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Die Stunde Der Jaeger

Die Stunde Der Jaeger

Titel: Die Stunde Der Jaeger
Autoren: Carrie Vaughn
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bloß den Gedanken nicht los, dass du eines Tages die Station-ID abspielst und nicht wieder zurück auf Sendung gehst.«
    Â»Komm schon, ich bin immer zurück auf Sendung gegangen. «
    Â»Wenn du dann also so weit bist, übergebe ich an die Crew vor Ort.«
    Â»Das kriegen wir schon hin.«
    Da betrat Ben den Raum. Ich strahlte ihn an und winkte. Er lächelte müde und ließ sich in einen Sessel an der Wand sinken.
    Â»Ich kann am Telefon bleiben um auszuhelfen, wenn du glaubst …«
    Â»Matt – alles bestens. Sollten wir dich brauchen, rufen wir an.«
    Â»Okay. Wenn du dir sicher bist.«
    Â»Ich bin mir sicher. Danke, Matt.«
    Â»Wir sprechen uns später.«
    Nachdem wir aufgelegt hatten, richtete ich meine Aufmerksamkeit auf Ben.
    Er war gerade aus Cañon City zurückgekehrt, wo er
Cormac besucht hatte, der jetzt und für die nächsten vier Jahre im dortigen Gefängnis, der Colorado Territorial Correctional Facility, wohnte. Die bloße Vorstellung war grässlich. Doch es hätte so viel schlimmer kommen können. Das hatten wir einander letztlich immer wieder gesagt. Es hätte schlimmer kommen können. Auf diese Weise wäre er bald wieder draußen. Wir würden ihn bald wiedersehen.
    Ich musste bloß sichergehen, dass ich bis dahin nicht in Schwierigkeiten geriet.
    Ben sah erschöpft aus. Seine Haare waren verschwitzt und strubbelig, was bedeutete, dass er sie stundenlang zerzaust hatte. Eine nervöse Angewohnheit. Da fiel mir der dicke, von einem Gummiband zusammengehaltene Papierstapel auf, den er unter den Arm geklemmt trug. Das Manuskript für ein Buch. Mein Buch.
    Ich hatte es fertiggestellt. Anschließend hatte ich es ihm zu lesen gegeben. Auf einmal war ich mir nicht mehr so sicher, ob ich mit ihm reden wollte. Ich wollte es nicht wissen.
    Doch, ich wollte es wissen.
    Â»Und?«
    Â»Tja, es geht ihm ganz gut. Er sagt, das Essen ist mies, aber was erwartet man? Anscheinend liest er viel.« Ja, Cormac – der Mistkerl – hatte mich um eine Lektüreliste gebeten, weil ich immer beklagte, dass heutzutage niemand mehr Bücher las. »Ich frage mich, ob diese Auszeit ihm vielleicht sogar guttun wird. Klingt das seltsam?«
    Ich hatte ein schlechtes Gewissen, weil meine Frage eigentlich dem Manuskript gegolten hatte. Ich schenkte
Ben ein mitfühlendes Lächeln. »Nein, tut es nicht. Du willst, dass er sich etwas anderes sucht. Mit dem Jagen aufhört.«
    Â»Das alles scheint doch irgendwie in die Richtung zu deuten, oder?«
    Â»Was würde er machen, wenn er kein Kopfgeldjäger mehr wäre?«
    Â»Ich weiß es nicht. Er ist auf einer Ranch aufgewachsen, wie ich. Sein Dad ist Händler gewesen, hat Jagdexpeditionen geleitet und all so was. Früher hat Cormac mit ihm zusammengearbeitet. Ja, ihm könnte durchaus der Gedanke kommen, dass er etwas anderes mit sich anfangen könnte, wenn er erst einmal eine Zeit lang ohne Waffe in der Hand verbracht hat.«
    Ich war hin und her gerissen und wusste nicht, ob ich ihm beipflichten oder das Ganze als Schönrederei abtun sollte. Ich wollte nicht, dass Cormac im Gefängnis saß. Ich wollte, dass er frei war.
    Obwohl Ben hier war, trotz all der Geschehnisse, die das Band geknüpft hatten, dass nun zwischen uns bestand, fragte sich ein Teil von mir immer noch: Was wäre wenn? Was wäre, wenn Cormac nicht weggelaufen wäre, was wäre, wenn es uns gelungen wäre, eine Verbindung herzustellen …
    Â»Ich vermisse ihn jetzt schon«, sagte Ben. »Mein Telefon klingelt, und jedes Mal hoffe ich, dass seine Nummer angezeigt wird. Obwohl ich es eigentlich besser weiß.«
    Â»Ja«, sagte ich. »Weißt du, was er gesagt hat, am Ende unseres letzten Treffens in Walsenburg?« Ben hob fragend die Braue, und ich antwortete: »Er hat mich gebeten, mich
um dich zu kümmern. Dafür zu sorgen, dass du nicht in Schwierigkeiten gerätst.«
    Â»Ach, tatsächlich?« Ben lächelte. »Das Gleiche hat er mir gesagt, allerdings auf dich bezogen.«
    Vielleicht errötete ich. Ich sah weg. Es war beinahe so, als erteilte Cormac uns beiden jeweils einen Auftrag, damit wir von ihm abgelenkt waren.
    Â»Traut er uns denn so wenig zu, dass wir in der Lage sind, uns um uns selbst zu kümmern?«, fragte ich.
    Â»Kannst du ihm etwa einen Vorwurf machen?«
    Nein, das konnte ich nicht. »Wird er immer noch derselbe sein,
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