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Die Stunde des Mörders: Roman (German Edition)

Die Stunde des Mörders: Roman (German Edition)

Titel: Die Stunde des Mörders: Roman (German Edition)
Autoren: Stuart MacBride
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unmöglich in jedem Einzelfall feststellen, wie lange sie schon dort gelegen haben, wer sie getragen hat oder in wem sie gesteckt haben.«
    »Aber die DNS –«
    »Um mit der DNS etwas anfangen zu können, müssten Sie zuerst beweisen, dass das Kondom in ihr drin war, und zweitens, dass es vom Mörder getragen wurde und nicht bloß von einem ihrer Stammkunden. Ganz zu schweigen von der Frage, ob es zum Zeitpunkt ihres Todes benutzt wurde oder vorher. Und wir wissen ja noch nicht mal, ob ihr Mörder vor der Tat überhaupt Sex mit ihr hatte.« Ein schrecklicher Gedanke schoss Logan durch den Kopf. »Oder danach?« Er warf Dr. Fraser einen besorgten Blick zu, doch der Mann schüttelte den Kopf.
    »Darauf deutet nichts hin«, sagte er. Vor einem knappen Jahr hatten sie einen scheußlichen Fall gehabt, bei dem kleine Jungen entführt, erwürgt und anschließend missbraucht und verstümmelt worden waren. Wenigstens hatten sie es diesmal nicht mit so einem Typen zu tun.
    »Verstehe.« Sie zog die sorgfältig gezupften Augenbrauen zusammen. »Ich nehme an, es wäre auch ziemlich kostspielig, aus all diesen Präservativen DNS zu gewinnen.«
    »Sehr kostspielig«, sagten Logan und Dr. Fraser wie aus einem Munde.
    »Ich will trotzdem, dass sie sichergestellt werden«, sagte sie. »Wir können sie einfrieren für den Fall, dass ein Verdächtiger aufgegriffen wird.«
    Logan sah keinen Sinn darin, aber was wusste er denn schon? Er war schließlich nur ein einfacher Detective Sergeant. Solange nicht er es war, der den Suchtrupps beibringen musste, dass sie die Straßen nach alten Kondomen abklappern mussten – vorzugsweise solchen mit Füllung. »Wird gemacht«, sagte er.
    »Okay.« Sie griff in die Innentasche ihres tadellosen Kostüms, zog eine kleine schwarze Brieftasche hervor und drückte jedem von ihnen eine frisch gedruckte Visitenkarte in die Hand. »Wenn sich irgendetwas tut, sagen Sie mir Bescheid. Ich bin Tag und Nacht zu erreichen.« Und damit entschwand sie.
    »Und?«, fragte Dr. Fraser, als die Tür des Leichenschauhauses hinter ihr ins Schloss gefallen war. »Was sagen Sie dazu?«
    Logan warf einen Blick auf die Karte in seiner Hand. » RACHAEL TULLOCH, BA (JUR.), STELLVERTRETENDE STAATSANWÄLTIN «. Er seufzte und steckte die Karte in seine Brusttasche. »Ich glaube, ich habe genug andere Sorgen.«
    Es war fünf vor halb zwölf, und Logan wurde allmählich unruhig. Er hatte sich zeitig im Büro der Internen Dienstaufsicht eingestellt, um keinen schlechten Eindruck zu machen, obwohl er wusste, dass es dafür zu spät war, viel zu spät. Inspector Napier konnte Logan nicht leiden. Hatte ihn nie leiden können. Brannte geradezu auf eine Chance, ihn achtkantig auf die Straße zu befördern. Es war zwanzig vor zwölf, als Logan endlich in die Höhle des Löwen gebeten wurde.
    Napier war schon mit einer Leichenbittermiene auf die Welt gekommen und hatte sich zielsicher für eine Karriere entschieden, bei der ihm sein verkniffenes Gesicht, sein schütteres rotes Haar und seine Hakennase entschieden zum Vorteil gereichten.
    Der Inspector stand nicht auf, als Logan eintrat, sondern deutete nur mit einem Füllfederhalter auf einen unbequem aussehenden Plastikstuhl gegenüber von seinem Schreibtisch, um dann weiter irgendetwas in seinen Kalender zu kritzeln. Ein zweiter uniformierter Beamter saß mit dem Rücken zur Wand am anderen Ende des Zimmers, die Arme gekreuzt, die Miene versteinert. Er stellte sich nicht vor, als Logan sich nervös in Napiers Büro umblickte. Der Raum spiegelte den Mann wider, der hier arbeitete – alles war an seinem Platz. Kein Gegenstand, der keine Funktion gehabt hätte, keine banalen Kinkerlitzchen wie etwa Fotos seiner Familie. Wenn er denn eine hatte. Nachdem er seinen Eintrag mit einer grimmig-schwungvollen Gebärde vollendet hatte, blickte Napier auf und ließ Logan das sparsamste und verlogenste Lächeln in der Geschichte der Menschheit sehen.
    »Sergeant«, sagte er und glättete beiläufig eine der rasiermesserscharfen Bügelfalten seiner maßgeschneiderten schwarzen Uniform, deren Knöpfe im Schein der Leuchtstoffröhren blitzten und funkelten wie die kleinen Taschenuhren eines Hypnotiseurs. »Ich möchte, dass Sie mir alles über PC Maitland erzählen und mir erklären, warum er derzeit auf der Intensivstation liegt.« Der Inspector lehnte sich in seinem Sessel zurück. »Nehmen Sie sich ruhig Zeit, Sergeant.«
    Logan schilderte den Verlauf der missglückten Operation, während der
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