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Die Stimme des Feuers

Titel: Die Stimme des Feuers
Autoren: Catherine Coulter
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sagte Felice mürrisch. Sie sah ihm neidisch zu, wie er mit kräftigen Zähnen das Hühnerfleisch vom Knochen riß. Verdammter Kerl! Erst vorige Woche hatte sie wieder einen Zahn eingebüßt.
    Dann erblickte sie Graelam, und Wut erfaßte sie. Sie hatte sich ihm angeboten, und er hatte sie abgewiesen. Bald würde er auch noch Gelegenheit haben, sie mit Kassia zu vergleichen!
    Maurice lud Graelam ein, ihm beim Mahl Gesellschaft zu leisten.
    »Felice, hat Lord Graelam dir mitgeteilt, daß er einige Tage bei Kassia und mir auf Belleterre verbringen wird?«
    »Ja«, sagte sie. »Erst vor wenigen Tagen ist Geoffrey nach Belleterre geritten. Kassia scheint sich sehr zu freuen, wenn er sie besucht.«
    Maurice brach in dröhnendes Gelächter aus. »Kassia kommt nach ihrem Vater«, sagte er. »Und der, liebe Schwester, freut sich über Geoffreys Besuch kein bißchen.«
    »Aus dir spricht der pure Neid, Maurice, weil du nur eine wertlose Tochter hast! Geoffrey ist ein Krieger und steigt in der Gunst des Herzogs.«
    »Das erstaunt mich nicht, Schwester, wenn er die glatte Zunge seines Vaters und deine Verschlagenheit geerbt hat.«
    Graelam kaute schweigend und dachte: Wenigstens scheint Lady Felice mich vergessen zu haben. Er trank sein Bier und sah sich unauffällig nach diesem Mädchen Glenna um.
    Dann hörte er Felice zornig sagen: »Wenn ich als Mann geboren wäre, würde Belleterre mir gehören! Aber du, Maurice, du würdest deine häßliche Tochter ja sogar mit dem Teufel vermählen, nur um Belleterre seinem rechtmäßigen Erben vorzuenthalten!«
    »Und du? Du wolltest doch unbedingt Gilbert de Lacy heiraten!«
    Einen Augenblick trat Stille ein. Das benutzte Graelam, um Maurice zu fragen: »Wo ist eigentlich Guy?«
    Maurice antwortete geistesabwesend: »Die kleine Schlampe Glenna hat Geschmack an dem blonden Engländer gefunden. Ich nehme an, daß sie gerade dabei ist, Eurem Ritter ein paar nette Sachen beizubringen.«
    Graelam trank sein Bier aus und stand auf: »Wir haben morgen einen langen Ritt vor uns, und ich möchte mich jetzt zur Ruhe begeben.«
    Maurice warf seiner Schwester einen spöttischen Blick zu. »Wenn du nichts dagegen hast, liebe Schwester, werden Lord Graelam und ich in Geoffreys Zimmer schlafen. Als Engländer ist er viel zu höflich, um sich allein vor aufdringlichen Frauenzimmern schützen zu können.«
    Wenn Blicke töten könnten, wäre Maurice in dem Moment tot umgefallen.
    »Lady«, sagte Graelam, »ich danke Euch für Eure Gastfreundschaft. Das Bad war sehr erfrischend, und die Mahlzeit ist meinem Bauch gut bekommen.«
    »Und der Lord möchte nicht, daß sich jetzt noch jemand an seinem Bauch zu schaffen macht, Schwester!«
    Felice gab ihm eine scharfe Antwort. Graelam war ein wenig enttäuscht, daß Geoffrey nicht anwesend war. Er hätte sich den Mann gern einmal näher angesehen.
    Zum Glück hörte es im Lauf der Nacht zu regnen auf, und als sie am nächsten Morgen Beaumanoir verließen, trocknete die Sonne rasch die aufgeweichte Straße.
    »Es ist eine Erlösung, aus diesem Vipernnest heil weggekommen zu sein«, sagte Maurice.
    Graelam hob die schwarzen Brauen. »Und doch hatte ich den Eindruck, daß Ihr Euch dort amüsiert habt.«
    »Ja, das stimmt«, gab Maurice zu. »Übrigens habe ich ihr für ihre Gastfreundschaft zwei Fässer Wein dagelassen, damit sie leichter über ihre Enttäuschung hinwegkommt.«
    Graelam sagte nur: »Sie ist eine ziemlich hartnäckige Frau.«
    Guy hatte noch recht müde Augen, aber Graelam verkniff es sich, den jungen Ritter damit aufzuziehen.
    Sie ritten durch Hügel mit Eichen- und Buchenwäldern, überquerten Schluchten und Hohlwege und kamen an verstreuten Felsen vorbei. Dahinter lagen grüne Täler mit bebautem Land. Je näher sie Belleterre kamen, um so aufgeregter wurde Maurice. »Wir nähern uns dem Fluß Morlaix«, sagte er. »Hier riecht man schon beinahe das Meer. Zum Glück ist das Land hier sehr fruchtbar. In den meisten Jahren haben wir eine reiche Weizenernte. Wir haben auch viele Rinder und Schafe.«
    Graelam nickte. »Es ist Cornwall sehr ähnlich. Gott sei gepriesen, daß wir Weizen und Gerste in einem Tal anbauen können, das vor den Seewinden mit ihrer feuchten Luft geschützt liegt.«
    Als sie über die letzte felsige Anhöhe ritten, brach schon die Abenddämmerung herein. Stolz zeigte Maurice nach vorn. »Dort ist Belleterre.«
    Belleterre war kein wüster Steinhaufen wie Wolffeton. Mit dem geübten Auge des Kriegers sah Graelam, daß es eine
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