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Die Stunde der Zaem

Die Stunde der Zaem

Titel: Die Stunde der Zaem
Autoren: Hubert Haensel
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minder verwirrt als Heeva, richteten aber trotzdem ihre Schwerter auf die beiden Aasen. Lankohr murmelte etwas, das niemand verstand.
    »Ihr kommt mit uns!« fauchte eine der Kriegerinnen. »Wenn ich mich nicht irre, hat unsere Mutter Zaem Interesse an euch.«
    Heeva seufzte ergeben. Um noch Widerstand zu leisten, dazu besaß sie nicht mehr die Kraft.
    »Das haben wir davon«, zischte Lankohr. »Wie konnte ich mich nur darauf einlassen, Mythor auf diese Weise in Sicherheit zu bringen?«
    »Wenn du mich nicht aufgeschreckt hättest, wäre ich mit den vier Amazonen fertig geworden. Da war eine magische Quelle, die mir half.«
    »Ach was…« Lankohr wollte noch so vieles sagen, aber der Schlag mit der Breitseite eines Schwertes ließ ihn verstummen.
*
    Er kam härter auf, als er vermutet hatte. Die Höhe der Brüstung über dem Boden mochte immerhin fast zweieinhalb Körperlängen betragen haben. Alton noch in der Rechten haltend, stürzte er und überschlug sich.
    Allerdings kam er sofort wieder auf die Beine, bereit, jeden weiteren Angriff abzuwehren. Doch die Amazonen der Zaem folgten ihm nicht. Mythor blickte in die Höhe, wo verschwommene Umrisse sich in einem hellen Rosa verloren.
    Er wußte nicht, wohin. Jede Richtung, in die er sich wandte, konnte die falsche sein.
    Allmählich wuchs die Einsicht in ihm, daß er abermals einen Fehler gemacht hatte. Weshalb nur konnte er Zahda nicht bedingungslos vertrauen? Auch wenn sie wie alle anderen versuchte, ihn von seinem Vorhaben abzubringen, war sie zumindest bereit gewesen, ihn zu Fronja zu führen.
    Mythor hastete weiter. Ein helles Leuchten, kaum weiter als dreißig Schritte entfernt, fesselte seine Aufmerksamkeit. Es ging von einem der 21 Häuser aus, und da wiederum von einem der jeweils zwölf Zimmer.
    Indes kam Mythor nicht nahe genug heran, um Einzelheiten erkennen zu können, denn völlig unerwartet vertrat Zahda ihm den Weg.
    Sie streckte ihm die Hand entgegen, und auf ihrem Antlitz lag der Hauch eines Lächelns.
    »Ich denke, du wirst deine Ansicht jetzt geändert haben.«
    Mythor schaute in ihre Augen, die so tiefgründig waren wie ein kristallklarer Bergsee.
    »Nein.« Er schüttelte den Kopf. »Es gibt keinen Grund, das zu tun.«
    »Auch Lankohr und Heeva wollten dich von deinem Vorhaben abbringen«, sagte Zahda leise. »Das Mädchen fühlte sich plötzlich stark genug, um vier Kriegerinnen in ihren Bann zu bringen; gefesselt solltest du für einige Zeit nicht mehr in der Lage sein, etwas zu unternehmen. Die beiden wären vielleicht sogar soweit gegangen, dich an Zaem auszuliefern, nur um dein Leben zu retten.«
    Mythor lag eine heftige Erwiderung auf der Zunge. Er ahnte, daß Zahda nicht ganz so unbeteiligt war, wie sie tat - womöglich hatte sie die beiden Aasen zu ihm geführt und Heevas magische Kräfte gestärkt.
    »Ich will zu Fronja!« beharrte er mit allem Nachdruck.
    Über Zahdas Gesicht huschte ein flüchtiger Schatten. Fast schien es, als empfinde sie Trauer.
    »Ich bringe dich vor den Hexenrat«, willigte sie schließlich ein. »Nimm meine Hand.«
    Mythor tat, wie ihm geheißen, und gemeinsam schritten sie auf das Haus zu.

6.
    Von einem Herzschlag zum anderen befand er sich im Kreis der elf Zaubermütter. Die Umgebung entzog sich seinem Zugriff, und wenn er meinte, eine Wand, oder was immer es sein mochte, klar zu erkennen, verschwamm diese zu einem wirbelnden Durcheinander sämtlicher Farben des Regenbogens.
    Überall war Magie. Mythor konnte es fühlen, wenngleich er mit diesen Kräften, die von außen her auf ihn eindrangen, nichts anzufangen wußte.
    Wie lange er nur dastand und alles auf sich einwirken ließ, entzog sich seinen Sinnen. Erst als eine der Zaubermütter das Wort an ihn richtete, schreckte er auf.
    »Du bist der, den man den Sohn des Kometen nennt?«
    Sie fixierte ihn streng. Er kannte sie nicht, auch die Anordnung der Farben auf ihrem Umhang war ihm fremd. Daraus aber, daß sie im Kreis an dritter Stelle zur rechten Hand Zaems saß, schloß er, daß es sich um Zedra handelte. Er sprach sie auch mit diesem Namen an, was ihm einen überraschten Blick eintrug.
    »Warum bist du gekommen?« wollte die Zaubermutter schließlich wissen.
    Mythor sah sich herausfordernd um. Er spürte ein seltsames Prickeln, das ihn beruhigte.
    »Ist es nicht meine Pflicht, der Tochter des Kometen beizustehen?« antwortete er mit einer Gegenfrage. »Niemand sonst tut etwas für sie - selbst die nicht, die ihr zu Dank verpflichtet wären.«
    War er
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