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Die Stunde Der Toechter

Titel: Die Stunde Der Toechter
Autoren: Michael Herzig
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Zwar waren die beiden Mörder und Entführer gefasst. Jedoch war der Schaden immens. Jenseitig, hatte ihr der Einsatzleiter entgegengebrüllt. Seine Stimme hallte immer noch in ihrem Schädel nach und vermischte sich mit den tosenden Schmerzen in ihrem Kopf.
    Der Fahrer des Fluchtwagens hatte vermutlich mehrere Brüche an Armen und Beinen. Der Beifahrer hatte schwere Kopfverletzungen und wohl ein gebrochenes Handgelenk. Beide waren unter strenger Bewachung abtransportiert worden. Verschiedene Unbeteiligte waren mit Schrammen und Schrecken davongekommen. Glücklicherweise. Dafür war ein BMW Cabriolet demoliert worden, weil der Fahrer dem von Johanna gerammten Chrysler nicht mehr hatte ausweichen können.
    Es würde eine Untersuchung geben. Möglicherweise würde die Staatsanwaltschaft involviert. Wie sie heil aus der Sache herauskommen sollte, war so schleierhaft wie ihre momentane Wahrnehmung.
    Johanna versuchte ein Lächeln. Es fühlte sich schräg an. Der Mann und die beiden Polizisten standen am anderen Ende der Bahre.
    »Johanna!«
    Der Mann hatte eine warme, kehlige Stimme. Langsam dämmerte es ihr, dass diese Begegnung mit ihrer Jugend zu tun haben musste.
    »Kennst du mich nicht mehr? Ich bin Bernhard Stämpfli. Der Vater von Tamara.«
    Ihre Schulfreundin! Das war lange her. Sie hatten sich vor Jahren aus den Augen verloren. Tamara war in die USA gegangen. Studieren. Das war’s gewesen. Einige Briefe, ein flüchtiges Wiedersehen, danach Funkstille. Dafür war Tamaras Vater ab und zu Gesprächsthema. In den Medien und bei der Polizei. Ein Kunsthändler von zweifelhaftem Ruf. Mit mehreren Wohnsitzen, ebenso vielen Frauen und zahlreichen Strafverfahren. Illegaler Kunsthandel und ein bisschen Steuerhinterziehung. Zu einer Verurteilung war es nie gekommen.
    »Wo ist Tamara?«
    Bernhard Stämpflis Blick wurde glasig. »Sie ist krank. Ich habe sie in eine Klinik gebracht. Im Berner Oberland.« Er stockte. »Deshalb bin ich in die Schweiz gekommen. Unter anderem. Mein Vater ist gestorben.« Nervös strich er seinen Anzug glatt. »Und du? Was machst du für Sachen, Kind?«
    Einer der beiden Uniformierten kicherte.
    »Stimmt es, dass du bei der Polizei bist und diesen Unfall hier verursacht hast?«
    Johanna schaute ihre Kollegen an. »Ich habe die beiden Killer gestoppt«, entgegnete sie trotzig.
    »Und Herrn Stämpfli beinahe in die ewigen Jagdgründe geschickt, Jo.« Einer der Kollegen deutete auf den Vater ihrer Schulfreundin.
    Johanna verstand nicht.
    »Er war der Passagier im Kofferraum des Fluchtautos.« Der Uniformierte deutete auf den schwarzen Chrysler, der etwas weiter weg auf den Transporter geladen wurde. »Wenn du die Kiste hinten erwischt hättest statt frontal, wäre es Schluss mit lustig gewesen. Nicht wahr, Herr Stämpfli?«
    »Zynismus ist das Gegenteil von Anstand, junger Freund!« Bernhard Stämpfli wendete sich verärgert von dem Polizisten ab. »Du hast mir das Leben gerettet, Johanna. Dafür bin ich dir dankbar. Extreme Situationen erfordern extreme Interventionen. Wer weiß, was diese Scheusale mit mir gemacht hätten!«
    »Wer waren die denn eigentlich?« Johanna versuchte, ihre Gedanken zu ordnen. Was die Kopfschmerzen verstärkte.
    »Haben Sie die beiden gekannt?«
    »Aha. Madame steckt ihre Nase schon wieder in fremde Handtaschen!« Der Kollege intervenierte. Er legte Bernhard Stämpfli seine Hand auf die Schulter. »Wir müssen gehen. Diese Fragen sollten Sie der Kripo beantworten, keinem lädierten Kampfweib.«
    Der andere Uniformierte prustete und ergriff seinerseits Stämpflis Arm.
    Tamaras Vater riss sich los und kam neben den Pfleger an Johannas rechte Seite. Zaghaft ergriff er ihre Hand. »Ich danke dir, Johanna. Hoffentlich sehen wir uns wieder.«
    Aus unerklärlichen Gründen traten ihr Tränen in die Augen.
    Stämpfli wandte sich ab und ging mit den beiden Polizisten davon. Plötzlich drehte er sich noch einmal um. »Ich werde Tamara von dir grüßen!«
    Danach gingen die drei weiter und verschwanden hinter einem gepanzerten Einsatzfahrzeug. Johanna blickte den Krankenpfleger an. Er reichte ihr ein Papiertaschentuch.
    5.
    Camenzind hatte ihr eine Schachtel Pralinen ins Spital gebracht. Dazu eine in rosa Krepppapier eingewickelte Flasche Whiskey. Von Grazia hatte sie eine Stange Zigaretten erhalten. Köbi kam mit dem Blick unter dem Arm und dem Formular für den Unfallrapport in seiner alten speckigen Schulmappe.
    »Verflucht, Jo! Du hast dich wieder mit allen angelegt. Das wird
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