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Die Stunde der Zaem

Die Stunde der Zaem

Titel: Die Stunde der Zaem
Autoren: Hubert Haensel
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glauben.«
    Zahda verzog die Mundwinkel zur Anspielung eines Lächelns.
    »Nicht mehr lange, und wir werden wieder eine Erste Frau haben, die für uns träumt.«
    Mythor war überrascht. Die Zaubermütter bewiesen eine Einigkeit, wie er sie nicht erwartet hatte. Zaem funkelte ihn von oben herab an.
    Du hast verloren! triumphierte ihr Blick. Weshalb willst du das nicht endlich einsehen?
    »Es ist, wie Zaem sagt«, ließ Zanni vernehmen. »Die Nachfolgerin Fronjas steht fest. Denn wir, die hier versammelt sind, haben uns darauf geeinigt, daß Ambe nicht aus der Puppe ausschlüpfen wird. Sie wird auch nicht die Weihe einer Zaubermutter erhalten.
    In verpupptem Zustand ist Ambe eine Träumerin wie Fronja. So soll sie die Stelle der Ersten Frau von Vanga einnehmen.«
    »Und der Drachenmond der Zuma bleibt verwaist…?«
    »Eine Zaubermutter findet sich schnell«, wurde Mythor entgegengehalten.
    »Nein. Das darf nicht sein.« Heftig fuhr er herum, schritt auf Ambe zu, aber Zaem vertrat ihm den Weg.
    »Laß mich mit Ambe reden«, verlangte er.
    »Ich wüßte nicht, weshalb…«
    »Warum läßt du ihm nicht den Willen?« Zahda erhob sich ebenfalls. Die beiden Zaubermütter wechselten einen kurzen Blick, dann wich Zaem zurück.
    »Ambe«, sagte Mythor leise. »Entsinne dich der Zeit auf Gavanque. Heute, da du an Macht gewinnen kannst, vergißt du deine besondere Beziehung zu Fronja. Heißt es nicht, du seist einem ihrer Träume entsprungen? Hüte dich davor, deine Mutter zu verraten.«
    In seinen Gedanken entstanden lautlos Worte, als Ambe ihm auf ihre Weise antwortete:
    »Es gibt keine bessere Lösung für Vanga. Niemand kann Fronja mehr helfen - nicht nach dem, was alle gesehen haben. Die Schar der Dämonen in der Hermexe ist zu gewaltig.
    Also muß ich die Stelle der Ersten Frau einnehmen. Keinen besseren Dienst kann ich ihr erweisen als den, mein Leben mit den Geschicken der Welt zu verknüpfen. Sie hätte es so gewollt.«
    Mythor erwiderte nichts. Fest preßte er die Lippen aufeinander. Wenigstens von der Hexe hatte er erwartet, daß sie zu Fronja hielt.
    »Die Zeit heilt Wunden«, flüsterte es in seinen Gedanken. »In einigen Jahren wirst du vielleicht einsehen, daß unsere Entscheidung die einzig richtige war.«
    »Ich glaube kaum«, fuhr er heftig auf.
    »Oh doch. Sieh mich an, Sohn des Kometen, und dann frage dich, ob Fronja mich so geschaffen hätte, wie ich bin, hätte sie mich nicht zu ihrer Nachfolgerin bestimmt. Nie wieder werde ich meine Puppenhülle wechseln.«
    Mythor war wie vor den Kopf geschlagen. Daß Ambe und Zahda die Entwicklung trotzdem bedauerten, half ihm wenig. Zwischen ihrem Wollen und ihrem Handeln tat sich eine tiefe Kluft auf.
    Sie versuchten auch zu erklären, daß Zaem nicht übermächtig werden könne, weil Ambe das Zünglein an der Waage darstellte - eine Zaubermutter, die Zumas verwaistes Gebiet übernahm, würde leichter zu finden sein als eine Erste Frau. Aber er wollte das alles nicht einsehen.
    Und abermals trat Zaem auf ihn zu. Spöttisch war der Vorschlag, den sie unterbreitete.
    »Wenn dir wirklich so viel an Fronja liegt, wenn sie dir mehr scheint als nur eine schöne Frau, weshalb begibst du dich nicht endlich zu ihr, um ihr beizustehen? Vielleicht sehnt sie dich schon herbei.«
    »Höre nicht auf sie.« Zahda schien allmählich ihre Ruhe zu verlieren.
    Mythor schüttelte den Kopf.
    »Selbst wenn ich wollte, ich kann nicht mehr zurück. Soll ich mir ewig vorwerfen, aus Feigheit eine Herausforderung nicht angenommen zu haben? Gerade in eurer Welt zählt Mut mehr als manches andere.«
    »Du weißt, daß es zwar einen Weg gibt, der in die Hermexe hineinführt, keinesfalls jedoch ein Zurück.«
    »Auch das kann mich nicht schrecken. Ich bin bereit.«
    »Warte noch einen Tag…«
    »Nicht eine Stunde, Zahda.«
    »Mythor hat recht«, ließ Zaem vernehmen. »Ein Aufschub würde nichts verändern.«
*
    »Was soll ich tun?«
    Der Sohn des Kometen ließ seine Hände über das Äußere der Hermexe gleiten.
    Fronja! dachte er voll ungestillter Sehnsucht. Die Gedanken an sie gaben ihm die Kraft, die er brauchte.
    »Nimm Vinas Ring«, wurde ihm geraten. »Er wird dir helfen, der magischen Sphäre zu folgen.«
    Mythor löste den Ring vom Finger. Der geschliffene Kristall glühte auf, erst in einem grellen Rot, dann in den Farben des Regenbogens. Immer schneller wirbelten sie durcheinander, zogen ihn in ihren Bann, aus dem es kein Entrinnen gab.
    Mythor nahm die Kräfte wahr, die von den
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