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Die Stimme des Feuers

Titel: Die Stimme des Feuers
Autoren: Catherine Coulter
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benehme.«
    »Und ich freue mich auch, Mylord!«
    Graelam schwieg eine Weile. Dann begann er: »Ich möchte dir etwas sagen, Kassia. Nein, Liebe, es ist nichts Schlimmes. Es ist so eine Art Geständnis. Ich will, daß wir beide uns immer die Wahrheit sagen.« Er nahm sie in die Arme und küßte sie fest auf den Mund.
    »Ich will aber kein Geständnis hören, Mylord.«
    Trotz ihres Einwands erzählte er ihr von seinem Besuch beim Herzog von Cornwall. »Auch der Herzog, dieser alte Bock, nannte mich einen Dummkopf. Und ich erkannte, daß er recht hatte. Wenn man eine Frau liebt, muß man sich ihr anpassen. Man büßt dadurch nichts von seiner Stärke ein. Es fiel mir schwer, das einzusehen. Doch schließlich sah ich es ein. Bei meiner Rückkehr nach Wolffeton wollte ich dir meine Gefühle gestehen. Aber du warst nicht da.«
    Nach einer Weile fuhr er fort: »Vor zwei Nächten lag ich elend und niedergeschlagen in meinem Zelt, als Dienwald de Fortenberry hereinkam. Er stellte sich vor, und in diesem Augenblick hätte ich ihm gern den Hals umgedreht. Dann erzählte er mir, daß er dir einen Gefallen schulde, und deshalb müsse er mir die Wahrheit sagen. Wir sind als Freunde geschieden, Kassia. Doch selbst wenn er mir erzählt hätte, daß er ein dutzendmal von dir gekauft wurde, um dich von meiner Burg zu entführen, hätte es nichts geändert. Weißt du, es hätte mir nichts mehr ausgemacht. Du mußtest mir mein Mißtrauen, meine blinde Überheblichkeit verzeihen - und nicht umgekehrt. Auch wenn ich von Dienwald nicht die Wahrheit erfahren hätte, wären meine Gefühle für dich die gleichen geblieben.« Er lachte auf. »Ich glaube, er hätte mir am liebsten die verdammte Halskette zurückgegeben.«
    »Er war immer freundlich zu mir«, sagte Kassia. »Und als Sir Walter ihn nach Wolffeton brachte, hoffte ich, er würde dir die ganze Wahrheit sagen. Von seinen Ketten habe ich ihn nur befreit, weil ich ihn nicht leiden sehen konnte. Ich glaube, es tat ihm schrecklich leid, daß er mich im Verlies zurücklassen mußte, um selber fliehen zu können.«
    »Das stimmt. Glaubst du mir jetzt, Kassia? Glaubst du mir, daß sich meine Gefühle für dich nicht durch seine Worte geändert haben?«
    »Ich glaube dir, Mylord.« Kassias Augen wurden schmal. »Wenn ich jetzt Blanche träfe, würde ich ihr gern die falsche Zunge aus dem Mund reißen!«
    »Wir könnten sie und Guy ja nach Wolffeton einladen, und dann forderst du sie zu einem Wettkampf im Bogenschießen auf!« Sie lachte hell auf.
    »Ah, meine Liebe, ich sehe deinen Vater kommen. Wollen wir ihn davon überzeugen, daß ich keinen Zwang auf dich ausübe?«
    Geoffrey konnte den Worten des Mannes kaum glauben. Sein Feind Graelam de Moreton, der einzige Mensch, der ihm Belleterre streitig machte, hielt sich in der Bretagne auf! In den vergangenen Monaten hatte er zähneknirschend erkannt, daß sein Plan, Graelam in Cornwall ermorden zu lassen, zum Fehlschlag verurteilt war. Der Mann war ständig gut bewacht, und seine Männer waren ihm treu. Aber jetzt war er hier und hatte nur ein Dutzend Männer bei sich.
    Geoffrey kannte jeden kleinen Hügel in der Bretagne, jeden Ort, der sich für einen Hinterhalt eignete. Ob Kassia sich etwas daraus machen würde, wenn er ihren Mann abschlachtete? Wenn ja, dann würde er eben etwas mehr Zeit brauchen, sie herumzukriegen. Zur Hochzeit würde er sie sofort zwingen. Und wenn sie ihm etwa drohte, ihn anzuzeigen, würde er sie einfach einsperren und verprügeln.
    Er hatte viele Wochen am Pariser Hof verbracht und ritt nach seiner Rückkehr sofort wieder weg, um der giftigen Zunge seiner Mutter zu entgehen. Sobald er Kassia geheiratet hatte, würde sie anders über ihn denken. Und wenn sein Onkel starb, gehörte Belleterre ihm.
    Drei Tage später begaben sich Graelam und Kassia auf die Rückreise. Sie hatten schönes Vorfrühlingswetter.
    »Ich glaube«, sagte er, »wir verdanken vieles dem Einfluß deiner prächtigen Stiefmutter. Sie hat sofort erkannt, daß ich dein Herr und Meister sein muß. Ah, eine kluge Frau!«
    Kassia ging auf seinen scherzenden Ton ein. »Du eingebildeter Rohling!«
    »Ich mußte ihr allerdings sagen, daß du mich einfach nicht aus dem Bett gelassen hast. Sie war sehr besorgt, daß mich deine weiblichen Lüste frühzeitig erschöpfen würden.«
    »Weißt du, Mylord, wie unangenehm mir dein großer Körper ist?«
    »Und das jede Nacht«, sagte er. »Arme Kassia!«
    Lachend klopfte sie ihm auf die Schulter.
    In diesem
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