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Die Stunde Der Jaeger

Die Stunde Der Jaeger

Titel: Die Stunde Der Jaeger
Autoren: Carrie Vaughn
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glaube das hier . Die Geschichte mit dem Skinwalker, all das. Ich bin hier in der Gegend aufgewachsen, ich habe Dinge gesehen, die bei Tageslicht keinen Sinn ergeben. Aber Sie wissen doch, wie die Sache vor Gericht abläuft. Kein Richter wird Sie dort stehen und verkünden lassen, sie sei ein Skinwalker gewesen. Und das ist die einzige Möglichkeit, wie Sie rechtfertigen
können, warum Mr Bennett getan hat, was er getan hat.«
    Ben drehte sich wieder zu ihm um. »Wenn Sie die Sache glauben, dann muss das hier nicht vor Gericht. Kein Richter muss das hier zu Gesicht bekommen. Lassen Sie die Anklage fallen. Sie kennen die Wahrheit, Sie wissen, dass er im Recht gewesen ist. Lassen Sie die Anklage fallen.«
    Espinoza schüttelte bereits den Kopf, und mich verließ der Mut. »Sheriff Marks bleibt bei seiner Zeugenaussage. Wenn ich keine Anklage erhebe, wird er jemand anderen finden, der es tut.«
    Â»Marks hat meinen Mandanten bedroht«, sagte Ben. »Er ist ein befangener Zeuge.«
    Â»Das muss die Richterin beurteilen.« Espinoza ließ keinen Zweifel daran, wie sich die Richterin seiner Meinung nach entscheiden würde. »Wenn die Zeugen auf beiden Seiten diskreditiert werden, beruht alles auf dem Bericht des Coroners.« Der Bericht des Coroners, in dem stand, dass Cormac eine Frau in den Rücken geschossen und sie dann getötet hatte, als sie bereits im Sterben lag.
    Â»Das war’s dann wohl«, sagte Ben kurz angebunden.
    Â»Nein.« Espinoza zog selbst ein Blatt Papier hervor und reichte es ihm über den Tisch hinweg. Ben las es, während der Ankläger erläuterte: »Ich kann Ihnen eine Verfahrensabsprache anbieten. Sie ist sehr großzügig, und unter den Umständen ist es wohl das Beste, was sich für beide Seiten aus der Sache herausholen lässt.«
    Espinoza schien es nicht eilig zu haben. Er setzte sich zurück und ließ Ben das Dokument ganz in Ruhe prüfen. Ben musste es ein halbes Dutzend Mal gelesen haben.
Ich konnte das elektrische Summen der Uhr an der Wand hören.
    Â»Noch Fragen?«, erkundigte sich Espinoza.
    Ben legte das Blatt beiseite. »Sie haben Recht. Es ist großzügig. Ich werde es mit meinem Mandanten besprechen müssen.«
    Â»Selbstverständlich. Mr O’Farrell, Ms Norville.« Espinoza packte seine Sachen zusammen und ging.
    Ich wartete eine weitere Minute. Ben hatte sich noch immer nicht gerührt. »Ben? Alles in Ordnung?«
    Er trommelte auf die Tischplatte und presste dann die Faust darauf. Er schien seine Fingerknöchel gewaltsam ins Holz zu drücken. »Ich versuche dahinterzukommen, was ich falsch gemacht habe. Die ganze Zeit schon.«
    Ich tippte darauf, dass er gar nichts falsch gemacht hatte. Manchmal machte man alles richtig und verlor trotzdem.
    Wir gingen ins Gefängnis, um Cormac einen Besuch abzustatten.
    Wir saßen zu dritt in einem kleinen fensterlosen Raum auf harten Plastikstühlen um einen harten Plastiktisch. Das Zimmer war voller Neonbeleuchtung und den Gerüchen nach abgestandenem Kaffee und müden Körpern. Bens Aktentasche war geöffnet, vor uns lagen Papiere ausgebreitet, alles, worauf wir in New Mexico gestoßen waren, alles, was Espinoza uns eröffnet hatte. Cormac las sich sämtliche Berichte durch.
    Â»Espinoza wird die Anklage auf Totschlag hinunterschrauben, wenn du dich schuldig bekennst. Höchstens
zwei bis sechs Jahre. Ansonsten lautet die Anklage weiterhin auf vorsätzlichen Mord, und wir gehen vor Gericht. Obligatorische lebenslängliche Freiheitsstrafe bei einer Verurteilung.« Ben erklärte alles, hörte dann zu sprechen auf, legte die Hände flach auf den Tisch, als biete er sich selbst als Teil der Beweise an.
    Das Schweigen währte ewig. Niemand sah einen der anderen an. Wir starrten auf die Seiten, doch sie sagten alle das Gleiche.
    Da meinte Cormac: »Wir machen das mit der Verfahrensabsprache.«
    Sofort konterte Ben: »Nein, wir müssen kämpfen. Eine Jury wird es so sehen wie wir. Du hast nichts Falsches getan. Du hast allen dort das Leben gerettet. Wir werden nicht zulassen, dass sie dich im Stich lassen.«
    Cormac atmete tief durch und schüttelte den Kopf. »Espinoza hat recht. Wir wissen alle, wie die Sache vor Gericht aussehen wird. Hier reden vielleicht noch alle von Skinwalkern und dem ganzen Kram, aber vor Gericht wird es nicht standhalten. So weit ist das Rechtssystem noch
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