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Die Stimme der Jaegerin

Die Stimme der Jaegerin

Titel: Die Stimme der Jaegerin
Autoren: Thea Harrison
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war und die Täter davon gewusst hatten, warum hatten sie versucht, ihn umzubringen? Und was würden sie tun, wenn sie erfuhren, dass er nicht tot war? Jackson war klug, aber er war ein älterer Herr, und der Hund konnte sich im Moment nicht selbst verteidigen.
    »Ich sollte ihn lieber mitnehmen«, sagte sie.
    Jackson sah sie mit zusammengekniffenen Augen an. »Und was wollen Sie mit ihm machen? Wohin wollen Sie mit ihm? Seine Verletzungen sind so schwer, dass er nicht transportfähig ist, und außerdem zieht ein Sturm auf. Sie sagten, sie seien aus New York. Wohin wollten Sie denn eigentlich? Sie waren auf der I-80 unterwegs, und der Highway wird heute Nacht nicht gut befahrbar sein.«
    »Ich mache Urlaub«, sagte sie. Sie hatte die Army verlassen, vier Jahre bevor sie Anspruch auf die Pension für zwanzig Dienstjahre gehabt hätte, aber mit dem, was ihre Eltern ihr hinterlassen hatten, kam sie über die Runden. Schon seit einigen Jahren machte sie jetzt Urlaub, weil sie sich nicht über längere Zeit konzentrieren konnte. Sie konnte sich in keinem neuen Job eingewöhnen, konnte nicht schlafen, und wenn sie doch schlief, konnte sie sich nicht gegen die Albträume wehren. »Ich war auf dem Weg in den Süden zum Frühjahrscamping, habe aber keinen festen Plan. Ich hätte Zeit, mich um ihn zu kümmern.«
    Jacksons Profil war so verwittert wie die Gebirgsketten in dieser Gegend, die Konturen waren vom Alter stumpf geworden. Nach einem Augenblick sagte er: »Der Wohnwagen im Garten steht leer.«
    »Tatsächlich?«
    »Er ist für meine Tochter gedacht, wenn sie aus Fresno zu Besuch kommt. Sie fühlt sich mit der Einrichtung meiner Küche nicht unbedingt wohl.«
    Claudia schaffte es, nicht zu grinsen.
    Jackson fuhr fort: »Wenn Sie möchten, können Sie hierbleiben und sich um den Hund kümmern.«
    »Das ist großzügig von ihnen.« Sie konnte nicht widerstehen, dem Hund leicht über den weichen, breiten Kopf zu streicheln, eine der wenigen Stellen, die nicht mit Verbänden bedeckt war. »Am besten wäre es wohl, wenn ich mir ein Motelzimmer nehme.«
    Er schnaubte. »Wie kommen Sie darauf? Ich biete Ihnen den Wohnwagen kostenlos an. Das ist viel billiger als ein Motel. Er hat fließend kaltes Wasser, eine Propangasheizung und ist an die Stromversorgung meines Hauses angeschlossen. Die Küche ist klein, aber brauchbar. Außerdem ist es dort viel ruhiger als in einem Motel, bis auf den Wind, und den werden Sie heute Nacht überall in Nirvana hören. Sie wissen nicht, ob es vielleicht Komplikationen mit dem Hund gibt. Eigentlich müsste er ins Krankenhaus, aber hier in der Gegend gibt es keins. In den ersten ein, zwei Nächten wüsste ich ihn gern in meiner Nähe, damit ich nach ihm sehen kann.«
    Claudia rieb sich den Nacken. »Also gut«, sagte sie. »Das leuchtet mir ein. Vielen Dank.«
    »Okay.« Er machte eine Pause. »Glauben Sie, wir kriegen ihn in den Wohnwagen, solange er noch bewusstlos ist?«
    »Wenn ich ihn ganz allein in mein Auto gehievt habe, bin ich sicher, dass wir ihn gemeinsam auch in den Wohnwagen kriegen.«
    Er betrachtete sie aufmerksam. Sein Verstand war keineswegs verwittert oder vom Alter stumpf geworden. »Ich habe keine Minute lang geglaubt, dass Sie diesen Hund gequält haben. Dafür sind Sie zu wütend über das, was ihm passiert ist. Aber John hat recht, irgendetwas stimmt an dieser Geschichte nicht. Der Hund war in so schlechter Verfassung, dass er selbst nicht mithelfen konnte, in den Wagen zu gelangen.«
    Claudia hatte ihre Unschuld schon vor zu vielen Jahren verloren, um ein wirklich unschuldiges Lächeln zustande zu bringen. Aber nichtssagend schaffte sie sehr gut. »Ich bin stärker, als ich aussehe.«
    Eine Stunde später hatte sich das Gesicht der Wirklichkeit verändert. Claudia rollte ihren Schlafsack aus, um den Hund daraufzulegen, dann trugen sie und Jackson ihn in den Wohnwagen. Heimlich setzte sie ein wenig
    Telekinese ein, sodass es nur noch anstrengend war, den massigen Körper zu bewegen, und keine übermäßige Strapaze.
    Jackson schaltete die Heizung im Wohnwagen ein und zeigte Claudia die Bedienung. Sie fuhr ihren Wagen auf den Parkplatz neben dem Wohnwagen und trug ein paar ihrer Sachen hinein – ihre Coleman-Kühlbox mit Essen und Getränken, die Tasche mit ihrem Laptop und dem Satellitenhandy, die verschlossene Metallkiste, in der sie ihre Pistole aufbewahrte, den Koffer mit ihrer Kleidung, ein paar Taschenbücher und das seltsame Geschenk, das sie vor einiger Zeit
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