibt: ›Tut mir leid, dass ich Ihnen ein Veilchen verpasst habe‹?«
    »Er hat im Büro angerufen –«
    »Es war eine SMS. Die konnten Sie selbst von seinem Handy aus schicken, dazu musste er nicht mehr am Leben sein. Und Hayley ist auch nicht einfach nur in Urlaub gefahren, nicht wahr? Sie haben sie umgebracht und die Leiche irgendwo versteckt. Aber irgendwann wird sie wieder auftauchen. Das tun sie fast immer.«
    Ailsa stand auf, und die Stuhlbeine scharrten über den Fliesenboden. »Ich will meinen Anwalt sprechen.«
    Logan schüttelte den Kopf. »Sie lesen zu viele Krimis, Mrs. Cruickshank. Wir sind hier in Schottland: Sie bekommen einen Anwalt, wenn wir es sagen – vorher nicht.«
    Die Anhörung wurde auf halb sieben verschoben und sollte am nächsten Morgen um acht fortgesetzt werden. Jackie wartete draußen, als Logan aus dem Konferenzzimmer geschlichen kam. Ihr gebrochener Arm steckte in einem nagelneuen Gipsverband – geradezu erschreckend sauber im Vergleich zu dem verdreckten,
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