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Die Stunde der Wahrheit

Die Stunde der Wahrheit

Titel: Die Stunde der Wahrheit
Autoren: Raymond E. Feist
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Mannes, und so bekämpfte sie jede Tendenz zur Selbstzufriedenheit. Auch wenn das Arrangement glücklich war, konnte sie sich nicht darauf verlassen, daß die Kurtisane Teani Buntokapi auf unbegrenzte Zeit ablenken würde. Sie mußte andere Schritte in die Wege leiten, und jeder von ihnen würde gefährlicher werden als der vorangegangene. Auf dem Weg in ihre Gemächer hörte Mara Babylachen.
    Sie lächelte nachgiebig. Ayaki wuchs so schnell wie Unkraut, er war kräftig und leicht zum Lachen zu bringen, nun, da er angefangen hatte, aufrecht zu sitzen. Er strampelte mit den kleinen Stummelbeinchen, als wartete er ungeduldig darauf, gehen zu können, und Mara fragte sich, ob Nacoya noch mit ihm fertig werden würde, wenn es so weit war. Sie nahm sich vor, der Amme eine jüngere Hilfe zu suchen, damit das überaus lebhafte Kind ihren alten Knochen nicht zu sehr zusetzte. Mit diesem Gedanken betrat Mara ihre Gemächer. Im Türrahmen blieb sie jedoch stehen, den einen Fuß schon zum nächsten Schritt erhoben. Ein Mann saß reglos im Schatten, und sein staubiger, zerrissener Umhang trug die bunten Symbole des Ordens von Sularmina, des Beschützers der Schwachen, die ihn als Bettelmönch kennzeichneten. Doch es verblüffte Mara, wie es ihm gelungen war, sich Keyokes Patrouillen zu entziehen, das Kommen und Gehen der Diener zu umgehen und in die Abgeschiedenheit ihrer privaten Gemächer einzudringen. Mara holte tief Luft und setzte zu einem Warnschrei an.
    Der Priester erstickte ihr Ansinnen im Keim, als er sie mit einer unzweifelhaft vertrauten Stimme ansprach: »Meinen ehrerbietigsten Gruß, Mistress. Ich habe nicht den Wunsch, Euren Frieden zu stören. Soll ich wieder gehen?«
    »Arakasi!« Das schnelle Schlagen ihres Herzens beruhigte sich wieder, und sie lächelte. »Bitte bleibt, und seid willkommen daheim. Euer Erscheinen überrascht mich wie immer. Haben die Götter Eure Unternehmungen begünstigt?«
    Der Supai richtete sich auf und nahm sich die Freiheit, die Kordel aufzuknüpfen, die seine Kopfbedeckung festhielt. Als der Stoff in seinen Schoß fiel, lächelte er zurück. »Ich war erfolgreich, Lady Das gesamte Netzwerk ist wieder zum Leben erwacht, und ich habe viele Informationen, die ich Eurem Gemahl überbringen muß.«
    Mara blinzelte. Ihre freudige Stimmung sank, und ihre Hände verkrampften sich. »Meinem Gemahl?«
    Arakasi deutete die Anspannung in ihrer Haltung richtig und sprach sehr vorsichtig: »Ja. Die Neuigkeiten von Eurer Heirat und der Geburt Eures Sohnes haben mich während meiner Reisen erreicht. Ich werde dem Natami der Acoma die Treue schwören, wenn Eure Vereinbarung mit mir ehrenvoll ist. Und dann muß ich alles dem Lord der Acoma enthüllen.«
    Mara hatte so etwas erwartet. Trotz ihrer eigenen, andersartigen Pläne traf sie die Wirklichkeit von Arakasis Loyalität wie ein tiefsitzender, schmerzhafter Stachel. Alle ihre Hoffnungen konnten sich in nichts auflösen. Entweder würde ihr Mann wie ein Needra-Bulle durch die Feinheiten des Spiels des Rates stürmen und dafür sorgen, daß die intriganten und machthungrigen Lords, deren Geheimnisse indiskret benutzt worden waren, ihrerseits die Acoma angriffen. Oder aber er würde die Talente des Supais seinem Vater zur Verfügung stellen. Dann würden ihre Feinde, die Anasati, so mächtig werden, daß keine Familie mehr sicher vor ihnen war. Mara versuchte verzweifelt, sich so zu verhalten, als wäre die Angelegenheit nebensächlich. Jetzt, da die Zeit zum Handeln gekommen war, schien das Risiko furchterregend hoch.
    Sie warf einen schnellen Blick auf die Cho-ja-Uhr auf dem Schreibtisch und sah, daß es noch früh war, erst in der dritten Stunde nach dem Sonnenaufgang. Ihre Gedanken überschlugen sich. »Ich schlage vor, Ihr ruht Euch etwas aus«, meinte sie dann zu Arakasi. »Nehmt Euch bis zum Mittag Zeit zum Entspannen und Baden, und nach dem Mittagessen werde ich die Zeremonie durchführen lassen, damit Ihr Euren Eid auf den Natami der Acoma ablegen könnt. Dann müßt Ihr nach Sulan-Qu gehen und Euch meinem Lord Buntokapi vorstellen.«
    Arakasi sah sie prüfend an; seine Finger zerknitterten den Umhang des Priesters in seinem Schoß.
    »Ihr könnt hier mit mir essen«, fügte Mara hinzu und lächelte in der lieblichen Weise, an die er sich erinnerte.
    Zumindest hatte anscheinend die Hochzeit ihren Verstand nicht verändert. Arakasi stand auf und verbeugte sich in einer Weise, die überhaupt nicht zu seiner Kleidung paßte. »Wie Ihr wünscht,
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