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Die Stimme des Feuers

Titel: Die Stimme des Feuers
Autoren: Catherine Coulter
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Schultern.
    Und doch war es erst kurze Zeit her, daß er in der schrecklichen Angst gelebt hatte, sie würde im Kindbett sterben. Laut sagte er: »Schon nach vierstündigen Wehen hast du mir einen laut quäkenden Sohn beschert, Mylady. Du stammst offenbar doch aus einer guten Zucht.«
    Kassia schaute auf. Sie konnte es jetzt noch kaum fassen, daß die Wehen so schnell zu Ende gewesen waren. Langsam verblaßte schon die Erinnerung an die erlittenen Schmerzen.
    Er trat näher an ihr Bett. »Du hast mir einen Höllenschreck eingejagt. Ich war schon so weit, ein Gelöbnis abzulegen, daß ich dich nie wieder anrühren würde, wenn du nur am Leben bleibst. Und im nächsten Augenblick, als ich schon den Schwur zum Zölibat ablegen wollte, hast du mich angelächelt und mir das Wunder gezeigt, das du vollbracht hast.«
    »Hoffentlich«, sagte sie verschmitzt, »hast du deine Meinung inzwischen geändert, Graelam. Aber er ist ein Wunder, nicht wahr? Er wird ein großer starker Mann werden wie sein Vater.«
    »Das wollen wir hoffen, damit er seine Schwester beschützen kann, die im nächsten Jahr zur Welt kommen wird.«
    Kassia lächelte, hob ihren Sohn, der bereits eingeschlafen war, von der Brust und reichte ihn Graelam, der ihn vorsichtig auf den Arm nahm. »Ich kann mir kaum vorstellen, daß ich auch mal so klein und zerbrechlich war«, sagte er nachdenklich.
    »Und so abhängig von der Fürsorge einer Frau!«
    »Ach, das kann ich mir schon eher vorstellen. Diese Lektion habe ich allerdings erst recht spät im Leben gelernt - von einem vorlauten kleinen Mädchen. Fühlst du dich wieder wohl, Kassia?«
    »Ja«, sagte sie und rekelte sich träge. »Aber ich finde es schade, daß er so ganz nach dir kommt. Diese vielen schwarzen Haare! Es ist nicht gerecht - nach all den Mühen, die ich mit ihm hatte.«
    »Vielleicht bekommt er dafür deine frechen haselnußbraunen Augen und dein keckes Kinn.«
    Behutsam legte er seinen Sohn in die Wiege. Während er ihm leicht mit dem Finger über die glatte Wange strich, fühlte er einen so unbändigen Stolz in sich aufsteigen, daß es ihm die Kehle zuschnürte. In diesem Augenblick schwor er sich, daß sein Sohn nie die rohen Grausamkeiten erleben sollte, die er erfahren hatte.
    »Ja, Kassia, er wird ein starker Mann werden. Aber er wird auch lernen, daß er Frauen zu ehren und zu beschützen hat.«
    »Er könnte keinen besseren Lehrmeister bekommen als dich, Mylord.«
    Graelam schüttelte sich mit schwachem Lächeln. »Da steigere ich mich in eine übermäßig ernste Stimmung hinein, und dabei wollte ich dir doch etwas erzählen, das dich zum Lachen bringt. Wir haben eine Botschaft von deinem Vater erhalten.«
    Kassias Augen blitzten. »Demnach ist er bei bester Gesundheit?«
    »Ja, Marie und die Kinder auch. Aber eigentlich betrifft es Geoffrey.«
    Er hielt inne und grinste sie an. Ungeduldig rüttelte sie an seiner Schulter. »Nun sag es doch schon, Graelam! Was ist mit Geoffrey?«
    »Es sieht so aus, als hätten sich deine Tante Felice und Joanna gegen ihn verbündet. Denn Geoffrey ist schon nach drei Monaten Ehe nach Paris geflohen, weil er es nicht mehr ertrug, wie sie aus ihm einen besseren Menschen machen wollten.«
    Kassias fröhliches Lachen perlte durchs Zimmer. »Ich könnte beinahe Mitleid für ihn empfinden«, sagte sie. »Der arme Geoffrey!«
    »Aber bevor er sich empfahl, hat er Joanna noch geschwängert. Damit hat er wenigstens etwas geleistet, das den Beifall seiner Mutter finden müßte.«
    »Weil wir gerade von Kindern sprechen, wann werden wir Guys Sohn zu sehen kriegen?«
    »Ich denke bald. Leider wird Blanche nicht mitkommen, weil sie schon wieder hochschwanger ist.« Graelam stieß einen langen Seufzer aus. »Was für eine angenehme, unterwürfige Frau! So freundlich und verständnisvoll und stets auf das Wohl und die Wünsche ihres Herrn bedacht!«
    Kassia sah ihn mit strenger Mißbilligung an. Aber ihre Augen lachten. Denn es war seit langem ein beliebter Scherz zwischen ihnen, daß er Blanche in den höchsten Tönen rühmte. »Ach, erhalte dir nur diese schöne Illusion, Graelam! Ich aber zweifle an deiner Menschenkenntnis. Sonst hättest du Sir Walter nicht zum Kastellan von Crandall gemacht.«
    »Wie du wohl weißt, mein Weib, kommt Sir Walter seinen Pflichten zu meiner Zufriedenheit nach.«
    »ja, aber erst nachdem du ihm deutlich zu verstehen gegeben hast, daß er seinen Ehrgeiz zu zügeln hat.«
    »Das ist allerdings wahr. Aber ich denke, Dienwald würde ihm
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