Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Strasse ohne Ende

Die Strasse ohne Ende

Titel: Die Strasse ohne Ende
Autoren: Heinz G. Konsalik
Vom Netzwerk:
langen Auswahl.
    Nur einen Augenblick zögerte sie, ehe sie zu essen begann. Das Geld tat ihr leid, aber dann aß sie und vergaß, daß sie für diese acht Mark zwei Stunden hatte arbeiten müssen …
    Hauptmann Pierre Prochaine hatte seinen schlechten Tag. Mißmutig saß er in dem kleinen Zimmer im linken Flügel der Kaserne und studierte die Karten, die auf einem breiten Tisch lagen.
    Neben ihm, an die roh verputzte Wand gelehnt, stand Emile Grandtours. Ihre khakifarbenen Uniformen waren mit Staub bedeckt. Die runden Käppis mit dem Nackentuch und dem breiten Schirm lagen auf der Erde.
    Dumpfe Hitze brütete in dem Zimmer. Draußen, auf dem Hof des Wüstenforts, einem festgetretenen Sandplatz, standen im Schatten weniger Palmen und Oliven die niedrigen Fahrzeuge: Jeeps, Feldkanonenlafetten, ein Mannschaftswagen. Vereinzelt lehnten erdbraune Männer im Schatten der Haustüren und rauchten.
    »Neun Legionäre vermißt«, sagte Prochaine und sah dabei seinen Leutnant an, einen jungen Südfranzosen. »Es ist das zweite Mal innerhalb sechs Wochen!«
    Grandtours winkte ab. »Amar Ben Belkacem.«
    Prochaine zuckte mit den Schultern. »Können Sie es beweisen? Nichts deutet darauf hin, daß ein Kampf stattgefunden hat. Die Leute gingen auf Patrouille und kamen nicht wieder. Das andere weiß nur die Wüste, und die schweigt.«
    »Unter den Vermißten befanden sich vier Deutsche.«
    »Das beweist noch gar nichts!« Prochaine blickte plötzlich auf. »Sie denken: Flucht?«
    Grandtours schüttelte den Kopf. Über sein staubiges Gesicht tropfte der Schweiß. Er hob den Arm und wischte sich mit dem Ärmel über die Stirn. Ein klebriger Brei von Staub blieb zurück. »In der Wüste ist etwas los! Man spürt das, Hauptmann. Ich bin jetzt vier Jahre in Algier, davon drei in der Sahara. Da weiß man, wenn etwas in der Luft liegt. Es ist wie vor einem Sandsturm. Der Himmel wird fahl, grau, bleiern. Dann hört man ein Pfeifen, ein helles Singen, und dann besteht die Welt nur noch aus fliegenden Sandbergen, die nicht zu bezwingen sind. Genauso ist es jetzt. Es ist still in der Wüste, unheimlich still. Hier und da sieht man friedliche Nomaden. Sie sitzen vor ihren gestreiften Zelten und braten sich ihren Hammel, oder sie mahlen zwischen flachen Steinen ihr Mehl. Und dann verschwinden plötzlich neun Legionäre, davon vier Deutsche.« Grandtours sah Prochaine groß an. »Haben Sie noch nichts von einem großen blonden Mann gehört, der in der Sahara leben soll?«
    »Ammenmärchen, Grandtours«, winkte Prochaine ab. »Die Legionäre müssen sich solche Geschichten erzählen, sonst ertragen sie die Eintönigkeit der Wüste nicht!« Er warf den Bleistift auf die Karte, mit dem er die Linien in die Gebiete eingetragen hatte, in denen das geheimnisvolle Verschwinden entdeckt wurde, setzte sich seine staubige Kappe auf und trat aus dem ebenerdigen Raum hinaus in den Hof.
    Die weißen Mauern des Forts blendeten in der Sonne. Auf den vier Wachtürmen, zwischen denen die starken Mauern sich entlangzogen, hockten unter einem Schutzdach die Wachen vor ihren mit einer Zeltplane abgedeckten Maschinengewehren. Das einzige breite Tor, das aus dem Fort hinaus in die Wüste führte, war geöffnet. Eselstreiber mit Verpflegung trieben ihre Tiere laut schreiend auf den staubigen Hof, und ein großer Araber mit einem starken schwarzbraunen Lastkamel schritt würdevoll an der Wache vorbei und nickte den beiden Offizieren zu. In den Körben, die zu beiden Seiten des Kamels mit Hanfstricken festgezurrt waren, glänzten Melonen, Apfelsinen und dicke blaue Weintrauben.
    »Auch so ein Lump«, sagte Prochaine leise und nickte zu dem Händler hin. »Sie haben die Augen überall, sie sind Freunde der Legionäre, sie wissen jede Patrouille im voraus. Man sollte das Fort einfach abriegeln.«
    »Und die Früchte, Herr Hauptmann?«
    »Die müßten eben auch mit der Truppenverpflegung aus Laghouat kommen!«
    Grandtours lachte laut. »Sie haben Ideen! Das erforderte einen neuen Wagen! Benzin, zwei Fahrer, Bedeckung! Viel zu teuer, Hauptmann. Bei der Legion muß alles billig sein! Dafür sterben wir um so glorreicher.«
    »Eine Schweinerei!« Prochaine ging langsam durch den Sand vor das Fort und sah einem kleinen Trupp entgegen, der mit zwei Jeeps die Wüstenstraße heraufgefahren kam.
    Eine hohe Staubwolke hüllte die Wagen ein. Vor dem Fort verlangsamten sie die Fahrt und hielten mit knirschenden Bremsen vor den beiden Offizieren.
    Ein völlig mit Staub bedeckter Mann
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher