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Die Stunde des Mörders: Roman (German Edition)

Die Stunde des Mörders: Roman (German Edition)

Titel: Die Stunde des Mörders: Roman (German Edition)
Autoren: Stuart MacBride
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einzelne Wort.«
    Insch sah ihn nur an und schwieg beharrlich. Er wartete darauf, dass sein Gegenüber sich zu einer verräterischen Bemerkung hinreißen ließ, doch Logan war so klug, seinen geschwollenen Mund geschlossen zu halten. Auch nach zwei Tagen spürte er noch die Nachwirkungen von Chibs Faustschlag. »Na schön«, sagte der Inspector schließlich. »Es dürfte Sie interessieren, dass die Kriminaltechnik inzwischen das Projektil untersucht hat, das sie aus PC Jacobs herausgeholt haben. Ob Sie’s glauben oder nicht, es stimmt mit dem überein, das aus PC Maitland herausgeschnitten wurde. Identische Projektilriefen. Sie wurden aus der gleichen Waffe abgefeuert.«
    Aus der gleichen Waffe? Logan schloss die Augen und stöhnte. »Der Lieferwagen.«
    Insch hielt inne und starrte ihn an. »Welcher Lieferwagen?«
    »Vor Millers Haus: ein verdreckter blauer Transit. Es war derselbe Lieferwagen, den wir an der Lagerhalle beobachtet haben, als Maitland angeschossen wurde. Ich wusste doch, dass ich den schon mal gesehen hatte!« Er fluchte und starrte an die Decke. Es hatte nie irgendwelches Diebesgut in der Lagerhalle gegeben – vielmehr war sie Chibs Drogen-Umschlagplatz. Miller hatte gesagt, Graham Kennedy habe ihm den Tipp gegeben, dass die Halle voll mit gestohlenen Elektrogeräten sei. Dabei hatte Kennedy die Polizei nur benutzen wollen, um die Konkurrenz aus dem Weg zu räumen. Die Beamten sollten anrücken, die Drogen finden und die neuen Jungs aus Edinburgh verhaften. Genialer Plan, wenn er denn funktioniert hätte, was er aber nicht hatte: Chib und seine Kumpane entkamen. Und dann hatten sie sich revanchiert – nur dass Chib sich nicht lange mit anonymen Tipps aufhielt, sondern gleich zu bewährten Maßnahmen wie Entführung, Folter und Massenmord griff. Schön, zu sehen, dass es noch Leute gab, die ihren Beruf ernst nahmen. Logan fluchte erneut.
    »Alles in Ordnung mit Ihnen, Sergeant?«
    »Kann ich nicht behaupten, Sir, nein.«
    Insch nickte, hievte seinen massigen Leib aus dem Sessel, zerknüllte eine leere Gummibärchentüte und warf sie in den Papierkorb. »Kommen Sie, die Anhörung ist erst um halb fünf; ich spendiere Ihnen ein Specksandwich und eine Tasse Tee.«
    Logans Magen drehte sich um. »Nein danke, mir ist im Moment nicht so nach Speck.« Er musste dabei gleich wieder an Millers Freund und seine Schweinezucht denken. »Wenn Sie nichts dagegen haben – ich hätte da noch etwas zu erledigen.«
    Er holte sich einen Schlüsssel für einen Wagen aus dem Fuhrpark und machte sich auf die Suche nach einem Uniformierten, den er als Verstärkung mitnehmen könnte. WPC Buchan stand vor dem Hintereingang, rauchte eine Zigarette und kaute Fingernägel. Sie sah aus, als hätte sie kein Auge zugetan, seit er sie vorgestern von seinem Tatort verbannt hatte. »Es ist halb elf – wie kommt’s, dass Sie noch im Dienst sind?«, fragte er, und sie fuhr zusammen. »Ich dachte, die Nachtschicht endet um sieben?«
    Sie schlug die Augen nieder und zuckte mit den Achseln. »Dachte, ich leg ’ne Doppelschicht ein. Wollte nicht zu Hause rumhocken und auf den Anruf von der Dienstaufsicht warten. Da wär mir die Decke auf den Kopf gefallen …«
    »Kommen Sie«, sagte er und warf ihr die Autoschlüssel zu. »Sie fahren.« Sie waren gerade einmal bis Hazlehead gekommen, da hielt sie es nicht mehr aus und fragte ihn, wann er die Beschwerde gegen sie einreichen würde.
    »Sie wissen ja, dass Sie sich wie ein komplettes Arschloch benommen haben, oder?«, sagte Logan, als sie die Hochhäuser hinter sich ließen und die freie Landschaft sich vor ihnen ausbreitete. Sie versteifte sich, schwieg aber weiter hartnäckig. »Wenn ich die Zeit zurückdrehen könnte«, fuhr er fort, »würde ich alles anders machen und dafür sorgen, dass Maitland und Steve keine Kugel abkriegen. Ich habe nie gewollt, dass so etwas dabei herauskommt.« Zur Linken passierten sie die Abzweigung zum Krematorium; das Gebäude selbst blieb hinter einer Anhöhe und einer Baumgruppe verborgen. Logan seufzte. »Ich lege keine Beschwerde ein. Ich gebe Ihnen noch mal eine Chance.«
    Sie beäugte ihn von der Seite. »Wieso?« Argwöhnisch.
    »Weil …« Pause. »Weil jeder Mensch eine zweite Chance verdient.« Oder in Logans Fall auch eine dritte und eine vierte. Sein Verhältnis zu DI Steel hatte sich noch nicht wieder normalisiert – die heutige Schlagzeile in der P & J war auch nicht gerade hilfreich gewesen …
    Schweigen machte sich wieder im Wagen
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