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Die Strasse ohne Ende

Die Strasse ohne Ende

Titel: Die Strasse ohne Ende
Autoren: Heinz G. Konsalik
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sprang aus dem Wagen und grüßte lässig. »Sergeant Viller mit sieben Mann von Patrouille zurück.«
    »Danke. Etwas Neues?«
    »Zwischen Oued-El-Haâd und Bir-Adjiba tobt seit zwei Tagen ein verdammter Sandsturm. Es war nicht durchzukommen. Wir sind am Rande des Sturmgebietes entlanggefahren.«
    Prochaine klemmte seine dünne lederne Reitgerte unter die linke Achsel und zündete sich eine Zigarette an. »Und die Nomaden, Sergeant?«
    »Wenige bei diesem Sturm. Nur –« Viller stockte und sah zu seinen Leuten zurück, die stumm in den Wagen saßen.
    »Was nur?« fragte Grandtours.
    »Wir haben ihn wieder gesehen.«
    »Wen?«
    »Den blonden Weißen, Herr Leutnant!«
    »Blödsinn!« Prochaine warf die kaum angerauchte Zigarette in den Sand. »Sie fangen auch an, den Koller zu kriegen, Viller!«
    »Ich habe ihn gesehen!« Der Sergeant blickte seinen Hauptmann eigensinnig an, mit jenem Starrsinn, den etwas Unwidersprechliches erzeugt. »Wir haben ihn ja alle gesehen, nicht wahr, Jungs?«
    Die grauen Gestalten in den Jeeps nickten. Prochaine sah starr von einem zum anderen, dann wandte er sich ab und ging allein in das Fort zurück.
    Grandtours sah ihm nach, ohne ihm zu folgen. Dann, als Prochaine im Fort verschwunden war, packte er Viller am Oberarm. »Wo war das, Sergeant?« fragte er heiser.
    »Heute morgen auf dem Weg nach Bir-Adjiba. Wir sahen einen kleinen Trupp Nomaden und mitten unter ihnen, hinter den Hauszelten, auf einem Rennkamel einen Europäer. Ich konnte ihn durch das Fernglas gut erkennen. Er hatte einen blonden Bart und schien auf dem Kamel festgebunden zu sein.«
    »Festgebunden?!«
    »Ja. Er gebrauchte die Füße und Hände nicht zum Lenken des Kamels, es wurde von einem Vorreiter gelenkt.«
    Grandtours' Gesicht war bleich geworden. Erregung zuckte durch seinen schmalen Körper. »Und Sie haben nicht eingegriffen, Sergeant?«
    Viller zuckte mit den Schultern. »Meine Order lautet: Nur beobachten. Keinerlei Anlaß zu Unruhen geben. Das habe ich befolgt.«
    »Und der fremde Europäer?«
    »Er zog mit den Nomaden weiter. Ich glaube kaum, daß er uns gesehen hat. Wir standen hinter einer Felsnase und beobachteten den kleinen Zug. Außerdem waren wir froh, aus dem Sturmgebiet herauszukommen. Ekelhaft, so ein Sandsturm, Herr Leutnant. Man frißt bei jedem Atemzug Sand.«
    »Es ist gut, Viller.« Grandtours eilte mit großen Schritten Prochaine nach und holte ihn vor dem Truppenmagazin ein. »Kommen Sie heute nacht mit?« fragte er. Seine Stimme war plötzlich heiser vor Erregung.
    »Heute nacht? Wohin denn?« Prochaine zerrte an seinem Koppel, obwohl es richtig saß. Unter seiner weißen Mütze rann ihm der Schweiß über die Augen. Er wischte ihn weg, aber die Hitze der senkrecht über der Wüste stehenden Sonne ließ die Luft flimmern und kochen.
    Grandtours biß die Lippen aufeinander, ehe er antwortete. »Wir wollen uns den Weißen ansehen, Herr Hauptmann«, sagte er gepreßt.
    »Ohne Befehl vom Bataillon? Das gibt Stunk, Grandtours.«
    »Bei außergewöhnlichen Vorfällen dürfen wir selbständig handeln, ohne Befehl der vorgesetzten Stelle. Und wenn dieser Weiße nichts Außergewöhnliches ist –«
    Prochaine winkte ab. »Schon gut, Grandtours. Und wie denken Sie sich das?«
    »Sie und ich und fünf Mann in zwei Jeeps mit Maschinengewehren, Granatwerfern und Schnellfeuerwaffen. Viller weiß den Weg, den sie gezogen sind. Er hat sich die Route genau auf seiner Karte vermerkt. Wir müssen sie treffen, denn während der Nacht ziehen sie nicht weiter.«
    »Sie wollen den Weißen sprechen?«
    »Ja.«
    Prochaine wiegte den Kopf etwas hin und her. Dann faßte er den Leutnant unter und schob ihn in einen kleinen Raum, an dessen Decke ein großer Flügelventilator kreiste und die warme, stickige Luft durcheinanderwirbelte. Im Hintergrund des Raumes war ein Schanktisch, wo ein Araberboy hockte und an die Legionäre eisgekühlte Getränke ausgab.
    »Wir sitzen hier auf vorgeschobenem Posten, Grandtours – wir sind ein Himmelfahrtskommando«, sagte Prochaine leise. »Die Berber und Araber hätten es nicht schwer, unser Fort einfach mit ihren Menschenwellen zu überrennen. Nur die Freundschaft des Marabuts mit Frankreich hält sie ab, uns einfach abzuknallen wie die Kameraden in Indochina. Wir müssen jede noch so kleine Provokation vermeiden.«
    Grandtours warf sein Käppi auf einen Stuhl und setzte sich auf die Platte des Tisches. »Mein Gott, Herr Hauptmann, wer provoziert denn? Ist es denn keine
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