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Die Stunde der Wahrheit

Die Stunde der Wahrheit

Titel: Die Stunde der Wahrheit
Autoren: Raymond E. Feist
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Lady« Auf leisen Sohlen schritt er davon, um sich zu den Baracken zu begeben.
    Danach entwickelten sich die Ereignisse rasch. Arakasi saß auf Kissen in der Brise vor dem offenen Laden und trank heißen Tee aus wohlriechenden Kräutern und den Blüten von Fruchtbäumen. Er genoß Maras schnelle Auffassungsgabe und sprach mit ihr über den Zustand des Kaiserreiches. Der Thuril-Krieg, der Jahre zuvor beendet worden war, hatte den Kriegsherrn und seine Kriegspartei eine Menge Prestige gekostet. Die Partei des Blauen Rades und die Partei des Fortschritts hatten sich verbündet, und sie hätten beinahe eine Änderung der kaiserlichen Politik erzwungen, wäre es nicht zur Entdeckung jener fremden Welt namens Midkemia gekommen, die von Barbaren bewohnt und reicher an Metallen war, als es auch der ver-sponnenste Poet sich hätte träumen lassen. Kundschafter hatten das Metall herumliegen sehen, und ganz offensichtlich war es von intelligenten Wesen bearbeitet und dann weggeworfen worden; es war wertvoll genug, um ein Gut ein ganzes Jahr lang zu unterhalten. Danach folgten nur noch spärliche Berichte, denn die Kampagne des Kriegsherrn gegen die Barbaren hatte einen Nachrichtenstopp mit sich gebracht für alles, was diese fremde Welt betraf. Als dann Maras Vater und Bruder gestorben waren, hatte Mara gar nichts mehr über den Fortgang des Krieges erfahren können. In der letzten Zeit wußten nur noch jene, die der neuen Kriegsallianz dienten, was in der barbarischen Welt vor sich ging – oder teilten sich die Beute.
    Arakasis an den entscheidenden Stellen eingesetzte Spione hatten Zugang zu solchen Geheimnissen. Der Krieg lief gut für den Kriegsherrn, und selbst die am deutlichsten zögernden Mitglieder der Partei des Blauen Rades hatten sich inzwischen an der Invasion Midkemias beteiligt. Lebhaft, wie Arakasi selten in einer Verkleidung war, klärte er Mara in groben Zügen auf, doch schien er die genauen Einzelheiten mit niemand anderem als dem Lord der Acoma besprechen zu wollen.
    Mara spielte ihm ihrerseits nichts als das pflichtgetreue Eheweib vor, bis der Tee bis zum letzten Tropfen getrunken und selbst Arakasis gewaltiger Appetit gestillt war. Mit einem beiläufigen Blick auf die Uhr an der Wand sagte sie: »Der Tag verrinnt. Sollen wir Euch jetzt den Eid schwören lassen, damit Ihr zu meinem Gemahl nach Sulan-Qu aufbrechen könnt?«
    Arakasi verneigte sich und stand auf. Seinen scharfen Ohren war das leichte Zittern in Maras Stimme nicht entgangen. Er betrachtete ihre Augen und war beruhigt durch die Entschlossenheit in ihrer dunklen Tiefe. Die Ereignisse bei den Cho-ja-Kömginnen hatten seine tiefe Achtung vor dieser Frau nur noch verstärkt. Sie hatte sein Vertrauen gewonnen, und dafür trat er vor und verpflichtete einem unbekannten Lord seine Loyalität und Ehre.
    Die Zeremonie war schlicht und kurz, und merkwürdig war nur, daß Arakasi auch für seine Agenten den Eid ablegte, denn Mara fand den Gedanken seltsam, daß die Acoma loyale Anhänger besaßen, deren Namen ihr nicht bekannt waren, die aber dennoch bereit waren, ihr Leben für die Ehre eines Herren und einer Herrin hinzugeben, die sie niemals gesehen hatten. Die Größe von Arakasis Geschenk und die Furcht, daß sein Opfer und seine Mühen verschwendet sein könnten, brachte sie beinahe zum Weinen. Brüsk hielt Mara sich an das Praktische.
    »Arakasi, wenn Ihr meinen Ehemann aufsucht… geht in der Verkleidung eines Dieners. Erzählt ihm, daß Ihr dort seid, um über die Verschiffung von Needra-Fellen zu reden, die an Zeltmacher in Jamar verkauft werden sollen. Er weiß dann, daß es sicher ist, mit Euch zu reden. In dem Haus in der Stadt sind Diener beschäftigt, die erst seit kurzem in unserem Dienst stehen, also könnte es sein, daß mein Lord vorsichtig ist. Er wird Euch Anweisungen geben, was Ihr tun sollt.«
    Arakasi verneigte sich und ging. Als das Licht goldfarben auf den Weg fiel, der zur Kaiserlichen Straße führte, biß Mara sich voller Hoffnung auf die Lippe. Wenn ihre zeitliche Planung stimmte, würde Arakasi genau dann eintreffen, wenn Buntokapis Leidenschaft in den Armen Teanis ihren Höhepunkt erreicht hatte. Es war sehr wahrscheinlich, daß der Supai ganz und gar anders aufgenommen werden würde, als er es sich vorgestellt hatte – wenn ihren Mann nicht eine völlig untypische Anwandlung von Toleranz heimsuchte. Besorgt, aufgeregt und ängstlich wegen der wackligen, zerbrechlichen Voraussetzungen, auf die sich ihre Hoffnung
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