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Die Stunde Der Jaeger

Die Stunde Der Jaeger

Titel: Die Stunde Der Jaeger
Autoren: Carrie Vaughn
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auf Ben aufpassen?«, fragte er. »Dafür sorgen, dass er nicht in Schwierigkeiten gerät.«
    Ich nickte rasch. Natürlich würde ich das. Langsam schob er seinen Stuhl zurück und stand auf. Ich stand ebenfalls auf, nachdem ich unbeholfen meine Beine befreit hatte. Uns blieb nicht viel Zeit. Jeden Augenblick würden die Cops die Tür aufmachen und ihn abführen.
    Wir standen einander nun direkt gegenüber und betrachteten uns. Sagten kein Wort. Er nahm mein Gesicht in seine Hände und küsste mich auf die Stirn, verweilte einen Augenblick. Mir entging nicht, dass er einatmete. Der Duft meines Haares. Etwas, woran er sich erinnern konnte.
    Ich konnte nichts gegen die Tränen tun. Am liebsten hätte ich die Arme um ihn geschlungen und mich an ihn geklammert. Hätte ihn fest genug gehalten, um ihn zu retten.

    Er strich mir leicht mit den Daumen über die Wangen und wischte mir die Tränen fort. Dann drehte er sich just in dem Moment weg, als die Tür aufging und die Deputys mit Handschellen auf ihn zutraten.
    Ben und ich warteten im Korridor, Seite an Seite, und beobachteten, wie sie Cormac abführten, um die Ecke und außer Sicht. Cormac sah sich kein einziges Mal um. Ich hielt Ben am Arm, und er legte die Hand um meine.
    Wir hatten ein Mitglied unseres Rudels verloren.

Epilog
    Zugegebenermaßen fühlte es sich wie eine Heimkehr an, wieder im Radiosender zu sein. Wie das Wiedersehen mit einem lange verschollenen Freund. Ich hatte geglaubt, dass ich Angst haben würde. Ich hatte geglaubt, ich würde den Augenblick fürchten, in dem das Rotlicht anging. Doch wie sich herausstellte, konnte ich es kaum erwarten. Ich hatte so viel zu sagen!
    Wir machten die Sendung in Pueblo, weiter nördlich wagte ich mich nicht. Ich hatte meine Sachen in der Hütte in Clay zusammengepackt und den Ort für immer hinter mir gelassen. Es war an der Zeit, in die Zivilisation zurückzukehren. Ich hatte viel Arbeit aufzuholen. Selbst Thoreau war nicht ewig am Walden -Teich geblieben.
    Ich hielt mir das Telefon ans Ohr, hatte jedoch aufgehört, auf die Stimme in der Leitung zu achten. Zu sehr war ich damit beschäftigt, das schwach erleuchtete Studio zu genießen, alles auf mich wirken zu lassen, die Eindrücke und Gerüche, den brummenden Jazz, der in der momentan laufenden Sendung gespielt wurde.
    Â»â€¦ nimm diesmal nicht zu viele entgegen, lass es langsam angehen.« Matt, der ursprüngliche Sendetechniker der Show damals in Denver, telefonierte mit mir. Schenkte mir wohl aufmunternde Worte.

    Â»Ja, ja, okay«, murmelte ich.
    Â»Hörst du mir überhaupt zu?«
    Â»Ja.« Das kam nicht überzeugend.
    Matt seufzte theatralisch. »Ich habe eben gesagt, du solltest nicht zu viele Anrufer reinnehmen. Lass dich nicht überwältigen. Du solltest die meiste Zeit auf das Interview verwenden.«
    Für die heutige Sendung hatte ich ein Telefoninterview mit Dr. Elizabeth Shumacher eingeplant, der neuen Leiterin des Center for the Study of Paranatural Biology, das jetzt unter der Schirmherrschaft des National Institute of Allergy and Infectious Diseases stand. Ich mochte sie sehr – sie war klug, konnte sich klar ausdrücken und war viel mitteilsamer als der ehemalige Direktor des Center.
    Nächste Woche würde sogar noch besser werden: Ich hatte Tony und Alice überredet, in die Sendung zu kommen und über die Vorfälle in Clay zu sprechen. Sie würden erzählen, wo sie jeweils ihre besonderen Zauberkenntnisse herhatten, und mir böte sich auf diese Weise die Gelegenheit, meine eigenen Gespenstergeschichten zu erzählen.
    Bisher hatte ich noch niemanden gefunden, der live im Radio über Skinwalker sprechen wollte. Ich hatte vor, mir den Mund fusselig zu reden in der Hoffnung, dass jemand mit einer guten Geschichte anrief.
    Ja, die Midnight Hour war wieder da, wie in alten Zeiten.
    Matt redete immer noch . Ich hätte mehr auf ihn eingehen sollen.
    Â»Wie wäre es«, unterbrach ich ihn, »wenn ich ganz viele
Anrufer in die Sendung hole, aber Dr. Shumacher mit ihnen reden lasse? Ich selbst werde bloß als Schiedsrichterin fungieren.«
    Er hielt kurz inne. »Ich weiß nicht recht, ob das so eine gute Idee ist.«
    Â»Hör auf, dir Sorgen zu machen, Matt. Ich krieg das schon hin. Wenn es richtig schlimm wird, lege ich sowieso eine Pause ein und spiele die Station-ID, das weißt du doch.«
    Â»Ich werde
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