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Die Stunde der Zaem

Die Stunde der Zaem

Titel: Die Stunde der Zaem
Autoren: Hubert Haensel
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wäre?«
    »Ja«, nickte Heeva bedrückt. »Der Hexenrat hat seine Entscheidung getroffen. Sie ist unabänderlich.«
    »Aber nicht allein das ist Luscumas Aufgabe. Sie, die Vollstreckerin, deren Geist das Luftschiff beseelt, wird den Kurs bestimmen und dafür sorgen, daß die Besatzung keine Änderung vornimmt. Alle elf Zaubermütter und die neue Erste Frau Ambe werden mit dem Schiff sein und darüber wachen.
    Die Luscuma soll nicht nur in die Schattenzone einfliegen, sondern diese durchdringen und nach Gorgan vorstoßen, um von dort eine Auswahl von einem Dutzend Männern nach Vanga zurückzubringen: Männer verschiedener Abstammung und Herkunft, Herrscher und Diener, Krieger, Bauern, Weise und Narren. Das ist mein Zugeständnis an Zahda, wiewohl ich überzeugt bin, daß alles umsonst sein wird. Gorgan läßt sich nicht mit Vanga verbinden!«
    Gerrek stieß einige überraschte Laute aus. Er erinnerte sich noch gut daran, wie er Mythor gegenüber einmal von jener Welt der Männer gesprochen hatte, der sein Sehnen galt. Damals hatte er noch nicht gewußt, zu wem er dies sagte. Sollte das alles nun Wirklichkeit werden? Fragend sah er die Zaubermutter des Krebsmonds an, doch sie achtete nicht auf ihn.
    »Noch jemand wird an Bord des Luftschiffs sein, den Flug allerdings in magischem Tiefschlaf verbringen«, eröffnete Zahda. »Ich habe ihn bereits unter Deck gebracht. Nur Lankohr und Heeva vermögen ihn dank ihrer magischen Begabung zu wecken.«
    Zaems Augen verengten sich jäh. Das schien sie bisher nicht gewußt zu haben. Aber dann entspannten sich ihre Züge, und sie fing laut zu lachen an.
    »Mescal«, stöhnte sie. »Ich weiß, daß er noch am Leben ist. Doch wie lange, Zahda? Gibt es einen besseren Beweis, daß das Weibliche sich niemals mit dem Männlichen verbinden läßt, als dieses seltsame Geschöpf? Wenn du darauf bestehst, ich will deine Hoffnungen nicht zerstören.«
    Es begann wieder zu schneien. Dicke, schwere Flocken fielen, und schon bald waren die Planken von einer mehrere Fingerbreit hohen weißen Decke überzogen.
    Zaem gab Burra zu verstehen, daß der Flug für sie Buße sein sollte. Die Kriegerin durfte ihr erst wieder unter die Augen treten, wenn sie sich in der Schattenzone der Hermexe entledigt hatte. Für diese Zeit wurde Tertish von ihrer selbstauferlegten Verpflichtung als Todgeweihte enthoben.
    »Und Gorgan?« wagte Burra einen zögernden Einwand. »Wie sollen wir uns dort verständlich machen?«
    Zaem herrschte sie an.
    »Hast du deine Schwerter vergessen und die der anderen Kriegerinnen? Gibt es eine bessere Sprache, die jeder versteht?«
    Burra schüttelte den Kopf.
    »Trotzdem sollt ihr Gorgan lernen«, bestimmte Zahda. »Ihr seid nicht als Eroberinnen bestimmt, sondern seid ausgesandt, um Nachkommen des Kriegers zu uns zu bringen.
    Wie ich von Mythor seine Sprache erlernte, so werde ich sie euch im magischen Schlaf lehren.«
*
    Ich bin das Einhorn, ich bin das Schiff! Wer mir mißfällt, wird den Abend nicht erleben.
    Der Rest des Tages war vergangen und die Nacht. Das Wetter allerdings hatte keine Besserung erfahren. Noch immer waren die Wolken schwer von der Last des Schnees, den sie über dem Hexenstern abluden.
    Das Meer war aufgewühlt und schwarz wie flüssiges Blei. Drohend und unheilvoll lag es unter dem Luftschiff.
    Zum erstenmal hatte Luscuma, der Geist der ehemaligen Wetterhexe, sich bei den Passagieren gemeldet. Jeder wußte, daß diese lautlose Stimme ihr gehörte.
    Es ging die Rede, daß Luscuma schon einmal in der Schattenzone gewesen war. Seither galt sie als unnahbar und mitunter leicht verwirrt. Daß sie sich geweigert hatte, Gorgan zu erlernen, schien dies nur zu bestätigen.
    Das Schiff hatte abgehoben, ohne daß die Besatzung etwas dazu beitragen mußte. Überhaupt schien es, als hätten die Amazonen lediglich Handlangerdienste zu verrichten.
    Nur ich weiß, was richtig ist! behauptete Luscuma. Mischt euch nicht in meine Belange ein.
    Es war Jahreswechsel. Für Zaem, die auf dem Hexenstern zurückblieb, bedeutete dies größere Macht.
    Jeder von Mythors Freunden wußte das.
    »Sein Schicksal und das Fronjas scheint tatsächlich besiegelt«, sagte Scida bedrückt. »Wer kann schon gegen die Zaubermütter aufbegehren.«
    »Ob sie noch leben?«
    Gerrek sprach aus, was alle bewegte. Niemand wußte, welches Geschick dem Sohn des Kometen und der Ersten Frau Vangas in der Hermexe beschieden war und ob sie den Dämonen überhaupt widerstehen konnten.
    Daß Tertish außer
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