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Die Stunde der Zaem

Die Stunde der Zaem

Titel: Die Stunde der Zaem
Autoren: Hubert Haensel
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zu weit gegangen? Vorübergehend herrschte Totenstille innerhalb der magischen Sphäre. Dann sprang Zaem hastig auf.
    »Hüte deine Zunge, Mann!« rief sie aus. Sie vollführte eine umfassende Handbewegung. »Habe ich nicht gesagt, was uns erwartet? Seht ihn euch an. Glaubt ihr wirklich, er allein könnte unsere Erste Frau befreien?«
    Zustimmung von einigen Seiten, allerdings auch schroffe Ablehnung.
    »Mythor ist verwirrt«, ergriff Zahda Partei für ihn. »Aber daß er bereit ist, sein Leben für die Belange Vangas einzusetzen, zählt.«
    Erst jetzt bemerkte Mythor die verpuppte Ambe. Zweifellos würde sie die Stelle Zumas einnehmen. Täuschte er sich, oder erklang tatsächlich ein leises Lachen in seinen Gedanken? Unwillkürlich machte er einen Schritt auf sie zu.
    Bleib, vernahm er. Ich kann dir nicht helfen, denn was immer du unternimmst, ich werde davon betroffen sein.
    Er verstand den Sinn dieser lautlosen Worte nicht.
    Folge deinen Gefühlen, riet Ambe orakelhaft. Dann wirst du bald wissen, wie ich es meine.
    Seinen Gefühlen… Im Moment empfand er nur jenes stärker werdende Prickeln. Aber - wenn er aufmerksam in sich hineinlauschte - war es nicht, als riefe ihn jemand?
    Fronja?
    Sie weilte gewiß nicht hier, in der Runde der Zaubermütter.
    Erneut ließ er seinen Blick schweifen. Etwas zog ihn an. Seltsamerweise war es nur ein bauchiges, flaschenartiges Gefäß, das drei Hälse besaß, die sämtlich verschlossen waren, und das etwa zwei Fuß in der Höhe maß.
    Unbewußt ging er auf dieses Gefäß zu und wollte es aufheben. Ein wütender Aufschrei Zaems ließ ihn innehalten.
    »Laß die Finger davon, Gorganer! Du weißt nicht, was du tust!«
    Ihre überaus heftige Reaktion verwunderte Mythor. Die Flasche mußte schon sehr Kostbares bergen, wenn Zaems Stimme zu zittern begann.
    Sollte gar…? Ein ungeheuerlicher Gedanke durchzuckte ihn. Indes - das war unmöglich.
    Aber vermochte Magie nicht alles zu vollbringen?
    »Fronja«, murmelte er tonlos. Nur einen Schritt war er noch von der Flasche entfernt und doch, wenn er recht hatte, trennten Welten sie.
    »Wir müssen es ihm jetzt sagen«, rief Zahda aus. »Jedes weitere Zögern wäre unverantwortlich.«
    »Dann soll er sich entscheiden«, nickte Zaem. »Ich habe keine Einwände mehr.«
    In der entstehenden Stille klang Zahdas Stimme doppelt laut und eindringlich. Mythor nahm jedes ihrer Worte in sich auf, und er war sicher, daß er sie nie vergessen würde.
    »Dieses Gefäß, das Zirri auf der Schwimmenden Stadt Hanquon in Empfang nahm, ist eine Hermexe, innen ein vielfaches größer als außen. Nichts, was darin eingeschlossen ist, wird je entweichen.«
    Zahda machte eine kurze Pause und musterte den Sohn des Kometen.
    »Fronja befindet sich in der Hermexe«, sagte sie dann. »Und mit ihr die Schar der Dämonen, die sich auf sie stürzten.«
*
    Zaems Gesicht glich dem eines auf Beute lauernden Raubvogels, als sie sich an Mythor wandte.
    »Wir waren gezwungen, die Erste Frau zu verbannen, wollten wir Vanga retten. Wer zu ihr will, muß ebenfalls in die Hermexe eindringen. Auf keinen Fall darf auch nur einer der drei Hälse aufgebrochen werden, ehe sie von dem Deddeth befreit wurde.«
    »Und? Gibt es einen Weg, dies zu bewirken?«
    »Nein!« Zaem machte eine unzweideutige Handbewegung.
    »Dann laßt mich zu ihr«, rief Mythor spontan aus. »Ich bin bereit, ebenfalls in die Hermexe zu schlüpfen.«
    »Bedenke«, sagte Zahda, »daß kein Weg zurück führt.«
    Zaem war ungehalten.
    »Mythor weiß, wovon er spricht«, zischte sie. »Als Sohn des Kometen bleibt ihm keine andere Wahl.«
    »Was nicht heißt, daß du ihn darin bestärken mußt.«
    »Mein Wort gilt so viel wie das deine, Mutter des Krebsmonds.«
    Herausfordernd blickte Zahda in die Runde. Um ihre Mundwinkel lag ein Zug von Verbitterung.
    »Es scheint, daß Mythor deinen Wünschen sogar entgegenkommt. Aber gib dich nicht zu früh siegesgewiß.«
    »Es sollte mich wundern«, warf Zonda ein, »wenn der Sohn des Kometen sich von einer von uns umstimmen ließe. Ich kann verstehen, worum es ihm geht.«
    Mythor schürzte die Lippen und schlug mit der flachen Hand auf die Schwertscheide.
    »Ebnet mir den Weg. Ich fürchte mich nicht.«
    »Auch nicht vor Dutzenden von Dämonen?« wollte Zaem lauernd wissen.
    »Nein.«
    »Was sagst du da?« fuhr Zahda auf, an die zu ihrer Rechten sitzende Zaubermütter des Schwertmonds gewandt. Ohne eine Antwort abzuwarten, streckte sie ihre Arme aus, woraufhin die Hermexe
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