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Die Stimme der Jaegerin

Die Stimme der Jaegerin

Titel: Die Stimme der Jaegerin
Autoren: Thea Harrison
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entgegennahm und einen Schluck trank. Dann kramte er ein Feuerzeug und eine Schachtel Camels aus seiner Hemdtasche und bot ihr eine Zigarette an. Als sie den Kopf schüttelte, klopfte er eine Zigarette aus der Schachtel, schob sie sich zwischen die Lippen und schob mit dem Fuß die rückwärtige Fliegengittertür auf, um ins Freie zu treten. Er hielt ihr die Tür auf, doch sie warf einen Blick auf den bewusstlosen Hund mit seinen Verbänden.
    »Der wird in den nächsten Stunden nicht aufwachen«, sagte Jackson. Seine blassblauen Augen musterten sie scharf.
    Sie atmete tief durch und folgte ihm hinaus. Während Jackson rauchte, trank sie ihr Heineken und sah sich ein wenig um. Sie konnte die Rückseiten der bescheidenen Reihenhäuser an der sandigen, zweispurigen Straße sehen. Im Norden bildeten die ansteigenden Gebirgsausläufer den Horizont. Auf dem braunen Erdboden wuchsen Wüsten-Beifuß, Kakteen und Yuccas, und einige Häuser hatten kleine, sorgfältig angelegte Gärten, die erstaunlich grün waren.
    Nicht so Jacksons Haus. Hier war alles so braun wie der Rest der Wüste. Den meisten Platz in seinem Garten nahm ein kleiner, verbeulter Wohnwagen ein, der auf Betonblöcken statt auf Reifen stand. Nackte Betonstufen führten zur Tür des Wohnwagens hinauf. Die Jalousien waren geöffnet, und der Wohnwagen sah unbewohnt aus. Der Parkplatz daneben war leer.
    Ein großer Teil des Abendhimmels hatte sich verdunkelt. Claudia deutete mit dem Kopf in diese Richtung. »Seltsam.«
    Jackson folgte ihrem Blick. »Da zieht ein Sandsturm auf. Wahrscheinlich ist er in einer Stunde hier. Sieht aus, als würde das Fernsehen wieder ausfallen.«
    Sie hob die Brauen. »Kommt das oft vor?«
    »Oft genug. Handyempfang ist hier ohnehin unregelmäßig, und in solchen Stürmen ist er ganz weg. Manchmal fällt auch das Festnetz aus. Wenn das der Fall ist, dauert es mindestens einen Tag, bis es wieder funktioniert.«
    »Mist.«
    »Der Sturm kann in ein paar Stunden über uns hinweggezogen sein, aber er kann auch die ganze Nacht dauern. Einmal habe ich einen erlebt, der mehrere Tage angehalten hat, aber das ist ungewöhnlich. Die Leute sehen sich DVD s an, hängen in den Bars rum, und irgendwo gibt es immer eine Pokerrunde.« Er zuckte die Schultern. »Man gewöhnt sich dran.«
    Der Sturm schien nicht mehr allzu weit entfernt zu sein. Claudia nahm an, dass er schon bald bei ihnen sein würde, doch im Moment spürte sie noch die Hitze des frühen Abends auf ihrer Haut. Offiziell hatte der Frühling noch nicht angefangen, aber es waren nur noch wenige Tage bis zur Frühjahrs-Tagundnachtgleiche. Sie mochte die Sommer- und Wintersonnwende und auch die Tagundnachtgleiche im Frühjahr und Herbst. Sie verliehen dem Jahr einen Rhythmus und ein Gefühl der Balance.
    Die Hitze des Tages würde schnell schwinden, besonders da sich die Sonne nun allmählich nach Westen neigte. Claudia nahm an, dass die Frühlingsnächte hier ziemlich kalt werden konnten, aber noch fühlte sie sich mit ihren nackten Armen wohl.
    Jackson rauchte seine Zigarette zu Ende, drückte sie aus und warf den braunen Stummel in eine Kaffeekanne neben der Hintertür. »Ich würde ja sagen, Sie reden nicht viel für ne Frau«, sagte er. »Aber Sie reden überhaupt nicht viel. Punkt. So viel wie diese sechs Worte haben Sie in den ganzen letzten Stunden nicht gesagt.«
    Sie nahm einen Zug von ihrem Bier. »Mir ist vor ein paar Jahren der Gesprächsstoff ausgegangen.«
    Jackson grunzte, klopfte eine neue Zigarette aus der Schachtel und zündete sie an. Mit sichtlichem Genuss nahm er einen tiefen Zug. Die Glut an der Spitze leuchtete rot auf. »Warum?«
    Sie hob eine Schulter. Zu viel Blut, zu viel Tod. Ihre Einheit war einmal zu oft unter Beschuss geraten, und beim letzten Mal war kaum einer von ihnen mit dem Leben davongekommen. Manchmal, dachte sie, waren Erlebnisse so grauenhaft, dass man tief in sich ging, alles Schreien hinter sich ließ und sich in der Stille vergrub.
    Sie trank ihr Heineken aus.
    Jackson rauchte. Sie mochte den Geruch von Zigarettenrauch. Er war tröstlich und erinnerte sie an Menschen, die ihr wichtiger gewesen waren als ihr eigenes Leben. An Menschen, die sie im Diesseits niemals wiedersehen würde.
    Jackson fragte: »Und wie lautet nun die wahre Geschichte? Kennen Sie den Hund?«
    »Nein«, sagte sie. »Ich habe ihn gefunden, wie ich gesagt habe.«
    »Eigentlich hätte er auf diesem Tisch längst gestorben sein müssen«, sagte er.
    »Sehe ich auch so.« Sie
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