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Die Stimme der Jaegerin

Die Stimme der Jaegerin

Titel: Die Stimme der Jaegerin
Autoren: Thea Harrison
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reckte den Hals erst in die eine, dann in die andere Richtung.
    »Dachte ich mir«, sagte Jackson. »Wissen Sie, es könnte einfach bedeuten, dass er ein verdammt sturer Hund ist. Ich habe schon Lebenswillen bei Tieren gesehen, das würden Sie mir nicht glauben.«
    »Ist möglich.« Sie wartete. Sie glaubte zu wissen, was als Nächstes kommen würde.
    Jackson enttäuschte sie nicht. »Oder es könnte etwas anderes bedeuten.« Mit dem Rand der Flasche schob er sich den Hut in den Nacken. »Was der Grund dafür war, dass Sie mich bei der Arbeit die ganze Zeit so genau im Auge behalten haben, nicht wahr? Deshalb wollten Sie ihm helfen. Und deshalb haben Sie darauf geachtet, welche Betäubungsmittel ich ihm gebe. Er könnte einfach nur ein sturer Hund sein, der nicht sterben will. Oder er könnte ein Wyr sein. Und in diesem Fall wäre das, was ihm zugestoßen ist, nicht nur Tierquälerei, sondern versuchter Mord.«
    »Sehe ich auch so«, sagte Claudia noch einmal.

2
Herd
    »Aber Wyr sind berühmt für ihre Selbstheilungskräfte«, fuhr sie fort. »Müssten nicht ein paar Verletzungen schon verheilt sein?«
    »Vielleicht sind sie das ja, und er ist deshalb nicht gestorben. Ihr Magiesinn ist nicht stark genug, um zu erkennen, ob er Wyr ist oder nicht«, sagte Jackson. Er formulierte es nicht als Frage.
    Trotzdem antwortete sie ihm. »Nein.«
    »Meiner auch nicht. Und Johns ebenfalls nicht, sonst hätte er etwas gesagt.«
    »Hätte er?«
    »Was zum Geier wollen Sie damit sagen?« Er warf ihr einen scharfen, kritischen Blick zu.
    Vorhin war das riesige, weite Land, durch das sie gefahren war, so leer gewesen, dass nicht einmal ein Vogel am Himmel zu sehen gewesen war. Rodriguez musste sehr schnell gefahren sein, um sie überhaupt gesehen, geschweige denn mit dem Radar erfasst zu haben. Warum sie selbst so schnell unterwegs gewesen war, wusste sie – bei ihm wusste sie es nicht. Sie fragte sich, was so dringend gewesen war, dass er deswegen mit so hoher Geschwindigkeit gefahren war. Und was für ein Auftrag es auch gewesen sein mochte, er hatte ihn abgebrochen, um sie anzuhalten.
    Es mochte Zufall gewesen sein, dass Rodriguez sie angehalten hatte, so kurz nachdem sie den Hund gefunden hatte. Der Sheriff hatte seine Waffe nicht gezogen, sondern nur die Hand darauf gelegt, und der Hund war so schwer verwundet gewesen, dass jeder an seiner Stelle vorgeschlagen hätte, ihn von seinem Leid zu erlösen. Sie hatte selbst daran gedacht.
    Rodriguez hatte es zweimal angesprochen.
    Zufälle und leise Zweifel. Es waren nur Kleinigkeiten, die bestimmt nichts zu bedeuten hatten. Freundlich sagte Claudia: »Nichts. Ich kenne den Sheriff nicht, und ich kenne Sie nicht. Das ist alles.«
    Der Tierarzt seufzte schwer, es klang resigniert. »Nun, offenbar hat irgendetwas Sie darauf gebracht, dass dieser Hund ein Wyr-Wesen sein könnte.«
    »Rodriguez hat einen wichtigen Punkt angesprochen«, sagte sie. »Es war nicht leicht, ein so großes Tier auf den Rücksitz meines Wagens zu bekommen.«
    »Richtig, aber Sie haben es irgendwie geschafft. Und?«
    Sie blinzelte zum stürmischen Frühabendhimmel hinauf. Was war das für eine Farbe? Es war weder richtig orange noch richtig rot. Vielleicht sah so Schwefel aus.
    »Als ich ihn gefunden habe, war er wach«, sagte sie. »Er hatte ohnehin schon schlimme Schmerzen, und ich habe ihm noch mehr zugefügt, als ich ihn in den Wagen gehoben habe.« Sie dachte an den Blick, mit dem der Hund sie angesehen hatte, dachte an den scharfen Verstand, den sie hinter seinen Qualen gespürt hatte, und suchte nach weiteren Worten. Sie waren schwierig zu finden, wenn der Körper lange nicht mehr gesprochen hatte. Jackson starrte sie an. Endlich sagte sie: »Er hat mich nicht gebissen.«
    Wieder seufzte Jackson. Er öffnete die Fliegengittertür und ließ Claudia vorangehen. Sie ging um den Tisch herum, und er folgte ihr. Beide betrachteten den bewusstlosen Hund.
    Jackson sagte: »Wahrscheinlich ist es ein gewöhnlicher Hund. Ihm steht eine lange, schwere Genesung bevor, und das sind nur die körperlichen Verletzungen. Nach den Misshandlungen, die er erlitten hat, kann es Monate dauern, bis er wieder jemandem vertraut. Er wird in ein paar Stunden zu sich kommen. Gegen die Schmerzen kann ich ihm Medikamente geben, aber ich werde ihn trotzdem in einen Verschlag sperren müssen.«
    Sie schürzte die Lippen. Es war ihr zuwider, den Hund einzusperren, besonders wenn er womöglich ein Wyr-Wesen war. Wenn er wirklich ein Wyr
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