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Die Stimme der Jaegerin

Die Stimme der Jaegerin

Titel: Die Stimme der Jaegerin
Autoren: Thea Harrison
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er den geschwollenen Hals des Hundes betastete, nahm sein Gesicht einen angespannten Ausdruck an. Er streckte die Hand aus, und sie reichte ihm das Instrument. »Er hat noch einen Strick um den Hals«, sagte er. »Ich brauche Ihre Finger hier. Halten Sie das Fleisch zurück, damit ich das Seil durchschneiden kann.«
    »Scheiße.« Sie beugte sich vor und zog das geschwollene, aufgescheuerte Fleisch so gut sie konnte auseinander.
    »Können Sie mich zu der Stelle bringen, an der Sie den Hund gefunden haben?«, fragte Rodriguez.
    »Nein«, sagte sie.
    »Das kam ziemlich vorschnell«, gab der Sheriff zurück. »Haben Sie überhaupt über die Antwort nachgedacht?«
    »Ich komme aus New York«, sagte sie angespannt und durchbohrte den Sheriff mit einem scharfen Blick. »Ich kenne mich hier nicht aus. Die Wüste sieht für mich überall gleich aus, und ich habe nicht darauf geachtet, wo ich war, als ich mich entschied, anzuhalten, um mir den Haufen am Straßenrand näher anzusehen.«
    »Erst haben Sie gesagt, Sie hätten den Hund gefunden«, sagte Rodriguez. »Dann sagen Sie, er gehört Ihnen. Tierquälerei ist gegen das Gesetz.«
    »Um Himmels Willen, John!«, schnauzte Jackson.
    »Irgendwas an ihrer Geschichte passt nicht zusammen«, sagte Rodrigues mit harter Stimme. »Verdammt, sie kann einen Hund von dieser Größe und diesem Gewicht unmöglich ganz allein in ihren Wagen bekommen haben.«
    Sie schob den Unterkiefer vor. Sollte sie dem Sheriff von ihrer Telekinese erzählen? Nachdem sie die jüngsten Ereignisse noch einmal überdacht hatte, blieb sie bei ihrer ursprünglichen Intuition und schwieg.
    Der Tierarzt sagte: »Dieser Hund wurde hinter einem Auto hergeschleift, bis das Seil gerissen ist. Geh und sieh dir ihre verdammte Stoßstange an. Wenn du etwas findest, nimm sie fest. Wenn nicht, verzieh dich. Wir haben hier eine Menge zu tun, und es wird eine Weile dauern.« Er zuckte schicksalsergeben mit der Schulter. »Es sei denn natürlich, der Hund stirbt.«
    »Das habe ich mir in der letzten Dreiviertelstunde oft gesagt.« Dieser Hund hatte einen so starken Überlebenswillen, wie er Claudia nur selten untergekommen war. Ihr Gefühl sagte ihr, dass er nicht auf Jacksons Tisch sterben würde. An Rodriguez gewandt fügte sie hinzu: »Wenn Sie mir einen Strafzettel ausstellen wollen, legen Sie ihn zusammen mit meinem Führerschein und den Wagenpapieren auf den Tresen. Ich werde ihn bezahlen, bevor ich die Stadt verlasse.«
    Einen Augenblick lang schwieg der Sheriff. Dann knurrte er: »Also gut.«
    Rodriguez stapfte aus der Vordertür. Zehn Minuten später war er wieder da, knallte die Papiere auf die Ecke des Tresens und sagte zu Jackson: »Ruf mich an.«
    Ohne seine Arbeit zu unterbrechen, nickte der Tierarzt, und der Sheriff ging ohne ein weiteres Wort.
    Als Jackson endlich das Seil vom Hals des Hundes entfernt hatte, war Claudias Magen zu einem einzigen harten Knoten zusammengeschrumpft. Anschließend wuschen sie den Hund, um ihn von Sand und Schmutz zu befreien. Er hatte am ganzen Körper offene Wunden. Jacksons betagtes Gesicht war angespannt, seine hellen Augen loderten, und Claudia hatte den Verdacht, dass sie selbst nicht anders aussah. Er machte Röntgenaufnahmen, diagnostizierte Rippenbrüche und verband sie. Außerdem musste er dem Hund zwei Kugeln aus dem Fleisch schneiden. Lange arbeiten beide schweigend, nur Jacksons scharfe Kommandos durchbrachen die Stille. Claudia tat alles, was er sagte, und sie tat es schnell.
    Jacksons Medizin war gewöhnlich, was hieß, er benutzte bei seinen Verfahren keinerlei Zauber. Weder an dem Mann selbst noch irgendwo in seinem Haus konnte Claudia einen Funken magischer Energie spüren, allerdings war ihr Magiesinn so gut wie nicht vorhanden. Ihr kamen die meisten Lebewesen, Gegenstände und Orte gewöhnlich vor. Sie hatte nie herauszufinden versucht, ob ihr eigener Magiefunke für den Übergang in ein Anderland ausreichte – unter anderem deshalb, weil sie die Landmagie der Übergangspassagen nicht spürte.
    Schließlich war Jackson mit der Behandlung des Hundes fertig. Während er den Beatmungstubus entfernte, sich aufrichtete und die Handschuhe abstreifte, streckte Claudia ihren schmerzenden Rücken und die Schultern. Auch sie zog ihre Handschuhe aus und warf sie in den Eimer für Sondermüll neben der Hintertür.
    Jackson nahm zwei Flaschen Heineken aus dem verbeulten Kühlschrank. Er öffnete die beiden grünen Flaschen und reichte eine davon Claudia, die sie
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